Immanuel Kant —> Was ist Aufklärung?

3 Antworten

Hallo derdiedas,

ich habe einen kleinen Text zum religiösen Glauben, der aber noch nicht ganz fertiggestellt ist. Aber vielleicht ist etwas für dich dabei:

Kurze Zusammenfassung des religiösen Glaubens:

Wenn ein religiöser Mensch sein Leben betrachtet, kommt er üblicherweise zum Schluss, dass es recht mittelmäßig ist. Dieses Wort sollte er sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Es hängt eben sehr von den Mitteln ab, die er besitzt. Nun könnte er versuchen daran etwas zu ändern – für seine Arbeit einen höheren Lohn bekommen zum Beispiel. Der religiöse Mensch leistet sich stattdessen aber einen folgenreichen gedanklichen Luxus: Er versuch hinter alledem, wie immer es auch sei, einen höheren Sinn zu entdecken. Dies mit einer sehr populären Frage: Das Ganze muss doch irgendeinen Sinn haben!

Diese Frage lässt sich übrigens schnell beantworten: Du bist auf Erden, um das Kapital deiner Firma, die Einkünfte des Einzelhandels und die Macht deiner politischen Herrschaft zu mehren.

Mit dieser Antwort ist der religiöse Mensch aber unzufrieden. Viel zu profan! Denn es ist doch ein höherer Sinn gefragt. So schwingt er sich zu der luftigen Höhe auf, überhaupt nichts mehr auseinanderzuhalten, sondern geistig alles in einen großen Topf zu werfen und den Inhalt dann als für sich unerklärbar und damit vor allem unverfügbar zu erklären. Und hier muss man leider sagen: Er erklärt sich selbst damit für dumm und macht sich damit auch dumm.

Sehr beliebt ist jedenfalls der Gedanke, das menschliche Leben sei ein profanes Erdendasein, in dem letztlich kein frei gesetzter Lebenszweck aufgehen kann, vielmehr Unberechenbarkeit und Ungerechtigkeit walten, an denen man nichts ändern kann. Schlimmer noch: Am Ende steht unweigerlich der Tod. Über diesen kann der Mensch zwar nachdenken, aber abwenden kann er ihn nicht.

Auch hier wieder eine profane Antwort: Auch wenn wir den Tod gedanklich reflektieren können – er ist nun mal im Preis mit drin, und durchzudrehen braucht man daran nicht. (Immerhin hat es die Wissenschaft ja auch schon ermöglicht – übrigens lange gegen den Widerstand der Religion, dass die 70jährigen Grauköpfe noch aus dem Ausflugsbus hüpfen, um im Kaffeelokal den besten Platz zu erhaschen.)

Ein religiöser Mensch leistet sich hier aber auch wieder einen verheerenden Fehlschluss: Seine selbst erklärte Überforderung mit den ihm gegebenen Verhältnissen lastet er sich nun selbst an: Er bezichtigt sich nur ein Mensch zu sein. Sein Unverständnis und seine Sterblichkeit blamieren sich an dem höheren Sinn des Ganzen, den er nicht versteht. Und hier erfindet er sich nun eine Kraft oder eine Macht, die anbetrachts der Komplexität der Welt schlechterdings allmächtig und allwissend sein muss. Eine Macht, die die Welt ja geschaffen haben muss und damit auch ihn. Und auch wiederum seinen Tod. Und nun wird es schön einfach: Eine Krankheit oder auch eine Kündigung werden dem religiösen Menschen alle gleichermaßen zu einem Schicksal, nämlich ein Ereignis, das ihm diese Allmacht herabgeschickt hat. (Daher das Wort Schicksal.)

Kleiner Gedankensprung viele Jahre zurück: In den Primitivreligionen haben die Menschen noch all die Götter angebetet, die noch in den Dingen und Naturphänomenen steckten: Den Baumgott, auf dass der Baum wachse, den Regengott, auf dass es regnet. „Was haben wir bloß verbrochen, dass es nicht regnet? Zürnt der Regengott mit uns?“ Die damaligen schlauen Gründer der großen Moralreligionen Christentum und Islam haben nun diese vielen Götter abgeschafft und einen alleinigen und wirklich allmächtigen Gott installiert. Die ganzen Schicksale – Wuchs des Baums, Regen, Gesundheit - nun als Belohnung, genauer gesagt als Gnade für Tugend und Wohlverhalten, und als Strafe für Sündhaftigkeit. Denn wer sündigt nicht? Der Mensch ist ein Sünder von Jugend auf, und das Leben ist eine immerwährende Prüfung. Der Mensch kann mithin nur auf Vergebung all seiner Sünden hoffen, die sich nie ganz vermeiden lassen. Ist sein Tugend-/Sündenkonto – im Islam „Hasanatkonto“ - unterm Strich positiv, darf der Gläubige auf eine gewaltige Kompensation hoffen: Das Paradies. Alternativ die Hölle. Ein Mittelding gibt es nicht, der Allmächtige ist unerbittlich.

Der gläubige Mensch hat es nun aber schön einfach. Er erklärt sich mit seinem Leben für grundsätzlich überfordert. Ein gewisses Verständnis kann man übrigens dafür haben. Die gegenwärtige Porno-Glitzerwelt ist eine mehr oder weniger riesige Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Küstenstraßen in der Reklame, die die Familienväter mit ihrem Audi A 6 Blue Efficiency Sport Elegance befahren, sind immer frei von Gegenverkehr.

