Habt ihr Tipps, Tricks oder sontiges um stottern zu reduzieren?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, vstar,

ich habe früher selbst stark gestottert. Die Software, die Du unter dem folgenden Link findest, hat mit dazu beigetragen, dass ich heute wesentlich weniger stottere, meist sogar flüssig sprechen kann. Im selben Forum findest Du auch einen Beitrag der heißt: Die 5 Säulen der Stottertherapie. Dort gibt es weitere Tipps für Übungen, die helfen können, das Stottern zu reduzieren.

http://www.stop-stottern.de/forum/stottern/besprechung/zwerchfell-animation-zur-wahrnehmungslenkung-190/

Lass Dich nicht durch das Sperrfeuer gegen atemgestützte Stottertherapien irritieren. Viele Leute konnten davon auch sehr profitieren. Zweifelhafte Heilungsversprechen gibt es leider immer wieder, wie auch neulich wieder im TV zu sehen war. Das ist natürlich nicht gut und bittere Enttäuschungen sind da vorprogrammiert. Deswegen geht die Stotterer-Selbsthilfe wohl auch so dagegen in die Ketten. Aber es gibt auch andere. :)

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Hans

Andreas Starke  18.06.2013, 14:51

Lieber Hans,

das "Sperrfeuer gegen atemgestützte Therapie" halte ich für absolut berechtigt, wenn es sich vor allem gegen die Tätigkeit des Del-Ferro-Instiuts und dessen haltlose Versprechen und freche Werbung richtet. Ich finde auch die Erklärungen, die Teilnehmer dafür erhalten, dass die extrem verfremdete Art zu sprechen zur Stotterfreiheit führt, für irreführend. Kein Mensch hat das angebliche "Zwerchfellflattern" (in dieser Bedeutung) je gesehen und ich habe bisher keine Studie gerfunden, in der dieses als Ursache des Stotterns identifiziert worden ist. (In der Studie, die vom DFI gerne zitiert wird, bei der der kanadische Atemexperte Peter Macklem beteiligt war, heißt es ausdrücklich, dass die dort dargestellten Befunde keine Aussage darüber zulassen, ob die abnormen Atembewegungen beim Stottern - die, wie Du sicher weißt, nicht bei allen, sondern nur bei einigen Stotterern auftreten - Ursache oder Folge des Stotterns sind.

Das alles heißt natürlich nicht, dass Übungen mit bewusstem gesteuertem Atem in der Stottertherapie keinen Platz haben können, aber m.E. eher, um eine positive Bewusstheit für die Vorgänge beim Sprechen (das wäre auch für die Stimme und die Artikulation sehr gut) herzustellen. Diese Bewusstheit ist bei Stotterern so gut entwickelt wie bei Nichtstotterern, nämlich gar nicht, kann aber, dessen bin ich mir ganz sicher, kompensierend für Stottern wirken. Der Stotterer muss halt mehr machen als der Nichtstotterer, zumindest in der "Umbauphase". Ich unterstelle mal, dass Du das in Deinen Kursen alles sehr gut machst.

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Hallo vstar,

Tipps und Tricks und Übungen kannst du z.B. in einer Stotterer-Selbsthilfegruppe bekommen. Natürlich sind da keine ausgebildeten Therapeuten. Aber meist haben die Teilnehmer der Gruppen - so wie du - schon Therapieerfahrungen gemacht und sie beschäftigen sich nachhaltig damit, wie sie ihr Sprechen verändern und mit dem Stottern (besser) umgehen können. In der Gruppe kannst du dir in Gesprächen dann ja auch noch weitere Eindrücke von (möglichen) Stottertherapien oder Selbsthilfemethoden verschaffen. Und die Teilnahme ist vollkommen kostenlos.

Unter www.stotterer-selbsthilfegruppen.de findest du eine bundesweite Übersicht der Gruppen inkl. Kontaktdaten und Infos.

Übrigens: Dass du dein Stottern nicht unbedingt ganz weg bekommen möchtest, finden wir einen wunderbaren Ansatz! Ein Leidensdruck muss abgebaut werden, das ist klar und sich selbst quälen muss und sollte auch niemand. Aber, die Lösung muss nicht immer eine vollständige Abwesenheit des Stotterns sein - Stottern ist nur eine andere Art des Sprechens! :-)

PS: Wir, das ist übrigens die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (bvss.de). Im Kommentar auf eine andere Antwort zu deiner Frage haben wir noch ein paar Tipps bzgl. Stottertherapie hinterlassen und hoffen, dass es nützlich für dich ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wir sind ein Verein von Stotternden für Stotternde.
Andreas Starke  18.06.2013, 14:27

Liebe Selbsthilfe1,

wir beantworten ja in diesem Forum oft Fragen parallel und die meisten Deiner Antworten finde ich gut und unterstütze sie. Aber in diesem Fall muss ich doch einmal einen kritischen Kommentar absetzen:

Stottern ist nicht nur eine andere Art des Sprechens!

