Ich kann die Erdkrümmung vom Boden aus sehen, bin mir 100% sicher und beschreibe euch auch wie! - Meine Frage: Warum kam da im Mittelalter keiner drauf?

19 Antworten

Dass die Erde eine Kugel war, war schon lange vor dem Mittelalter bekannt. Daran hat auch Kolumbus nicht gezweifelt und das musste er auch nie beweisen. Wollte er auch gar nicht.
Nur waren halt im Mittelalter die meisten Menschen nicht gebildet, konnten ja nicht mal lesen und schreiben. Aber die gebildeten Menschen wussten, dass die Erde eine Kugel ist.

Zunächst, dass die Erde eine Kugel ist, wußten schon die alten Ägypter. Einer von ihnen hat den Umfang der Erde sogar bis auf wenige 1000 km genau berechnet. Und auch im Mittelalter gab es Gelehrte, die dies wussten. In vielen Fällen war es aber so, dass weite Teile der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnten und die, die dies konnten lasen lieber Bücher über biblische Geschichten. Im Mittelalter maßte sich die Kirche an, im Besitz der Wahrheit zu sein, und verdammte jeden, der seinen eigenen Kopf benutzte.

Vielen Menschen war es des Weiteren wichtiger, sich auf das Leben nach dem Tod vorzubereiten, sodass sie wenig Energie in Bildung und Wissenschaft steckten. Alles zusammen führte dazu, dass sich Mythen wie die flache Erde, die geozentrische Welt oder die Monster am Rand der Erde lange blieben.

Und selbst heute, wo der Klimawandel für jeden zu sehen ist, gibt es Leute, die ihn leugnen. Und in den USA soll es Schulen geben, in denen im Biologieunterricht die Evolutionstheorie nicht behandelt werden darf (weiß ich aber nicht, könnte auch ein Mythos sein).

nephelius 
Fragesteller
 13.06.2017, 15:03

Und in den USA soll es Schulen geben, in denen im Biologieunterricht die Evolutionstheorie nicht behandelt werden darf

Quelle?

3
Sachse69  13.06.2017, 15:06
@nephelius

Genau das ist mein Problem, das meine ich im Internet und im Fernsehen gesehen zu haben. Genau auf diese Weise entstehen aber solche Mythen, einer meint etwas gehört zu haben, der nächste weiß, etwas gehört zu haben und der dritte sagt, das es so ist.

3
PatrickLassan  13.06.2017, 19:34
@nephelius

Der SPIEGEL ist immer noch eins der häufigsten zitierten Nachrichtenmagazine, und das nicht ohne Grund. Soviel zum Thema 'unseriöse Quelle'.

1
nax11  13.06.2017, 20:25
@nephelius

Das ist meines Wissens in den USA nicht der Fall.

Allerdings ist es in mehreren Bundesstaaten möglich die Kinder privat, also zuhause zu unterrichten.

Ein deutsches Paar ist tatsächlich in die USA ausgewandert, weil sie sich hier diskreminiert fühlten (Schulzwang)

1

Das Himmelsgewölbe ist eine optische Täuschung und beweist gar nichts im Sinne Deiner Annahme. An diesem gedachten Gewölbe ordnen wir Sonne, Mond, Sterne und Wolkenbänder ein. Die Wolken folgen dieser gedachten Krümmung so wenig wie die Himmelskörper.

Wenn die von uns beobachtete scheinbare Krümmung des Himmelsgewölbes samt Wolkenbändern sich an der Erdkrümmung ausrichten würde, dann müsste dessen Radius größer als der Erdradius mit seinen 6371 km sein. Tatsächlich sind die sichtbaren Wolken am Horizont kaum 20 km entfernt.

Zum Vergleich: Die Gleise einer Bahntrasse scheinen sich - in Fahrtrichtung betrachtet - am Horizont zu berühren, genau dort, wo auch Wolkenband und Erde sich zu berühren scheinen. Tatsächlich sind die Schienen schnurgerade verlegt mit konstantem Abstand voneinander. Das begriffen die gelehrten in der Antike auch schon. Siehe dazu mein Bild.

