In welchem Alter sollten Kinder Zuhause ausziehen?

Das Ergebnis basiert auf 65 Abstimmungen

Wenn die nötigen Voraussetzungen dafür stimmen, wie zb... 54%
Anderes. Meine Ansicht dazu ist folgende ... 29%
Im Alter von (...) weil... 8%
Je früher desto besser 5%
Je später desto besser 5%

46 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Anderes. Meine Ansicht dazu ist folgende ...

Im Herkunftsland meiner Frau ist es Standard, dass drei Generationen im selben Haus leben (meist allerdings auf unterschiedlichen Stockwerken oder jemand im Nebengebäude).

Je öfter ich das Miteinander dort erlebt habe, umso reizvoller erscheint es mir eigentlich. Kinderbetreuung und Altenbetreuung sind da automatisch integriert. Wenn die Eltern außer Haus sind, um Geld zu verdienen, schauen die Großeltern auf die Kinder, helfen im Haushalt, Kochen, usw...

Während hierzulande jeder mühsam versucht, sein Leben alleine auf die Reihe zu kriegen und neben Beruf und Einkaufen noch ausreichend Zeit aufzubringen, die Alten zu besuchen, mit den Kindern zu spielen... dabei ginge es auch ganz ohne KITA und Altenheim.

Klar hat auch die Unabhängigkeit Vorteile und ich bin – wie hierzulande üblich – auch sofort ausgezogen, als ich genügend Geld verdient habe, um mir eine eigene Wohnung leisten zu können... aber die Selbstverwirklichung erkauft man sich mit höheren Lebenskosten, vernachlässigten Kindern und mehr Stress.

Niyaha22  30.11.2021, 10:06

Mehrgenerationenhäuser sind zwar in vielen Bereichen vorteilhaft, aber dazu müssen auch die Regeln klar sein. Meine Erfahrungen besagen einmal und nie wieder, weil es nur Einmischungen und andere Grenzüberschreitungen gab.

Und Kinder möchten auch gern mit anderen Kindern Kontakt haben. Kindergärten sollten allen Kindern zugestanden werden.

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frostfeuer85  30.11.2021, 10:09
@Niyaha22

Für sowas muss natürlich das Klima zwischen den Bewohnern passen. Die Familie meiner Frau ist da sehr locker und lässt jedem ausreichend Freiraum, während man da wo es Sinn macht (bei der Versorgung und bei den Kosten) auf Zusammenhalt setzt.

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zHellSSBlue  30.11.2021, 10:13

An sich stimme ich dir zu: Praktisch, weil man KITA etc. sich sparen kann. Es gibt Vorteile und (das kann man jetzt zwar nicht mit dem realen Leben vergleichen) so mache ich es üblicherweise, wenn ich Sims spiele und die erste Generation "ausgespielt" ist.

Allerdings ist je nachdem wann die 2. Generation startet, der Platz problematisch bzw. wenn man jetzt mit den Eltern in einer eher kleinen Wohnung gelebt hat, nicht sehr vorteilhaft. Bezweifle aber auch, dass man diese Idee nachverfolgen würde, wenn das Wohnplatz wie gesagt klein ausfällt.

Hängt aber auch noch davon ab, welche Regeln gelten oder wie z. B. die Eltern ihre Kinder erziehen wollen. Denn wenn beide Vollzeit arbeiten und sich die Grosseltern überwiegend um die Erziehung kümmern würden, kann das auch problematisch sein, wenn der Erziehungsplan nicht dem der Eltern entspricht.

Kurz zusammengefasst:

Bei mehreren Generationen in einem Haus gibt es viele Vorteile, die man so nicht geniessen kann, wenn man auszieht und in einer eigenen Wohnung dann seine Familie gründet.

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aekw11 
Fragesteller
 30.11.2021, 10:16

Diese Art des Zusammenlebens erscheint mir auch heute noch menschlicher und familienfreundlicher. Das soziale Leben wird durch diese Art der Gemeinschaft doch irgendwie gefestigter.

Ein selbstverständliches füreinander da sein, bei dem sich alle geliebt, geschätzt und gebraucht fühlen ist ein Stück Lebensqualität das in unserer "modernen" Gesellschaft nicht selten zu kurz kommt, wenn Kinder und älteren Personen sich selbst überlassen bleiben, oder sie gar das Gefühl haben eine Belastung zu sein.

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Anderes. Meine Ansicht dazu ist folgende ...

