Ich schäme mich halb deutscher zu sein?
Ich bin halb deutsch und halb Tartare
Also Vater deutsch Mutter Tartarin. Ich kann sowohl die Sprache als auch fühle ich mich der Kultur sehr verbunden. Mehr als zu meinen Deutschen Wurzeln.
Zwischen meinen deutschen Verwandten und mit gibt es auch keinerlei Berührungspunkte. Wir sind zu verschieden.
Nun ist es aber so dass ich mich für meine deutschen Wurzeln sehr schäme.
Was soll ich tun? Bin ich entwurzelt?
was ist ein tartare und eine tartarin?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tatarstan
Muslimisches Turkvolk
9 Antworten
Könnte man so sehen! Du musst das aber auch mal aus der Sicht von uns "Volldeutschen" sehen. Es leben sehr viele Leute bei uns hier in Deutschland, die aus anderen Kulturen stammen. Die allermeisten kamen zu uns, weil bei uns so ziemlich alles besser war, oder noch ist, als in deren Ländern, denn sonst wären sie ja nicht gekommen. Es kommt niemand aus der geliebten Heimat in die Fremde, weil dort alles viel, viel schlechter ist! Darüber müssen wir uns mal ganz klar sein! Sie kamen, weil sie dort verfolgt wurden, ihren Glauben nicht ausleben konnten, weil sie hier sehr viele Freiheiten genossen und auch ungleich mehr verdienen konnten. Es gibt ein hervorragendes Schulwesen, von dem jeder profitieren kann, ein sehr gutes Gesundheitswesen, das sich um die kleineren und größeren Beschwerden der Leute kümmert. Alle 4 Jahre können wir die größten Bekloppten abwählen und zumindest im großen ganzen bestimmen von wem und wie, wir regiert werden wollen. Über viele Jahrhunderte haben wir unser Land aufgebaut und es geschafft, auch ohne viel Rohstoffe, die man einfach zu Höchstpreisen verhökern kann, wie Erdöl, eine funktionierende Zivilisation aufzubauen, die in der ganzen Welt respektiert wird und sehr, sehr viele technologische und kulturelle Zeichen gesetzt hat. Wir haben das durch Fleiss, Disziplin, Arbeitswillen, Intelligenz und Zähigkeit geschafft. Es gab auch Ausrutscher, wie die NS-Zeit. Nicht rühmlich. Aber andere Länder und Völker hatten das auch. Nur wird nicht so viel darüber gehetzt. Es gab auch immer wieder Kritik, weil sich deutsche Auswanderer in andere Weltgegenden abgeschottet haben und sich auch nicht an die dortige Kultur angepasst. Aber sie kamen aus einem Raum relativ hoher Kultur in einen Raum relativ einfacher Kultur. Hätten sie sich dem anpassen sollen? Sie wurden auch immer wieder beraubt, ausgeplündert, unterdrückt, oder vertrieben. Den Menschen die zu uns kommen, passiert das in der Regel nicht. Trotzdem sind nicht alle bereit, sich zumindest teilweise anzupassen.
Warum bist du also nicht stolz auf deine Wurzeln?
Zwischen meinen deutschen Verwandten und mit gibt es auch keinerlei Berührungspunkte. Wir sind zu verschieden.
Da entsteht natürlich die Frage, wer die größere Anpassungsbereitschaft und Fähigkeit besitzt. Du kannst gerne auf deine tartarischen Vorfahren stolz sein, aber wir Deutschen brauchen uns garantiert nicht zu verstecken.
Warum genau sprichst du denn von "Scham"? Es ist eine Sache sich mehr mit der kulturellen Herkunft eines Elternteils zu identifizieren, aber mir erschließt sich nicht warum man sich dann schämen muss.
Scham entsteht nur aus den nicht erfüllten Erwartungen von denen man glaubt, dass andere sie an einen selbst haben oder die man selbst an sich hat. Wenn die anderen nicht das Problem sind (zumindest hast du nichts davon geschrieben), also muss das Problem bei dir liegen.
Überlege welche möglichen Veränderungen in deiner Macht liegen und setze sie um, alles was nicht in deiner Macht liegt musst du wohl oder übel akzeptieren, sonst machst du dich nur selbst fertig ohne das irgendwer etwas davon hat. Familie kann man sich nicht aussuchen, aber mit welchen Menschen du dich sonst umgibst liegt allein bei dir...
Man könnte mich als "Volldeutschen" bezeichnen, doch ich habe ebenso keine Berührungspunkte zu den genetischen Verwandten (oder so). Die interessierten sich nie groß für mich. Andersherum ebenso. Schämen muß man sich deswegen nicht. Fremdschämen eventuell, aber auch das kann man überwinden. Notfalls läßt man sich mit denen nicht in der Öffentlichkeit sehen, was andererseits egal ist, wo die restlichen Passanten demselben Milieu entspringen (gleich und gleich gesellt sich gern).
Leider ist es mir nie gelungen, dauerhaft in ein Umfeld zu changieren, das meinem Niveau korrespondierend zugeneigt ist. Letzten Endes haben die "wohlmeinenden" Kräfte, die für mich entscheiden, was das Beste für mich zu sein hat, immer die Oberhand behalten.
Scham bedeutet, dass ein Mensch das Bedürfnis hat, einen verletzlichen Aspekt von sich zu schützen. Das bedeutet, deine Identität als Deutscher ist sehr verletzlich.
Mir scheint aber, es hat kaum mit Deutschland zu tun, sondern mit deinem Vater. Wenn die Beziehung zu deinem Vater in Ordnung kommt, wird auch deine Scham aufhören.
Mein Tipp: Gehe in die Stille, stelle dir deinen Vater vor und spreche laut aus: "Lieber Papa, ich nehme dich jetzt als meinen Vater und du darfst mich haben, als deinen richtigen Sohn."
Ich finde die Frauen in Tartastan sehr hübsch, da kann ich dich verstehen...
Gut, dann gehe doch zur russischen Provinz, wenn du es möchtest. Warum sollte man sich schämen, halb Deutsch zu sein? Deutschland hat sehr viel Kultur, und außerdem geht es dir in Deutschland wahrscheinlich besser, als in dieser unterfinanzierten und sehr armen Provinz (leider).