Bahngleise berühren sich auch am Horizont - (Mathematik, Geschichte, Physik)
nephelius 
Fragesteller
 14.06.2017, 18:52

Tatsächlich sind die sichtbaren Wolken am Horizont kaum 20 km entfernt.

Nicht dein Ernst oder?

Die am weitesten vom Boden aus sichtbaren Wolken (gehe von 13 km Höhe max. aus - Gewitterwolken nicht berücksichtigt) sind zumindest am Strand -> Blick aufs Meer: 444 km entfernt!

https://rechneronline.de/sehwinkel/sichtweite.php

0

Würde das nicht genauso aussehen - oder zumindest ähnlich -, wenn die Erde eine Scheibe wäre?
Am Rand würde sie einfach aufhören, also so, als ob man innen in einem Zylinder steht und daher sähe man auch eine Krümmung.
Zwar sähe das wohl anders aus als bei der Kugelform, aber wer wusste das damals schon.
Oder bin ich mit dieser - unwissenschaftlich, laienhaften - Interpretation auf dem Holzweg?

Es gibt mehrere untrügliche Zeichen für die Kugelgestalt der Erde: 

- die alten Seefahrer wussten es schon, denn ein Schiff am Horizont taucht langsam auf: erst die Mastspitze, dann irgendwann der Rumpf. 

- die Sternbilder ändern sich, wenn Du Dich weit genug (auch hier vor allem bei der Seefahrt) von Deinem Heimatort entfernst. Es tauchen immer neue Sterne am Horizont auf. 

- Die Erde wirft einen runden Schatten auf den Mond und dies ist immer so, unabhängig von den aktuellen Bahndaten. 

Also waren Seefahrer und Astronomen durchaus dem Rest der Welt im Wissen voraus. 

Aber es gab im Altertum, sprich, bei den alten Griechen, durchaus Verfechter der Erdscheibe, wie z. B. Thales von Milet. Einer seiner Schüler, Anaximander, widersprach seinem Chef und meinte, die Erde sei ein Zylinder. 

Aristoteles war einer derjenigen, der die sich für die Kugelgestalt der Erde aussprach, denn er war es, der die Beobachtung des Auftauchens immer neuer Sterne in Fahrtrichtung eines Schiffes und den kreisrunden Erdschatten in seine Überlegungen einfließen ließ. 

Und Erastothenes berechnete ja schon den Erdumfang über die Geometrie und Beobachtung von Schatten am bekannten Datum der Sommersonnenwende. 

Kolumbus war sich sicher, dass die Erde eine Kugel ist; nur hatte er die Entfernung nach Indien auf Westkurs gewaltig unterschätzt. Und das noch eine Riesenkontinent "im Weg" war, konnte er nicht wissen. 

Aber die Jesuiten glaubten auch schon länger an die Kugelgestalt der Erde. Es war mehr das Wegrücken der Erde aus dem Mittelpunkt des Universum, was der Kirche Sorgen bereitete. 

Dann kam der Dreißijährige Krieg, es gab Krankheiten wie die Pest. Da hatten die Leute andere Sorgen, als sich um die Gestalt oder Bahn der Erde zu kümmern. 

Das Wissen war da, musste aber erst wieder mühsam ausgegraben werden. 

Und trotzdem wissen heutzutage die Aluhutträger der Flache-Erde-Bewegung weniger als unsere Altvorderen. Oder es ist einfach schick, gegen alles zu sein. Aber wenn Dummheit weh täte, müssten diese Leute den ganzen Tag schreien. 

Sie könnten natürlich auch mal über den Rand der Erdscheibe hinausschauen, um zu testen, ob ihre Annahme richtig ist. 

Mietzie  13.06.2017, 17:01

Super Antwort! :-)

1
Franz1957  14.06.2017, 21:38

*Welches* Wissen musste denn erst wieder mühsam ausgegraben werden...?

Und gibt es denn so etwas wie "Aluhutträger der Flache-Erde-Bewegung"?

0