Inwiefern ist Digitalisierung diskriminierend?

2 Antworten

Wenn das so behauptet wurde, ist das eher Blödsinn.

Nehmen wir nur mal das ChatGPT. Das ist von der Nutzung her durchaus sehr einfach gestrickt, kann soweit von jedem benutzt werden. Auch viele andere Dienste sind mittlerweile so einfach gebaut, dass sie sehr problemlos von im Grunde allen Menschen genutzt werden können.

Zumindest sind sie nicht mehr diskriminierend wie andere Dinge auch, beispielsweise eine normale Google-Suche u.ä. Wenn man also so argumentiert, muss man fast das halbe moderne Leben als Diskriminierung bezeichnen (siehe mein Beispiel am Schluss).

Dass man so etwas nicht selbst ohne weiteres programmieren kann, liegt in der Natur der Sache. Es kann auch nicht jeder einfach so sein eigenes Auto zusammenbauen. Deswegen sind Autos aber trotzdem nicht diskriminierend. Ich denke, dieser Vergleich trifft es sehr gut.

ABER: Es gibt ein ganz anderes Diskriminierungsproblem mit einer KI. Denn so eine KI macht genau das, wozu sie programmiert wurde. Mitunter findet sie Muster und Lösungen, die wir nicht wollen. Zwei Beispiele aus der realen Welt:

A) Es gab ein Gesichtserkennungsmodell, was nur mit westlichen bzw. "Bleichgesichtern" trainiert wurde. Dieses Modell hatte dann massive Probleme mit farbigen Gesichtern. Logisch aus Programmiersicht, da es so nie trainiert wurde.

B) Es gab ein Problem (ich meine es war Österreich), wo eine KI die Gelder für Weiterbildungen von Arbeitslosen optimieren sollte. Es fand in den Mustern die Situation, dass Weiterbildungen für Menschen mit größeren Erwerbslücken meist nicht so gut geeignet sind. Solche Menschen können manchmal ja auch schwer einen Job behalten oder oder oder. Doch dummerweise weisen auch Mütter mitunter mehrere Jahre Erwerbslücken auf (Kindererziehung bis zum Schulalter u.ä.) und daher hat die KI plötzlich pauschal Frauen diskriminiert.

An diesen Problemen merkt man eher, dass es zusätzlich zum Programmierkurs auch Datenethik oder wie auch immer sich das nun bezeichnen wird, geben sollte.

Was passieren kann, sind KI-Algorithmen in Social-Media-Plattformen u.ä. Sie schlagen dir vor, was du vermeintlich magst. Und sie lernen, dass man erfolgreich ist, wenn man Hass schürt. Eventuell wird es eher aus dieser Richtung gemeint.

Was die allgemeine Diskriminierung hinsichtlich Digitalisierung angeht auch hier ein Praxisbeispiel:

Wenn du kein Konto hast, kein Smartphone oder sonst wie schweren Zugang dazu (betrifft oft ältere Menschen), wenn du also nicht mit sowas aufgewachsen bist, kann es schwierig sein, wenn etwas zwingend ein Smartphone voraussetzt. Hier in BW gab es Versuche, die Fahrkartenautomaten gänzlich abzuschaffen. Also du konntest nirgendwo mehr Papier-Tickets kaufen. Auch nicht am Service-Punkt. Damit hat man aber durchaus ältere Generationen teilweise vom ÖPNV ausgeschlossen und damit diskriminiert.

Mir fallen da ein paar Personengruppen ein

  • Flüchtlinge ohne Medienkompetenz (wer schult die?)
  • Ältere Leute, die langsam abgehängt werden, weil alles digitalisiert wird (Onlinebanking auf einem kleinen Display etc.)
  • Menschen, die gegen Smartphones sind (war erst letztens das Problem, dass die DB keine Plastik-Bahncrads mehr ausstellen will)
  • Menschen, die Smartphones nur für WhatsApp und Tiktok nutzen und sich sonst überfordert fühlen

Googeln ist nicht schwer, aber die richtigen Informationen aus den Ergebnissen filtern ist schwer