M. Opitz Gedicht "übersetzen"?
Hallo zusammen!! Kann mir bitte jeman das Gedicht "Ach Liebste lass uns eilen", von Martin Opitz ins deutsche, so wie man es heute spricht, "übersetzen? Wäre sehr nett, danke!! Hier das Gedicht: Ach Liebste, laß uns eilen, Wir haben Zeit, Es schadet uns verweilen Uns beyderseit. Der edlen Schönheit Gaben Fliehen Fuß für Fuß, Daß alles, was wir haben, Verschwinden muß. Der Wangen Ziehr verbleichet, Das Haar wird greiß, Der Augen Feuer weichet, Die Brunst wird Eiß. Das Mündlein von Corallen Wird ungestalt, Die Händ' als Schnee verfallen, Und du wirst alt. Drumb laß uns jetzt geniessen Der Jugend Frucht, Eh' als wir folgen müssen Der Jahre Flucht. Wo du dich selber liebest, So liebe mich, Gieb mir das, wann du giebest, Verlier auch ich.
1 Antwort
Dich verunsichert vielleicht der vorangestellte Genitiv:
der edlen Schönheit Gaben = die Gaben der edlen Schönheit
der Wangen Ziehr = die Zier der Wangen
der Augen Feuer = das Feuer der Augen
der Jugend Frucht = die Frucht der Jugend
der Jahre Flucht = die Flucht der Jahre
Ferner:
greiß = alt (vgl. der Greis)
ungestalt = formlos
drumb = darum
Das ist ein typisches Barockgedicht über das Thema "tempus fugit" (die Zeit entflieht), also Vergänglichkeit.
Das Ich wendet sich an eine Frau und macht aus dieser Perspektive ein Argument, um sie davon zu überzeugen, dass sie ihn (sinnlich) lieben soll, denn es ist dann zu spät, wenn sie alt und hässlich ist.
Du kannst das mit französischen Gedichten parallelisieren, etwa von Ronsard (Quand vous serez bien vieille, le soir..."), die genau dieser Perspektive entsprechen.
Pass auf Vers den Vers "Wir haben Zeit" auf. Das ist kein Widerspruch, denn das bedeutet hier nicht, was das für uns bedeutet (warum sollten wir eilen, da wir doch Zeit haben?
Wir haben Zeit bedeutet hier: Zeit ist in uns, wir sind zeitliche (und also sterbliche) Wesen und darum vergänglich.
Sehr schwer sind dagegen die Schlussverse. Ich möchte aber meinen, dass das auch der Fall ist für den Lehrer/ die Lehrerin. Bin gespannt, wie er/sie das interpretiert :)
Eine solche "Pointe" nannte man in der damaligen Rhetorik eine "argutia", mit anderen Worten eine sexuelle Anspielung. Soll deshalb nicht direkt verständlich sein.
aber den Teil versteh Ich nicht "Gieb mir das, wann du giebest,
Verlier auch ich" Kannst du mir das vielleicht erklären!?