Aber der – natürlich ebenso neidvolle - religiöse Mensch ist nun darüber erhaben. Dies ist für ihn nur niederer Materialismus. Seine Welt ist einfach: Meine Religion gibt mir Sinn, Halt und Orientierung. Brav mitspielen bei den Ansprüchen, die ihm aufgemacht werden, die Fettnäpfe der Sünde meiden, und dann sollte der totalen Kompensation hintenraus, dem Paradies nichts im Wege stehen. Nebenbemerkung: Solch brave Untertanen sind dem Bürgerlichen Staat etwas wert, und so zieht er als Dienstleistung für seine Christlichen Kirchen gleich die Kirchensteuer vom Lohn ein.

Die Selbstsicherheit des Glaubens, die sich der gläubige Mensch nun zugelegt hat, wandelt sich nicht selten in Selbstgerechtigkeit. Er will seinen Glauben nun als allen übrigen Leuten ebenso anstehende Gesinnung wissen. Indem er andere Leute missioniert, tut er ihnen einen Gefallen in ihrer bisherigen Unwissenheit, denn er hat ja die große und allumfassende Erkenntnis. Ansonsten schaut er mit gewisser Überheblichkeit auf die Welt hinab: Schau mal, wie alle ihrem falschen und vergänglichen Glück hinterherrennen.

Trotzdem ist Glauben aber weiterhin immer eine wacklige Angelegenheit. Die Religion hat immer das Problem der Beweisnot. Ein paar Wunder müssen schon her. Vor allem die frühen Gläubigen wollten da gern etwas hören. So reklamieren beide Moralreligionen zum Beispiel vorhistorische Katastrophen für ihren Gott. Sintflut und Sodom, das in Erdbeben, Feuer und Regen unterging, waren Strafen Gottes/Allahs für die Sündhaftigkeit der Menschheit. Gott/Allah brachte hier ganze Völker um, auch die Kinder. Die in Sodom, weil die Männer homosexuell waren.

Gott/Allah war also jähzornig. Weil ihm seine Schöpfung missraten war, er hatte sich also außerdem als überfordert erwiesen. Er brachte nun (fast) alle um, auch die Kinder. Ein allmächtiger Gott, der nur zu solch einer ungeschickten Aktion fähig ist? Bringt man eigentlich Menschen um, nur weil sie gesündigt haben? Bringt man eigentlich Menschen um?

Waren die Kinder auch schon homosexuell? Warum gab es die dann alle überhaupt? Arbeiteten die mit künstlicher Befruchtung?

Die Kinder fuhren darauf direkt ins Paradies ein, hat mir mal ein Gläubiger Muslim geantwortet. Soll man sich also für den kleinen syrischen Flüchtlingsjungen freuen, der vor einigen Jahren ertrunken am griechischen Strand lag? Auch hier: Hilfloser Zynismus als Erklärungsversuch.

Welch ein Denkfehler, die vorgeschichtlichen Katastrophen noch einmal ausdrücklich als Strafaktionen des Allmächtigen zu reklamieren.

Das Wort "Aufklärung" hängt mit dem Begriff "Vernunft" eng zusammen. Vernunft ist die Freiheit des Denkens. Hier kommt auch der Begriff "Philosophie" zur Anwendung. Daher: Aufklärung, Vernunft und Philisophie bilden eine Einheit. Kant schrieb Werke wie: "Kritik der reinen Vernunft"; "Kritik der praktischen Vernunft", "Kritik der Urteilskraft". Kant wurde 1724 in Königsberg, heute Kaliningrad, geboren. Man nannte ihn auch den kritischen Kant. Der Vater Kants war ein Sattler. Er kam also aus einem Arbeiterhaushalt. Kant Finanzen waren bescheiden. Kantsprofessur war nicht so einach möglich. Die preusische Regierung schrieb an ihn: "Deß ungeachtet sind Wir nicht weniger gnädig entschlossen, den Magister Immanuel Kant zum Nutzen und Aufnehmen der dortigen Akademie bei einer anderweitigen Gelegenheit zu placieren."

Lessing war weitaus bekannter als Kant: Er schrieb:"Kant unternimmt ein schwer Geschäfte, der Welt zum Unterrichte, er schätzet dieLeben`den Kräfte, nur seine schätzt er nicht."

Am 12. Februar 1804 starb Kant. Auf seinem Denkmal steht der Satz aus der "Praktischen Vernunft:" "Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."

Von Köchen wurde gefordert ein Buch über "Eine Kritik der Kochkunst zu schreiben." Kant war Hersteller von Senf. Bekannt ist auch auch sein preußischer Begriff von Pflicht: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde" Die Bedeutung Kants, als der größte deutsche Phlosoph, wird noch unterstützt durch die Personen Friedrich Schiller und Johann Wofgang von Goethe.

Seit Urzeiten gibt es die unheilige Allianz zwischen Macht und Magie. Kant hat ein bisschen an der Macht gekratzt, bei der Religion ist er den Priestern wieder unter den Rock gekrochen.