Guter Vergleich von mittelalterlicher Kunst und der Renaissance

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Große Unterschiede findest du, wenn du für das Mittelalter die Romanik nimmst und nicht die Gotik. Vergleiche Bilder mit gleichem Thema, z. B. hier Geburt Christi:

"Anbetung der Hirten, Codex Egberti, Ottonisch Buchmalerei, 10. Jahrhundert, Stadtbibliothek, Trier" in http://www.pallottinerinnen.info/index.php?id=1986

und auf der Seite weiter unten dagegen Botticelli oder Dürer.

earnest  01.05.2012, 19:59

DH.

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Metri 
Fragesteller
 01.05.2012, 20:14

vielen dank ! das hat mir echt geholfen.

ich sehe den unterschied jetzt... aber ich kann nicht beschreiben, was für ein unterschied!

gibt es da eine untershciedliche botschaft?!

die bedeutung des glaubens bleibt in den gemälden gleich oder liege ich da falsch? ... habe auch einige textpassagen gelesen komme aber nicht drauf...

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rotmarder  01.05.2012, 20:38
@Metri

Es geht um die Art der Gestaltung, den "Stil".

Suche mit dem Begriff "Stilmerkmale [Epoche]". Vergleiche z. B.: Naturdarstellung, Architektur, Perpektive, Farbigkeit, Körperanatomie, Gesichter, Plastizität ...

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Der größte Unterschied ist, dass die mittelalterliche Kunst - auch noch in der Gotik weit weniger naturalistisch ist als die der Renaissance. Besonders bei menschlichen Proportionen.

In der Romanik und in der frühen Zeit der Gotik zeichnen sich auch die Körperformen unter den Gewändern garnicht oder nur schematisch ab. Je näher man an die Renaissance kommt, umso mehr wird die Kleidung zu einem tatsächlich den Körper bedeckenden Element, bei dem sich die Faltenbewegungen der Körperform und der Körperbewegung anpassen.

Auch die Raumperspektive wird immer stimmiger. Eine der größten Errungenschaften der italienischen Renaissance ist die geometrisch konstruierte Zentralperspektive. Mit deren Hilfe wird es erst möglich, Gegenstände, Räume, Städte und Landschaften naturgetreu, d.h. in den richtigen Größenverhältnissen und mit den richtigen Fluchtpunkten darzustellen.

Erstes Bild mit geometrisch konstruierter Zentralperspektive: Masaccios Kreuzigung in Santa Maria Novella in Florenz.

Übrigens: in Deutschland setzt sich die Zentralperspektive erst sehr viel später durch. Ein Vorreiter ist Albrecht Dürer, der 1505 - 1506 nach Venedig reiste und dort die Errungenschaften der italienischen Renaissancemalerei vorort studieren konnte. Außerdem kamen immer wieder italienische Künstler nach Deutschland bzw. konnten deutsche Künstler anhand von Druckgraphiken, die von Händlern aus Italien mitgebracht wurden, die dortige Kunst studieren.

Mittelalter- meistens Gold- Hintergrund, flache Körper, unnantürliche Landschaft, unbeholfen wirkende , naive Figurendarstellung, fromme und Ritter -Motive.. In der Renaissance erwachte der Blick für die Natur und Wissenschaft , die Perspektive wurde entdeckt und auch in der Kunst strebte man nach natürlichen, lebensvollen und beseelten Darstellungen. Der erste Maler, der den Weg bereitete zum seelischen und lebendigen Ausdruck, war Giotto, andere, besonders Florentiner Künstler folgten dieser Entwicklung und Leonardo da Vinci übertraf mit seinen emotional ausdrucksstarken, feinen Gesichtern und seiner eigenen Erfindung des "Sfumato" in der Maltechnik (was verschweben der Farben bedeutet ), alle Maler seiner Zeit. Auch die landschaftliche Darstellung wurde gleichberechtigt natürlich dargestellt.Obwohl die meisten Aufträge von der Kirche kamen, entstanden in der Renaissance auch weltliche Gemälde und Motive, die auf die Antike zurückgriffen und auch die private Portrait Malerei nahm ihren Anfang, was im Mittelalter nicht üblich war.