Wir haben beim Mittagessen lange darüber diskutiert. Und sind dann doch zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen:

Dass die Kinder, sobald sie erwachsen sind, aus dem Haus gehen, mag in der heutigen Zeit richtig und normal erscheinen. Jeder verdient seinen Lebensunterhalt oder genießt seine Rente, es besteht daher keine Notwendigkeit, zusammen zu bleiben. Jeder kommt alleine zurecht und verbindet sich oft nur lose mit anderen. Das Leben erscheint sicher.
Uns ist kaum bewusst, dass sich das sehr schnell ändern kann. Und dass diese wenigen Jahrzehnte des Wohlstands nach dem Krieg nichts Dauerhaftes sein können. Zu groß sind die Gefahren. Zudem existiert der Wohlstand nicht überall.

Die Grundlage der menschlichen Existenz ist die Familie. Unbedingt notwendig für die Kinder (und sogar das wird immer mehr in Zweifel gezogen.). Aber warum nur für die Kinder? Was ist mit den Eltern und Großeltern? Warum sollen alt und jung unbedingt getrennt leben? Warum nicht mal unter einem anderen Gesichtspunkt an die Sache herangehen?
Meine Tochter sagte mal, dass sie es schrecklich finde, dass die Menschen so separiert leben und nicht vermischt. Sie erinnerte sich an das Buch "Momo". Die Kinder lebten in Kinderhäusern. Niemand sollte mehr sinnlos frei herumlaufen.
So viele Menschen lasen "Momo", aber wer sieht schon die Analogien zum Jetzt. Als meine Tochter das sagte, gingen wir grade am Altersheim vorbei. Und sie fand das Verschwinden der Alten in den Altersheimen schrecklich. Stell dir vor, sagte sie, da ist eine große schöne Wiese. Und es sind Blumen drin. Auf den ersten Blick wunderschön. Auf den zweiten Blick: Das ist komisch, irgendwas fehlt, es schaut unnatürlich aus, nicht echt. Es fehlen die kleinen Pflänzchen, die noch nicht blühen, und nichts welkt, nichts ist verdorrt. Die kleinen Sprösslinge sind alle im Gewächshaus, die alten verwelkten Pflanzen auf dem Kompost. Sie sagte, sie findet es bedrückend, ein großes Haus voll alter Menschen mit Falten und Gebrechen, einer neben dem anderen. Wenn diese Menschen jedoch unter all den anderen wären, den Großen, den Kleinen, dann würde keiner einen bedrückenden Eindruck machen. Es wären Menschen mit langer Lebenserfahrung.

Unsere Tochter kam aus dem Ausland zurück mit einem Neugeborenen im Arm. Wir lebten ab da mehrere Jahre zusammen in einer Wohnung, sehr beengt. Aber ich möchte die Zeit nicht missen. Aus zwei Gründen: Die wunderschönsten Erlebnisse verdanke ich dieser Zeit. Ich hab die Kleine viel bewusster aufwachsen sehen als wie meine Kinder. Das waren solche Erlebnisse wie - egal, ich muss das jetzt unbedingt erzählen. :-) Das Mauserl hatte grade zu laufen angefangen, war noch sehr wacklig auf den Beinen. Und da war ein Klettergerüst aus Holz. Ich hob sie auf eine Sprosse. Und obwohl sie noch nie auf sowas klettert war, wusste sie, dass man da hinaufsteigt. Mir war klar, das geht nicht, sie fällt runter. Sie bestand darauf zu klettern. Gut, ein paar Sprossen, und dann hebe ich sie runter. Ging nicht, sie hielt die obere Sprosse eisern mit den Händen fest. Ich hätte ihre Hände mit Gewalt lösen müssen. Nachklettern? Nein. Also unten stehen, sie beobachten und die Arme schon zum Auffangen hinhalten.
Und schon geschah es. Sie fiel genau in meine Arme. Sie sah nicht einmal erschrocken aus. Zappelte, sie wollte runter. Und schnurstracks, wieder auf die Leiter. Jetzt waren wir schon ein geübtes Team. Aber was dann geschah, war faszinierend. Sie blieb auf genau der gleichen Sprosse stehen, von der sie gefallen war. Stand so eine Weile, bewegte sich nicht. Dann ließ sie eine Hand los, stand wieder ruhig da. Dann umfasste sie wieder mit beiden Händen das Holz. Dann ließ sie beide Hände los, stand kerzengerade, fasste wieder die Sprosse und wippte - in Zeitlupe - vor und zurück. Dann stieg sie langsam und bedächtig die wenigen Sprossen herunter. Ich kann das heute immer noch nicht begreifen. Sie war doch noch so klein, konnte doch noch nicht bewusst denken. Was ich da sah, war Leben pur, wie es danach drängt zu lernen, auszuprobieren. Und da darf man nicht dreinpfuschen, darf nur ein bisserl beschützen. Mir ging das Erlebnis so unter die Haut.
Und dann war dieses heftige Gewitter. Es blitzte und krachte und die Wolken schütteten Wassermassen herunter. Ich saß mit der Kleinen im Arm, in eine Wolldecke eingehüllt, unter dem Garagendach. Dicht vor uns die Regenrinne der Garage, aus der das Wasser nur so schoss. Der Wind bog die Zweige der Haselnuss hin und her. Wir waren allein auf dem Planeten, es gab nur uns und die wilden Elemente. Wir saßen lange, bis das Gewitter vorbei war und wir gerufen wurden. Kann das jemand nachvollziehen? Alleine wäre ich bestimmt nicht an der Garage gehockt.
Gut, das war der eine Grund. Den anderen berichte ich kürzer: Ich habe in dieser Zeit wahrscheinlich mehr gelernt als in den Jahren davor. Mehr über mich, mehr über andere Menschen, habe aus den Schwierigkeiten heraus praktische Talente entwickelt und anderes mehr. Habe gelernt, dass keiner als Einzelwesen bestehen kann, dass wir einander brauchen.