Viele Sprechweisen, unterscheiden sich von dem, was die deutsche Sprachgemeinschaft für ihren Standard hält, wie z.B. das, was uns Ansager und Kommentatoren im deutschen Fernsehen präsentieren, so z.B. Sprechen im Dialekt, Sprechen mit fremdsprachigem Akzent, Sprechen mit deutlich veränderter Geschwindigkeit (schnell, langsam), Sprechen mit Aktikulationsfehlern. Die Beurteilung, ob das nun normal oder abnorm ist, sollte m.E. danach getroffen werden, ob diese Sprechweise verständlich ist, mindestens für den, der angesprochen wird.

Eine pragmatische (d.h. auf den Gebrauch gerichtete) Definiition von "Sprechstörung" stammt meines Wissens nach von Van Riper und lautet: Eine Sprechstörung liegt vor, wenn die Art des Sprechens mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als das, was der Sprecher sagt. Auch das ist für die Beurteilung von Stottern sehr sinnvoll.

Aber im Falle Stottern fällt mir noch etwas anderes ein: Eine Art zu sprechen, die in der Weise von Kontrollverlusten (die Sprechbewegung gelingt nicht wie gedacht) begleitet ist, wie sie für Stottern nicht nur typisch, sondern definierend sind, kann nicht als normal betrachtet werden. Das sollte natürlich keinen Stotterer davon abhalten, sich so leben, als wäre Stottern nur eine andere Art zu sprechen. :-)

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Ich habe letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen. In Holland gibt es ein Seminar, wo man mit Hilfe vom richtigen Atem in Verbindung mit dem trainieren des Zwerchfells so etwas lernt. Ein Elternteil dieser Trainerin hat in der Oper geabeitet (irgendwas mit Gesang) und hat dann eine Methode entwickelt, die die Tochter jetzt weiterführt. Lt der Trainierin muss das solange geübt werden, bist es sich Automatisiert. Ich war echt beeindruckt, wie die "Patienten" danach flüssig geredet haben.

Das dürfte es sein: http://delferro.de/uber-uns/

LG

vstar 
Fragesteller
 17.06.2013, 17:03

puh tolle sache, jedoch ist es von österreich nach holland kein katzensprung, trotzdem danke :)

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BVSS - Stottern & Selbsthilfe  17.06.2013, 17:51
@vstar

Es gibt in Deutschland und sicher auch in deiner Nähe gute und von den Krankenkassen anerkannte StottertherapeutInnen. Dass dir die Logopädie damals nichts gebracht hat, kann verschiedene Gründe haben. Jetzt bist du aber ja kein Kind mehr und könntest (selbstbestimmt) einen neuen Anlauf machen?

Ruf doch mal bei der Fachberatung der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (bvss.de) an. Wir beraten unabhängig und neutral. Du kannst dich hier über die aktuellen, sinnvollen Methoden informieren und dann besser entscheiden, welchen Ansatz du dir für dich persönlich vorstellen kannst. Gerne können wir dir dann auch Therapieadressen aus unserem bundesweiten Verzeichnis heraus suchen:

BVSS-Fachberatung zu Stottertherrapie und Selbsthilfe: Telefon 0221 139 1108, donnerstags von 17 - 20 Uhr, freitags von 12 - 14 Uhr

Wenn du lieber eine Intensivtherapie machen möchtest, dann schau doch schon mal hier rein: http://www.bvss.de/index.php?option=com_content&view=article&id=42&Itemid=55

Eine vorhergehende Beratung über die individuell passende/gewünschte Methode ist aber in jedem Fall sinnvoll!

Alles Gute!

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Andreas Starke  18.06.2013, 13:55

Die Kosten sind die eine Sache, aber viel schlimmer ist, dass das Del-Ferro-Institut das Versprechen, das sie mit ihren Kursen verbinden, nicht einlösen kann. In diesen Werbebeiträgen in Stern TV sieht man nur die besten Absolventen.

Stern TV macht sich nicht die Mühe, auch nur die Ergebnisse einer Therapiegruppe zu verfolgen. Es ist klar, warum. Man müsste ja die Teilnehmer, ich schätze 15 bis 20 in einem Kurs, noch einmal aufsuchen, beim Sprechen beobachten und befragen. Das Problem ist auch, dass Ingrid Del Ferro (der Vater Leonard hat das auch schon so gemacht) sich eine wunderbare Immunisierung des Heilungsversprechens ausgedacht hat: Wenn es nicht klappt, ist der Teilnehmer selbst daran schuld, wenn der nur tüchtiger geübt hätte, wäre er geheilt worden.

