Gedanken zu "Jeder ist seines Glückes Schmied"

16 Antworten

Der lateinische Spruch, der der Römer Appius Claudius Caecus geäußert hat, heißt: faber est suae quisque fortunae.

Das Wort „fortuna“ bedeutet: zufälliges Schicksal, Zufall, Glücksfall, (günstiges/ungünstiges) Los, Geschick, äußere Lage, Stand, Stellung, Zustand, Umstände, Verhältnisse. Ein Wort für das empfundene Glück, die Glückseligkeit, ist „beatitudo“. Der Spruch bezieht sich direkt erst einmal auf den äußeren Erfolg.

Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ weist auf das eigene Zutun als wichtige Ursache hin. Es kommt darauf an, selbst sein Leben zu gestalten und aktiv auf die Welt Einfluß zu nehmen. Das eigene Handeln, das Denken und die Einstellung sind wichtig. Es ist besser, selbst etwas zu unternehmen als bloß darauf zu warten, wie etwas Gewünschtes eintritt. Menschen sind nicht einfach einem zwangsläufigen Schicksal als Opfer ausgeliefert, das auf jeden Fall eintritt, gleichgültig was Menschen tun (Weltanschauung des Fatalismus). Es ist zu bequem, sich für nichts verantwortlich zu sehen und die Schuld an allem vollständig anderen und den Verhältnissen zuzuschieben.

In einer verallgemeinerten Absolutierung ist das Sprichwort aber nicht zutreffend. Es könnte nach dem Bild des Schmiedens überlegt werden, ob jemand ausreichend Kraft und Beweglichkeit der Arme, einen geeigneten Hammer und andere Geräte sowie genügend Material hat. Besteht eine echte Chance, etwas Gelungenes zu schmieden? Gesellschaftliche Verhältnisse sind Rahmenbedingungen, die einzelne Menschen nicht einfach beliebig verändern können. Bildungssystem, Technik und Medien sind ein Umfeld, von dem Einflüsse auf die persönliche Entwicklung ausgegangen sind. Günstige oder ungünstige Umstände können auftreten, über die Menschen keine Verfügungsgewalt haben. Ihre Macht ist begrenzt und sie können nicht Gegebenheiten nach Belieben außer Kraft setzen. Bei einer Überbetonung von Eigenverantwortung besteht die Gefahr einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, indem allen weniger gutgestellten Menschen unterstellt/vorgeworfen wird, selbst an ihrer Lage Schuld zu sein (mangelnder Wille, Faulheit, Unfähigkeit) und kein Recht auf Unterstützung zu haben.

thiesjan  08.10.2010, 19:34

Es ist eine so gute Antwort, vielen Dank!

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Als erstes ist Glück im allgemeinen Sinne zu 99 % das Ergebniss aus Arbeit und guter Vorbereitung. Viele bewundern erfolgreiche Menschen: Oh, hat der Glück gehabt, der hat so einen guten Job bekommen, oder sein Geschäft ist so erfolgreich und: Oh, hat der Glück, so ein schönes Haus oder, die Leute liegen ihm ja förmlich zu Füßen und suchen seinen Rat.

Doch dieses Glück ist nur das Ergebnis von Fleiß, von reiflicher Überlegung, guter Planung Ausdauer, Einsatz und Energie des "Glücklichen"!Und die "Glücklichen" erkennt man sofort daran, dass sie niemals aufgeben. Sie gehen mit Niederlagen insofern um, dass sie sie als Lehre sehen und ziehen ihre Erfahrungen daraus. Aber sie verlassen niemals ihre Ziele!!

Jeder könnte es schaffen, auch aus sogenannten sozialen Schichten. Derjenige muss sich klare Ziele setzen und diese systemathisch verfolgen. Die menschen mit schlechteren Voraussetzungen müssen evt. härter dafür kämpfen und länger dafür arbeiten, aber schaffen könnten sie es. Man muss auch den Willen haben, einen eisernen Willen, der durch nichts sich aufhalten lässt. Jeder Gedanke sollte auf das Ziel gerichtet sein. Kritik, Niederlagen und Probleme sind keine Hindernisse! Sie sind nur etwas, was einem dazu dient, seine Wege zum Ziel kritisch zu hinterfragen und ggf. andere, bessere Wege zu gehen. Denn hier ist erst einmal der Weg das Ziel (sogenannte Zwischenziele).

Doch das Endziel, das irgendwann erreicht sein wird, dass nennen dann die Leute:

Glück!

Doch der Weg zu jedermanns Glück ist sein persönliches Ziel, und der Satz:

Gebe nie, nie, nie, nie, niemals auf!!!!

