Hochwasser: Könnte ich jetzt durch einen Stromschlag sterben oder nicht?
Irgendwie kriege ich durch verschieden Artikel und Aussagen völlig umgekehrte Gedanken und Schlüsse.
In diesem Artikel ( https://www.op-online.de/region/hanau/bastian-voeller-und-seine-familie-wurden-von-dem-hochwasser-in-buedingen-hart-getroffen-90191224.html ) im 6ten Absatz heißt es, dass er ohne Probleme das Wasser berühren konnte welches zuvor die Steckdosen zum dampfen und brodeln brachte.
Dazu wurde mir auch schon gesagt dass es an den Sicherungen liegen könnte und das selbst wenn keine FI Sicherung da wäre, ältere Sicherung dennoch einen schützen würde.
So, in diesem Artikel ( https://www.baulinks.de/webplugin/2005/1412.php4 ) im 3ten Absatz steht:
''Wenn bereits Wasser in den Keller eingedrungen ist und tief liegende Steckdosen oder Kabel mit Mehrfachstecker unter Strom stehen, besteht beim Durchwaten - auch mit Stiefeln - akute Lebensgefahr!''
Was den jetzt? Ich verstehe den zweiten Artikel jetzt so, dass wenn der Keller zuerst überflutet wird und sich DORT IM KELLER die Steckdosen befinden, dass das tödlich sein könnte.
Oder meinen die damit, dass wenn der Keller mit den Elektrischen Sachen (Sicherungen etc.) unterwasser steht. dass die am boden liegenden Steckdosen etc. IN MEINER ERDGESCHOSSWOHNUNG dann doch tödlich sein könnten, weil vllt die Sicherung - wenn sie NUR im Keller ist - nicht mehr für mich da ist und mich schützt weil sie selbst unterwasser steht und sozusagen ''kaput'' ist?
Und haben Mehrfachstecker auch irgendwas an sich, dass sie gefärlicher macht wenn sie unterwasser stehen als eine einfache steckdose? Oder ist es egal, die Sicherung würde wenn sie funktuniert dann auch beim Mehrfachstecker rausfliegen weil der ist ja auch an eben einer einfachen Steckdose angeschlossen?
Ihr könnte gerne auch längere und ausführliche Antworten schreiben, ich werde sie lesen.
3 Antworten
Solange der Sicherungskasten nicht vom Wasser betroffen ist, wirst du aktiv beschützt.
Es gibt einen Zuleiter, Nullleiter und Erdleiter.
Sollte der FI erkennen, dass mehr als 15mA von dem Zuleiter (also die 230V die deine Geräte bekommen) in die Erde fließen (also durch deinen Körper in die Erde oder vom Wasser in die Erdung) schaltet er sozusagen dein komplettes Haus ab und es besteht keine Gefahr mehr. Eben deshalb wurde er erfunden.
Sollte jedoch der Sicherungskasten unter Wasser stehen, dann besteht definitiv Gefahr (wenn z.B. das Wasser so hoch ist, dass es an den Kasten kommt). Hier kann es dann der Fall sein, dass das Wasser den FI überbrückt und die Stromzuführung deines Hauses antrifft. Das kann fatal enden.
Gummistiefel schützen dich zwar aufgrund der ohmsch isolierenden Wirkung vor dem Strom, jedoch können auch diese immer einen Fehler haben - das Wasser reicht bis zu den oberen Kanten oder der Stiefel hat ein kleines Loch. Und eins kann ich dir sagen: Wenn du mal in einem Stromkreis bist, kommst du ohne Hilfe Dritter nicht mehr heraus. Ein qualvoller, hilfloser Tod.
Es handelt sich hier immerhin um Dreckwasser. Wenn allein reines Leitungswasser schon nur mehr 300 Ohm hat, will ich garnicht wissen, wie wenig bei Flutwasser präsent ist.
Zwar ist es schon richtig, dass bei einem internen "Kurzschluss" (auch wenn es wegen des Widerstands keiner ist) auf die Entfernung weniger Gefahr gibt, aber bedenke, dass es mehrere Steckdosen in den meisten Räumen gibt. Ich kann mir vorstellen dass diese sich unter Umständen eine Art Mesh bilden, und man dann beim Latschen in eine Strombahn gerät. Fände ich nicht so geil...
Aber wie du richtig sagtest, am Besten vom Wasser fernhalten.