Ich kannte einen stotternden Schüler in meiner Nähe, der von den Eltern zu mir zu einem Vorspräch wegen einer Therapie gebracht wurde. Er hatte aber eine der früheren Stern TV-Sendungen gesehen und lies sich von seinem Wunsch, den Kurs im Del-Ferro-Institut mitzumachen, nicht abbringen. Ich habe mir dann die Mühe gemacht, ihn nach einem halben Jahr angerufen und gefragt, wie es ihm gehe. Er antwortete mir fröhlich stotternd: "Ganz prima. Ich bin geheilt." Auf meine Frage, was denn das bedeuten solle, da er ja noch ganz deutlich stottere, sagte er: "Ja, das stimmt. Aber ich würde nicht mehr stottern, wenn ich üben würde." Ich konnte da nur den Kopf schütteln: Der Junge hatte die Versprechung der Heilung als "Heilung" akzeptiert.

Der Grund für diese Fehleinschätzung ist wahrscheinlich, dass der Laie und oft auch die Teilnehmer den sog. "Verfremdungseffekt" nicht kennen. Darunter versteht man, dass ein Stotterer, der nur ganz anders als spontan spricht, weniger stottert und wenn er extrem anders spricht, gar nicht stottert. Dabei kommt es nicht darauf an, in welcher Weise diese Andersartigkeit entsteht: Extrem langsames Sprechen, Sprechen Silbe-für-Silbe auf einen Takt, Sprechen in einem festliegenden Rhythmus, Sprechen mit "verstellter Stimme" (heiser, knarrend, sehr leise flüsternd, extrem verhaucht) ... Alle diese Sprechweisen führen, wenn sie in extremer Weise durchgeführt werden, zu flüssigem Sprechen. Übungseffekte (flüssigeres Sprechen beim nachfolgenden spontanen Sprechen) treten wohl ein, lassen sich aber für therapeutische Zwecke kaum nutzen, obwohl das naive Therapeuten immer wieder versuchen. (Das ist wahrscheinlich der Grund, warum so viele Stottertherapien so schlecht sind.)

Die ebenfalls extram abnorme Atemtechnik, die im Del-Ferro-Institut gelehrt wird, hat genau diesen Verfremdungseffekt, der aber mit Heilung nichts zu tun hat.

Wie kommt es aber dann zu diesen Paradefällen, die in Stern TV gezeigt wurden? Das ist ganz einfach: Wenn man mit einer Gruppe von 1.000 stotternden Menschen Kurse in Meditation, Turnen an der frischen Luft, Bastelarbeiten, Gesprächskreise, Chorsingen durchführen würde oder gar nichts, könnte man sicher bei einigen Teilnehmern beobachten, dass sie weniger oder gar nicht mehr stottern. Dieses Phänomen gilt für alle Störungen und alle sinnvollen und sinnlosen Behandlungsmethoden. Einigen der Behandelten geht es immer besser.

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Ja, ich kann die Ratschläge nur unterstützen, die hier mehrfach gegeben worden sind: Mach noch einmal den Versuch einer Therapie. Auch wenn Dir die Therapie im Kindergarten nutzlos vorgekommen ist, kann die Sache jetzt, 12 bis 13 Jahre später, schon ganz anders aussehen.

Nur wird die therapeutische Szene in Österreich nicht viel anders aussehen als in Deutschland: Nicht alle Logopäd/inn/en können Stottern gleich gut behandeln. Frage zumindest vorher nach, ob die/der Kollegin/e (ich bin Logopäde) sich besonders für Stottern interessiert und Erfahrung in der Behandlung hat. Das könnte man übrigens vorher schon per E-Mail abfragen, wie ich in diesem Forum schon mehrfach geraten habe.

Traust Du Dir das zu?

Alles Gute wünsche ich Dir.

Kindergarten ist bei Dir bestimmt schon eine ganze Weile her.................und auch bei Logopäden hat sich in der Zwischenzeit bestimmt einiges geändert. Deshalb würde ich an Deiner Stelle noch mal einen Versuch mit einem Logopäden wagen.

vstar 
Fragesteller
 17.06.2013, 16:58

ja der kindergarten ist schon eine weile her, 12-13 jahre ungefähr, das stottern hat sich auch erst in der hauptschule entwickelt aber dann bekam ich es immer besser in den griff und heute ist es eigentlich nicht so schlimm aber es nervt einfach.. gut ich werds mal beim logopäden versuchen :)

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