...in diesem Sinne: Viel Glück mit eurem Vortrag! :-))

Das ist eine Aussage, die man theoretisch auch für das heutige Deutschland anwenden kann. Es kommt immer darauf an, was man als sein Glück empfindet. Wer es als sein persönliches Glück ansieht, mit Partner in einer Wohnung auf dem Land zu leben und ein kleines Gewerbe zu betreiben, dann ist das Glück sicherlich mit nicht allzu großen Problemen verbunden.

Das Problem ist eher, dass heute nicht nur die Möglickeit, sondern auch der soziale Druck zur Leistung besteht - jeder KÖNNTE sein Glück auch weiter oben finden - als jemand der Erfolg hat, und zwar mehr Erfolg als andere (Erfolg ist immer relativ, nie absolut). Das ist jedoch dann nur für wenige möglich, denn nicht alle können mehr Erfolg ans Andere haben. Damit können nur wenige ihr 'Glück' finden, wenn man nach Medienstandarts geht.

Aus heutiger Sicht würde ich die Aussage also vom Materiellen ins Ideelle ummünzen - wer Glück haben, bzw. glücklich sein will, der sollte versuchen, sich klar zu machen, worin sein eigenes Glück besteht. Und das ist (so kitschig es klingt) in den allermeisten Fällen nur Familie und Freunde und einen gewissen Umkreis, in dem man anerkannt ist, dazu noch ein irgendwie geartetes Lebensziel oder einen Zweck (ein Hobby z.B.). Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendwelche Supermanager glücklicher sind als viele Durchschnittseltern. Wenn die es nicht sind, dann liegt es oft nur daran, dass ihnen von den Medien vorgegauckelt wird, anderen ginge es besser und sie seien nur durch ihre eigene Unbeweglichkeit nicht weiter gekommen.

Das ist ein weiterer Punkt, der das Glücklichsein in der Moderne so schwierig macht. Wer glücklich sein will, musst Selbstwertgefühl haben. Viele erreichen das z.B. indem sie sich als Veganer als die besseren Menschen aufführen. Selbstwertgefühl kommt oft durch Anerkennung durch die Gemeinschaft. Allerdings hat eben die sich gewandelt. Der moderne Mensch ist nicht mehr glücklich, wenn er im Dorf bekannt ist, oder in der Straße geschätzt wird, nein man ist global geworden - nur wer im Fernsehen und in den Medien ist, der ist anerkannt. Aus diesem Grund setzten sich viele auch diesen ganzen dämlichen Shows aus, wo von Anfang an klar ist, dass sie nur gedemütigt werden.

thiesjan  08.10.2010, 20:00

Was heißt das, "sich als Veganer als die besseren Menschen aufführen"? Sie führen sich nicht auf, sie sind es, weil sie wirklich Mitgefühl haben für die, die sich nicht wehren können. Natürlich muß ich als reicher Mensch nicht glücklicher sein als eine Durchschnittsfamilie. Mit meinem Vermögen kann ich jedoch besser für meine Gesundheit sorgen, falle dem Staat also weniger zur Last, ich kann auch spenden und soziale Projekte unterstützen - das kann in dem Ausmaß eine Durchnittsfamilie nicht. Geld ist wichtig.

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Jeder ist seines Glückes Schmied

Eine wichtige Ergänzung hätte ich: Das Glück ist stark abhängig von anderen Menschen, sehr stark. Es spielt eine große Rolle, ob andere Menschen uns lassen glücklich zu sein. Wenn es nicht so wäre, wieso sind dann soviele Menschen unglücklich?

Wir Menschen bedingen uns gegenseitig, wir sind alle voneinander abhängig.

Prinzipiell finde ich die Antwort von Angel84 super. Sie mindert meiner Meinung nach die gute Botschaft dadurch, dass sie so uneingeschränkt auftritt und damit nicht die Erfahrung aller widerspiegelt, dass wir gesellschaftlich und in die gesamte Umwelt eingebunden sind. Was nutzt die beste Ausbildung, wenn man von einem Besoffenen auf dem Bürgersteig angefahren wird und der nicht mal ne ausreichende Versicherung hat. Seines Glückes Schmied sein ist darum eben nicht auf das rein Private beschränkt. Mitsorge für ein hohes gesellschaftliches Verantwortungsniveau gehört dazu. In einer Gesellschaft von Solipsisten steigt das Risiko fremdverursachter Störfaktoren. Diese Einsicht scheint im Moment etwas notleidend und zu viele meinen, es reicht, wenn jeder nur sein eigenes Fell sauber hält. Wenn sich jeder in sein Schneckenhäuschen zurückzieht, und sich niemand mehr die Hand gibt, dann werden die Schneckenhäuschen einzeln nacheinander weggeblaseen, erst die schwachen und immer mehr allein auf weiter Fläche auch die starken.