Hilfe - kein Ziel mehr vor Augen

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Hallo amolo

So eine Phase wie Du sie beschreibst, kenne ich auch sehr gut. Das ist quälend, nicht zu wissen wohin und keinen Platz im Leben zu finden, sich nicht festlegen und entscheiden zu können. Das ist echt schwer.

Ich habe bei mir erstmal das mit den Zielen hinterfragt. Ich finde das sehr leistungsmässig und deshalb auch anstrengend, das macht Druck. Ist es eigentlich wirklich sinnvoll, sich Ziele im Leben zu setzen?? Ich denke, dass ich dann von Ziel zu Ziel lebe oder hetze, und dann wieder unzufrieden bin, wenn ich das Ziel erreicht habe, weil oder solange ich dann kein neues habe. Oder dass ich vieles andere im Leben verpasse, weil ich auf mein Ziel fixiert bin und nicht aufgeschlossen bin für Chancen, die vielleicht viel besser zu mir passen, aber eben nicht zu meinem Ziel.

Und zu dem Thema, nicht zu finden, das zu einem passt... Ich glaube nicht mehr, dass es etwas gibt, das genau zu passen muss. Ich glaube nicht mehr, das es gilt, das Richtige zu finden, als ob es nur eine einzige richtige Lösung gibt. Ich glaube vielmehr, dass der Mensch in verschiedenen Lösungen sehr glücklich und zufrieden mit sich leben, es kommt für mich mehr darauf an, Seiten an mir zu entdecken und zu entwickeln, als irgendwo genau hinzupassen. Dazu ist alles im Leben für mich viel zu schnell wandelbar und verändert sich und schon passt die richtige Lösung nicht mehr. Deshalb halte ich es lieber mit dem aufgeschlossenen, wandelbaren Menschen mit vielen interessanten Facetten.

Wenn Mensch sich dann sicherer ist, was wirklich gut zu ihm, wenn Mensch sich klarer geworden ist - also Erfahrungen gemacht hat - dann kann er sich auch klarer für etwas entscheiden. Dahin führt der Weg, Schritt für Schritt. Es mag schwer sein, den ersten Schritt zu machen, einen ersten Schritt. Dann überlege Dir, was Dir im Moment am liebsten oder wichtigsten ist. Such Dir etwas heraus, wo Du vielleicht innerlich etwas mehr vibrierst, oder Du entscheide Dich, etwas Bestimmtes zu lernen, das Dir leichter als etwas anderes zu lernen fällt und schau Dich da nach Arbeit um. Also nicht Beliebiges irgendwie machen, um etwas zu machen, sondern schon ein bischen sortiert auf Dich abgestimmt. Aber in einer guten warmen inneren Haltung Dir selber gegenüber.

Nun ja, und wenn auch das Dir nicht heraushilft, dann würde ich mich fragen, was Dich blockiert. Das können zum Beispiel Ängste sein. Es ist gut, wenn man sie kennt, weil man auch Antworten finden kann, wie man ihnen begegnet, um nicht darin stecken zu bleiben. Denn allem voran geht es um das Leben, und dem Leben zu eigen ist Lebendigkeit. Ängste schränken uns da sehr ein... .

So hoffe ich, dass ich Dir den einen oder anderen hilfreichen Gedanken geben konnte, damit Du Deine Situation bewältigen kannst. Ich wünsche Dir Mut, Hoffnung und viel Vertrauen. Alles Gute wünscht LaToulousaine

Was du beschreibst, ist eigentlich ein Prozess des Erwachsenwerdens - auch wenn du bereits 30 bist. Lange Schul- und Studienzeiten halten die Verantwortung dafür, für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu müssen, für viel länger von einem fern, als es bei Leuten der Fall ist, die frühzeitig im Berufsleben stehen.

Nun ist die schützende Eierschale endgültig zerbrochen - und das kann durchaus für Angst und Selbstzweifel sorgen. Der beste Weg da raus ist, dir so schnell wie möglich einen Job und eine eigene Wohnung zu suchen. Damit lieferst du dir selbst den Beweis, dass du es kannst - und das ist heilsamer als jedes Gedankenkarussell, auf das du dich begibst.

Dabei spielt es erst mal keine Rolle, ob es dein Traumjob ist - entscheidend ist, dass du überhaupt aktiv wirst. Du hast ein Studium geschafft, du wirst auch weiterhin deinen Weg gehen. Und neue Ziele werden sich finden, wenn du die Wanderschuhe erst wieder geschnürt hast. In den heimischen Schoß fallen werden sie dir nicht - im Gegenteil: Je länger du nichts tust, desto größer wird der Berg.

Fang an und tu was. Nimm dir vor, darin für das nächste halbe Jahr so gut wie möglich zu sein. Dann kannst du weitersehen.