Hat sicherlich eine bessere Leitfähigkeit wenns Dreckwasser ist.
Naja du musst zum einen davon ausgehen, dass die Kopplung übers Wasser von Primär auf Sekundärseite des FIs zweitrangig ist gegenüber dem Stromfluss zwischen den Einzeladern womit an den Steckdosen vermutlich schon mal nicht alles ankommt.
Der Rest verteilt sich dann am Ende doch recht schnell und sofern in einem Raum nicht gerade nur Phasen an den Dosen sind weil der Pfad Phase Nullleiter einfach einen kleinere Widerstand hat als ein Strompfad quer durch den Raum.
Man müsste es natürlich mit möglichen Stromstärken nachrechnen die Gefährlichen Distanzen sind aber kleiner als mans erwarten würde und ich glaube mitten in einem Raum wird man schon stehn können auch wenn da jede Menge Steckdosen sind. Man sollte hald nur nicht unbedingt direkt neben einer stehen.
Du hast es gut zusammengefasst. Ich finde es toll, dass ich hier noch nette und gleichzeitig erfahrene Elektrotechniker treffe - immerhin lerne ich auch von dir.
Das mit dem im Wasser stehen aber nicht direkt neben der Steckdose damit es nicht tödlich ist:
Bzeiht sich diese Aussage auch für den Fall dass man keine Fi sondern ältere Sicherungen hat?
Also ich habs so verstanden, dass FI Sicherung einen schützt bevor überhaupt irgendetwas an tödlichen Strom ins Wasser fließen kann.
Und daraus wiederrum verstehe ich, dass ältere Sicherungen da einen nicht schützen würden ABER solange man nicht direkt neber der Steckdose steht könnte man trozdem durchs Wasser laufen und sich retten (trotz älterer Sicherungen). Verstehe ich das richtig?
Ich war vorhin im Keller (Wohngebäude, KEIN Einfamilienhaus) und habe da zwei verschlossene silberne/graue Kästen gesehen. Bei dem einen stand nur POST und bei dem anderen dass es ein Hausanschlusskasten ist.
Haben diese beiden eine Bedeutung für Hochwasser und iregdnwelche Konsequenzen dann? Mein Sicherungskasten befindet sich in meiner Wohnung direkt im Flur. Ist mein Sicherungskasten irgendwie damit verbunden. Könnte mein Sicherungskasten mich retten auch wenn der POST und Hausanschlusskasten komplett unterwasser sind?
Der POST Kasten wird höchstwahrscheinlich die Telefonleitung sein. Nichts besonderes, darüber gehen minimale Mengen an Strom rüber. der Hausanschlusskasten könnte jedoch kritischer sein. Wenn aber der Sicherungskasten komplett Unterwasser sind... keine Chance. da wird alles so direkt überbrückt dass jede Hilfe zu spät kommt.
Wenn du aber in deiner Wohnung bist und kein Wasser darin ist, besteht so gut wie keine Gefahr. Außer, du hast ein defektes Gerät. wenn du da dann an die Erdung an den Strom greifst, und der FI schaltet natürlich nicht ab, bist du wahrscheinlich tot.
Mein Sicherungskasten befindet sich bei mir in der Wohnung im Flur. Wenn der Hausanschlusskasten unterwasser steht, hat das dann Einwrikungen auf meinen Sicherungskasten im Flur?
Oder würde mein Sicherungskasten im Flur mich auch so schützen, unabhängig was mit dem Hausanschlusskasten ist?
Also wenn dein eigener Sicherungskasten einen FI Schalter hat (du weißt schon, breit und mit schwarzem Schalter, sowie einem Test Knopf) wirst du so ziemlich sicher beschützt - aber auch nur, solange du in deiner Wohnung bleibst.
Und wenn es ein älteres Gebäude ist das ältere Sicherungen hat, also ohne FI ?
Der FI ist das Einzige, das DICH schützt. Alte Sicherungen schützen nur deine Geräte bzw. die Hausleitungen. Solche Sicherungen brennen erst bei 16A durch, bei so einer Leistung, also 3680W, bist du schon längst gebraten.
Nur ein FI tut den Zweck des Personenschutzes.
Mir fallen zwei Fragen ein:
1 - Haben die meisten Haushalte so einen FI Schalter, auch wenn ihr Baujahr vor 1984 ist?