Dann aus dem Leben meiner Eltern: Mein Vater sorgte dafür, dass ich weiter in die Schule gehen hätte können. Durch das Begabtenförderungsgesetz wäre Geld geflossen. Meine Geschwister sorgten dafür, dass ich in die Stadt kam, in einem Nonnenheim wohnte und arbeiten ging, als Stenotypistin. Mein Vater dachte, ich hätte eine Stelle beim Staat und könne die Beamtenlaufbahn erklettern. Ich hab heute noch seine Briefe, in denen er mich ermahnte, fleißig zu lernen, dann könne ich mal einen hohen Posten bekommen. Ich checkte überhaupt nichts. Und bevor mein Vater merkte, dass meine Geschwister ihn angeschwindelt hatten, starb er. Sie taten es, weil sie für die Eltern sorgen wollten. Sie waren ja nicht mehr die Jüngsten bei meiner Geburt und meine Geschwister dachten, sie sollten jetzt freigestellt werden von der Erziehung eines Mädchens in der Pubertät.
Mir tat es nicht gut, ich war total unerfahren, fiel in jeden Mist. Und meinen Eltern tat es genausowenig gut. Meine Mutter schrieb in ihren Briefen oft, dass sie so alleine wären, dass Papa fast nichts mehr redet, dass sie nur noch traurig wäre. Natürlich hätte es auch Probleme gegeben, wenn ich zu Hause geblieben wäre und dem Bus zur Schule. Die hätten wir schon bewältigt, Papa mit einem Machtwort, ich mit Widerworten, aber der Vernunft nicht unzugänglich. Und es wäre Leben im Haus gewesen.

Das Ergebnis der Diskussion beim Mittagessen: Am besten funktioniert es, wenn die Kinder bald aus dem Haus gehen, Lebenserfahrungen machen und eine Tochter zurückkommt, wenn sie eine Familie gründet.
Der Sohn zieht dann mit seiner Familie zur Familie der Frau.
Davon profitieren die Alten, die Mittelalten und die Kleinen.
Weil jeder den anderen unterstützen kann, keiner depressiv und ohne Hilfe leben muss, keiner in Fremdbetreuung gehen muss und immer Leben in der Bude ist.
Man muss ja nicht unbedingt im gleichen Haus wohnen, aber in der gleichen Straße, oder Garten an Garten, dass die Kleinen hin und her laufen können.

aekw11 
Fragesteller
 30.11.2021, 23:12

Herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort, fürs Miterleben und zusehen dürfen.

Mir gefallen die Bilder die vor dem inneren Auge auftauchen. Momentaufnahmen von einem friedlichen und erfüllten Miteinander, in dem jede Generation ihren Platz ausfüllt und sich geliebt und gebraucht fühlt. Für mich ist es das Ideal eines funktionierenden Familienmodells.

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lumbricussi  30.11.2021, 23:51
@aekw11

Na klar, es gibt viele Dissonanzen und Probleme. Aber ist unser menschliches Gehirn nicht hervorragend geeignet zum Problemlösen? Wenn Familie nicht trotzdem funktionieren würde, hätte die Evolution sie schon längst fallen lassen.

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Anderes. Meine Ansicht dazu ist folgende ...

