Gibt es sowas überhaupt, wie im Gedicht Tristan von August von Platen geschildert?
August von Platen
*Tristan
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben, Wird für keinen Dienst auf Erden taugen, Und doch wird er vor dem Tode beben, Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe, Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen, Zu genügen einem solchen Triebe: Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiegen, Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen Und den Tod aus jeder Blume riechen: Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!*
Ich mein, ich find das Gedicht schon stark, aber gibt es sowas überhaupt? Wenn man eine Beziehung haben will, dann schaut man halt, dass es passt und stellt sich die Frage, ob man sich mit dem Menschen was aufbauen kann. Und man findet den Menschen auch lieb und so aber so Dinge wie hier genannt werden. Die Liebe oder das Schöne ... Ist das nicht so ultimativ, wie zu glauben, es gibt das Gute oder das Böse?
1 Antwort
Das Gedicht wurde zu einer Zeit (1825) geschrieben, wo man "starke Gefühle" noch kannte und auch zeigen konnte. Man dachte und sprach in großen und dramatischen Begriffen, wie z.B. in diesem Dreiklang: Schönheit, Liebe und Tod
Wie deine Bemerkungen ja belegen, leben wir heute ganz anders. Wir denken weniger dramatisch, wir machen auch in großen Gefühlen oft Kompromisse.
Wir "schauen mal, ob es passt, mit der Liebe" Die großen Gefühle sind uns eher verdächtig, denn manchmal führen sie zu Enttäuschungen oder zu Unglück. Und den Tod lassen wir gerne ganz außen vor.
Ob das schade ist ? Jedenfalls ist das Gedicht so, dass es uns auch heute noch beeindruckt. Ein bißchen durchdringt es nämlich den Schutzschild unserer Coolness. Tief in unserem Innern können wir diese Gefühle vielleicht ein wenig nach empfinden.