2 - Und wenn ein FI Schalter dann da ist würde er sofort einspringen bzw 'rausfliegen' wenn Hochwasser in meiner Wohnung wäre in die Steckdosen und/oder Mehrfachstecker/Steckdosenleiste überschwemmt? Und wenn ich wieso auch immer zu spät aufwachen würde und in mein Zimmer unterwasser steht (so 20-30cm) könnte ich dennoch problemlos durch das Wasser gehen und mich retten (ins höhere Stockwerk gehen) ohne einen tödlichen Schlag zu kriegen?
Am einfachsten ist es, in deinem Sicherungskasten nachzusehen. Hast du eine eher breitere Sicherung (Blockförmig) auf der ein (meist) schwarzer Knopf mit einem eingedruckten "T" ist, hast du einen FI.
Wenn nicht, dann nicht.
Jedoch sollte dieser schon seit 2009 Pflicht sein, also bin ich mir ziemlich sicher, dass du einen hast. Einfach nachsehen.
Bei 20-30cm Wasser wird ein FI mit größter Sicherheit schon längst ausgelöst haben (sollte er nicht selbst schon überschwemmt sein).
Trotzdem würde ich in solch einem Notfall den Energieanbieter anrufen und den Strom abstellen lassen. Es kann immer etwas passieren/schiefgehen und dadurch ist es am Besten, auf Nummer sicher zu gehen.
sowie ich das verstanden habe sind diese fi sicherungen seit 2009 pflicht aber nur wenn wenns neubauten sind oder die elektrik erneuert wird oder so
ess kann dennoch sein dass älterre die nicht haben da sie nie etwas neu bzw. modernisiert haben und haben so etwas wie ''bestandsschutz'' oder so
deswegen frage ich ja auch
Einfach nachsehen, ich weiß nämlich nicht, wie dein Sicherungskasten aussieht. Noch besser: Sende ein Foto davon.
"Und haben Mehrfachstecker auch irgendwas an sich, dass sie gefärlicher macht wenn sie unterwasser stehen als eine einfache steckdose?"
Mit Sicherheit nicht, ganz im Gegenteil. Je mehr zweipolige offene Leitungsverzweigungen eingesteckt sind, umso stärker ist der örtliche Potentialausgleich im Wasser. Das führt zur Senkung der Schrittspannung im Wasser und damit zur Senkung des Gefahrenpotentials für Menschen im Wasser.
Die Antwort ist einfach: Wenn im Keller Steckdosen (identisch mit Mehrfachsteckern) unter Wasser stehen, kannst du einen Stromschlag bekommen. Alles kann, nichts muss.
Eigentlich sollten die Sicherungen und der FI dich schützen, aber der Teufel steckt im Detail. Eigentlich sollte man ja auch den Zebrastreifen überqueren können, ohne überfahren zu werden. Wie gesagt, der Teufel steckt im Detail.
Wenn du sicher gehen willst, lässt du erst mal die Feuerwehr auspumpen.
m.f.G.
anwesende
und wenn ich z.B. keine FI habe sondern ältere Sicherungen? Ein anderer Nutzer hat nämlich gemeint dass ältere Sicherungen erst später schützen und dass ich dan bis dahin vielleicht tot wäre.
völlig richtig. Eine Sicherung schützt dich nicht gegen den Stromschlag, sondern das angeschlossene Gerät (=Verbraucher) gegen Kurzschluss. Im nassen Keller bist du allerdings der bemitleidenswerte Verbraucher und die Sicherung löst üblicherweise gar nicht aus.
Ohne FI würde ich ehrlich gesagt nicht mal in einen feuchten Keller wollen ;-((
So was kann man ohne viel Aufwand auch nachträglich einbauen und in Bad und Küche ist kein FI eher schon kriminell.
Auch wenn man in dem Wasser ist besteht keine unmittelbare Gefahr solange man sich nicht zu sehr den stromführenden Teilen nähert.
Insgesamt hängts natürlich von der Leitfähigkeit des Wassers und der Stromstärke ab, aber sofern Neutralleiter und Phase durch das Wasser überbrückt werden besteht einige Meter von dieser Stelle entfernt wieder keine Gefahr mehr, weil die Spannung im Wasser ja (bei großen Volumen) quadratisch mit der Entfernung zu diesem Punkt sinkt.
Sofern mans vermeiden kann sollte man aber dennoch nicht ins Wasser