Hallo liebe aekw und den anderen Tollen hier,

ob es da eine feste Altersgrenze geben kann, oder muss, weiß ich nicht. Einige Eltern sind später ganz froh, wenn die Kinder aus dem Haus sind und sie dieses wieder für sich alleine haben können, andere empfinden das als mittlere Katastrophe, vielleicht auch, weil sie dann wissen, dass sie endgültig nicht mehr zu den Jungen gehören?! und sie in ein tiefes Loch fallen.

Ein langsamerer Abnabelungsprozess ist m. E. nicht verkehrt, so man sich gut versteht und ab wann der sein soll, hm, siehe oben. Ich bin mit Mitte 20 ausgezogen, jedoch, als meine Eltern alt waren, wieder in dasselbe Haus zurückgekommen um da zu sein und zu helfen.

Dir und den anderen Tollen einen schönen Tag, LG. :-))

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Man hat schon so Einiges erlebt
aekw11 
Fragesteller
 30.11.2021, 14:44

Hallo liebe Pica, das hast Du mit viel Scharfblick sehr einfühlsam beschrieben..

... das entspricht der Wunschvorstellung vieler älter gewordene Eltern wenn sie in ihren jahrzehntelang vertrauten vier Wänden bleiben können und die Kinder dann wieder in direkter Nähe wohnen um sie zu unterstützen.

Eine wunderbare Möglichkeit den Eltern etwas von ihrer uns erwiesenen Liebe zurück zu geben.

Danke und auch Dir einen schönen Tag!

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PicaPica  30.11.2021, 16:45
@aekw11

Wenn die Familie nicht zusammenhalten kann, wie soll es da eine große Gesellschaft? Danke für diese nicht uninteressante Frage liebe Freundin und hab einen schönen Tag noch. GLG. + ... :-))

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Lazarius  30.11.2021, 17:45

Liebe Freundin, das ist doch schön, wenn es Möglichkeiten gibt, dass die Jungen den Alten im Alter helfend zur Seite stehen können. Die Menschen müssen zusammen passen, sodass es funktionieren kann.

Unsere Tochter ist bereits mit 19 ausgezogen, worüber ich nicht unbedingt böse war, denn sie war in diesem Alter sehr, sehr stressig. Damit ich rund 10 Jahre später wieder in ihrer wieder in ihrer Nähe landen würde konnte ich damals noch nicht ahnen. Aber zum Glück hat sie das stressige Wesen abgelegt.

Euch noch einen schönen Abend und herzliche sowie liebe Grüße von eurem

W. + ... :-)))

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PicaPica  30.11.2021, 18:02
@Lazarius

Gut, dass sie das überwunden hat und jetzt haben schon die Enkel wieder für Nähe gesorgt, oder? Vermutlich hat sie dann begriffen, dass ihr doch nicht so schlecht seid...

Euch einen schönen Abend unser lieber Freund, GLG. + ... :-))

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Wenn die nötigen Voraussetzungen dafür stimmen, wie zb...

Dass Alter ist zweitrangig, Jugendliche müssen ihre Ausbildung hinter sich haben und somit finanziell auf eigene Füße stehen können, vorher ausziehen ist nur teuer für die Eltern.

aekw11 
Fragesteller
 30.11.2021, 11:52

Ohne das dürfte es schwierig werden..

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PicaPica  01.12.2021, 09:34

Da ist schon was dran. Dir einen schönen Mittwoch, LG. :-)

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Wenn die nötigen Voraussetzungen dafür stimmen, wie zb...

Einen wunderschönen guten Morgen, am Nachmittag, liebe Freundin und auch an alle anderen in der Runde hier und vielen Dank für diese Frage.

Also ein bestimmtes Alter kann ich da nicht sehen. Die Bedingungen müssen einfach so sein, dass damit ein selbstständiges und unabhängiges Leben möglich ist.

Mehr gibt es da, aus meiner Sicht, nicht dazuzusagen.

Allen noch einen schönen Tag und herzliche Grüße von Lazarius.

aekw11 
Fragesteller
 30.11.2021, 15:53

Einen angenehmen Nachmittag auch Dir lieber Waldi, kurz und knackig auf den Punkt gebracht! 😃

Dankeschön, mit lieben Grüssen an Dich 🌻

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Lazarius  30.11.2021, 16:51
@aekw11

Vielen Dank, liebe Freundin, so ist es halt mal und anders geht es ja auch gar nicht. Es sei denn, es hat jemand einen finanzstarken Hintergrund und Gönner.

Dir auch noch einen schönen Tag und herzlicher Grüße von W.

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PicaPica  01.12.2021, 11:02

Hast recht lieber Freund und euch einen guten Mittwoch inzwischen, GLG. + ... :-))

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