ich muss eine buchvorstellung über das buch "Frau jenny treibel" machen und kann mir jemand die Epoche des buches genauer erklären (Merkmale und textbezogen)?

4 Antworten

Die bürgerlichen Schriftsteller konnten ihre Augen vor den neuen Realitäten, die durch Industrialisierung und Technisierung der Welt geschaffen waren, nicht die Augen verschließen. Die „Romantisierung der Welt“ (Novalis) war ab sofort kein Thema mehr, angesichts der realen Probleme, die
übermächtig ins Bewusstsein traten (Kapitalismus und Profitgesinnung des Bürgertums bzw. dessen Abkehr von idealistischen Zielsetzungen, Übergang der Agrar- zur Industriegesellschaft). Die bürgerlichen Schriftsteller mussten jetzt ihr Sinnen und Trachten mehr auf diese „Realien“ des Lebens lenken.

In der Zeit des „bürgerlichen Realismus“ wurde die Realität noch „poetisiert“ in dem Sinne, dass das Hässliche, Gemeine der Welt noch weitgehend ausgeklammert wurde. (Deshalb auch die Bezeichnung „Poetischer Realismus). Realistisch war man in den Werken der Storm, Keller, Fontane insofern, als man auf idealistische Zielsetzungen, z.B. große Liebe, verzichtete und sich mit den übermächtigen Realitäten der Welt arrangierte (s. z.B. „Irrungen, Wirrungen“ von Fontane).
Später, als die „Realität“ immer brutaler in Erscheinung trat (Verelendung im Zuge der Industrialisierung), gingen die Schriftsteller dazu über, auch diese Brutalitäten zu schildern; das Hässliche, Gemeine wurde also (im „Naturalismus") nicht mehr ausgeklammert.

Fontane betrachtet die „Realitäten“ nüchtern und ironisch. Von großer Liebe und Leidenschaft ist nicht die Rede. Die Ehen werden „arrangiert“, mit kühler Berechnung. Corinna Schmidt ist vom Reichtum der Treibels fasziniert, möchte deshalb gerne Leopold Treibel heiraten. Aber Jenny ist strikt dagegen, da diese Ehe nicht standesgemäß sei. Corinna, von diesem Gehabe der reichen Treibels und den enormen Widerständen dort abgestoßen, löst die Verlobung mit Leopold wieder, zumal sie sich mit Leopold langweilt. Sie verlobt sich mit Marcell, der vom Stand her zu den Schmids passt. Leopold findet in Hildegard eine Partnerin, was von Jenny Treibel schließlich, nach einigem Zögern, gut geheißen wird.

Jenny Treibel, einst die Liebe von Professor Schmidt, hatte sich, obwohl sie aus einfachen Verhältnissen stammte (eine geb. Bürstenbinder!), dem reichen Treibel zugewandt, weil sie reich und bequem leben wollte. Sie ist materialistisch eingestellt, hält aber immer noch große Stücke auf Professor Schmidt. Dieser hatte sich mit den „Realitäten“ des Lebens arrangiert; innerlich ist er mit Jenny Treibel versöhnt, ja die Heirat zwischen Corinna Schmidt und Marcell wird im großen Kreise gefeiert, sogar die Treibels sind eingeladen.

Die Ironie des Romans ist unverkennbar: Jenny Treibel mag Schmidt immer noch, ist aber vehement gegen eine Heirat ihres Sohnes mit Corinna Schmidt.  Sie bezichtigt Corinna der Berechnung(!). Am Schluss sind alle beim großen Fest vereint!

Deutlich wird hier – wie schon in dem Roman „Irrungen und
Wirrungen“ -  wie sich die Menschen mit den Realien des Lebens arrangieren bzw. abfinden. Das ist eines der wichtigsten Merkmale des poetischen Realismus. Auch die Kritik Fontanes an der materialistisch eingestellten Bourgeoisie wird in dem Roman deutlich.

Da du das Buch gelesen hast, weißt du, dass es um die Epoche der Deutschen Kaiserzeit (1871-1918) geht. Ich gehe wohl nicht fehl in der
Annahme, dass du diese Epoche bereits im Geschichtsunterricht behandelt
hast. Zu empfehlen wäre daher ein Blick in dein Geschichtsbuch. Nun weiß
ich wohl, dass heutzutage die (meisten) Schulbücher nur ausgeliehen
werden und den Schülern nicht während ihrer ganzen Schulzeit zur
Verfügung stehen. Ich möchte dir helfen und empfehle dir daher
ersatzweise eine kurze, aber sehr zuverlässige historische Darstellung
des Kaiserreiches zur Lektüre, die du kostenlos als PDF herunterladen
darfst, und zwar hier:

Dem Heft kannst du alle wichtigen historischen Informationen zu Politik,
Wirtschaft und - für dich besonders wichtig! - Gesellschaft entnehmen.
Da es sich bei Fontanes Werk um einen sog. "Gesellschaftsroman" handelt,
empfehle ich dir, im Heft das kurze Kapitel "Die moderne Industriegesellschaft" sorgfältig zu studieren. Auch im vorhergehenden
Kapitel "Religion, Konfession und säkulares Wissen" findest du im
Unterkapitel "Universitäten und Wissenschaften" noch Interessantes, das
für dein Verständnis wichtig sein könnte - die Familie von Professor
Schmidt gehörte zum sog. "Bildungsbürgertum"!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
yougotnojamzz 
Fragesteller
 17.03.2017, 16:54

Vielen dank für die idee !! ich werde es mir durchlesen

0

Diese Seite ist nicht hier, um deine Hausaufgaben zu machen. Also rate ich dir : Lese erst einmal das Buch. Wenn du dann noch Fragen hast, fragst du deine Lehrer/in, Freunde oder Verwandte (die das Buch gelesen haben ) , oder du recherchierst.

Um dir schonmal ein bisschen zu helfen:

Hier ist eine Seite (von vielen Anderen) die ich in weniger als einer Minute gefunden habe: https://lektuerehilfe.de/theodor-fontane/frau-jenny-treibel/epoche

yougotnojamzz 
Fragesteller
 17.03.2017, 16:59

was ist denn daran so schlimm wenn ich etwas über ein buch frage? wer nicht antworten will soll die frage einfach ignorieren. außerdem kenne ich keinen, der das buch gelesen hat. aber trotzdem danke für die seite  

0
Lili0484  18.03.2017, 12:09
@yougotnojamzz

Das Ding ist : Du stellst diese Frage doch nicht, weil du dich für das Buch interessierst , sondern , weil du in der Schule drüber arbeiten musst , oder? So habe ich das verstanden.

Wenn ich Fragen zu einem Buch habe (oder andere Hausaufgaben ), dann recherchiere ich erst einmal, bevor ich Fragen stelle. Und siehe da : Ich finde die Antwort meistens von alleine, ohne das andere mir die Arbeit abnehmen.  Dein/e Lerher/in will bestimmt nicht, dass andere Menschen für dich die Arbeit machen, oder?

"Ich soll die Frage einfach ignorieren"? . Nein, werde ich nicht. Weil mich stört es , dass auf dieser Seite sowelche Fragen gestellt werden, obwohl sie nicht dafür gedacht ist.

Bitte. :) (Und ich wollte dich nicht ärgern, oder so. Also jetzt nicht gleich wütend werden)

0