Goethe: Frage zu dem Gedicht

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Du hast schon Recht: das lyrische Ich muss eine Frau sein; das lyrische Du mit dem Dichter gleichzusetzen, damit muss man sehr vorsichtig sein. Falls Goethe nicht irgendwo ausdrücklich geäußert hat, dass er es so verstanden wissen möchte, bleib bei dem Ausdruck: lyrisches Du.

Auf der folgenden Seite findest Du noch andere Liebesgedichte von Goethe und ganz unten einen Verweis auf andere Seiten mit noch mehr Liebesgedichten.

http://www.passende-gedichte-finden.de/liebesgedicht-goethe.html

Fieka33 
Fragesteller
 11.04.2010, 12:35

meintest du Willkommen und Abschied?? Das habe ich schon interpretiert. Aber trotzdem Danke =)

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soust  11.04.2010, 12:45
@Fieka33

Danke fürs Sternchen!

Vielleicht hast Du seine anderen Sonette schon gesehen? Nr. VII bis X scheinen eine Einheit zu bilden; ein biographischer Kontext ist wahrscheinlich. Aber da ich mich mit Goethes Sonetten noch nie befasst habe, kann ich Dir da nicht weiterhelfen. Lies mal in der Wikipedia Goethes Kurzbiogrphie, vielleicht hilft es Dir für die Interpretation. - Das Reimschema stimmt übrigens, so wie Du es bezeichnet hast.

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Ich verstehe das zweite Quartett nicht so ganz.

Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, Führ' ich stets die Gedanken in die Runde, Und immer treffen sie auf jene Stunde, Die einzige; da fang' ich an zu weinen. also das lyrische ich ist alleine, fühlt sich einsam. aber ab dem zweiten Vers der strophe bin ich aufgeschmissen. Es wird wohl die Stunde gewesen sein, in der sie sich geküsst habe und dann muss das lyrische ich wegen der erinnerung weinen?? Aber die Runde. Versteht ihr das??

Novalis1  18.04.2010, 18:33

Schon, aber da du dich so undankbar zeigst, streike ich jetzt bei dir.

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"Die Liebende schreibt": also klar ist die Geliebte das lyrische Ich.

Das Gedicht gehört einem Sonettzyklus von Goethe an, in dem er sich mit der Sonettmode in der Romantik kritisch-ironisch auseinander setzt (vgl. "Vernimm das Lispeln..."). Er hat auch ein Sonett mit dem paradigmatischen Titel "Sonett" geschrieben, in dem er immanent zeigt, was ein richtiges Sonett fûr ihn sei.

Interessant ist hier auch, dass das Sonett sich ganz mit einem "Brief" identifiziert.

Ebenso interessant wäre es, das Pendant zu diesem Gedicht in deine Interpretation mit einzubeziehen.

Titel: Die Liebende abermals.

In tausend Formen magst du dich verstecken, Doch, Allerliebste, gleich erkenn ich dich; Du magst mit Zauberschleiern dich bedecken, Allgegenwärt'ge, gleich erkenn ich dich.

  An der Zypresse reinstem, jungem Streben,
  Allschöngewachsne, gleich erkenn ich dich;
  In des Kanales reinem Wellenleben,
  Allschmeichelhafte, wohl erkenn ich dich.

  Wenn steigend sich der Wasserstrahl entfaltet,
  Allspielende, wie froh erkenn ich dich;
  Wenn Wolke sich gestaltend umgestaltet,
  Allmannigfalt'ge, dort erkenn ich dich.

  An des geblümten Schleiers Wiesenteppich,
  Allbuntbesternte, schön erkenn ich dich;
  Und greift umher ein tausendarm'ger Eppich,
  O Allumklammernde, da kenn ich dich.
   Wenn am Gebirg der Morgen sich entzündet,
   Gleich, Allerheiternde, begrüß ich dich;
   Dann über mir der Himmel rein sich ründet,
   Allherzerweiternde, dann atm' ich dich.

   Was ich mit äußerm Sinn, mit innerm kenne,
   Du Allbelehrende, kenn ich durch dich;
   Und wenn ich Allahs Namenhundert nenne,
   Mit jedem klingt ein Name nach für dich.


  ( West-östlicher Divan )
Fieka33 
Fragesteller
 11.04.2010, 14:11

das thema zu erfassen ist nicht schwer, auch reimschema und stilmittel und so, aber mit dem rhytmus bin ich mir noch nicht sicher. so ganz einfach ist der für mich nicht, aber ich versuche das jetzt gleich mal. danke

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Bei der Interpretation eines solchen Gedichtes sollst du zunächst den Wortlaut genau beschreiben, also ruhig paraphrasieren, denn so eindeutig ist es nicht. Erst dann kannst du wirklich "interpretieren". dabei werden dir wohl die Hauptstilmittel auffallen. Du sollst berücksichtigen, dass das Sonett eine sehr straffe Form ist, mit vielen Konventionen. Die eine Frage ist also: wie passt das zum Ausdruck von "Liebe", die ja für Goethe (nicht nur für ihn) das Gegenteil von Konvention ist?