Fühle mich bei der Familie meines Freundes nicht wohl, was kann ich tun?
Hey Leute :)
Bin seit ca. einem Monat mit meinem Freund zusammen. Da wir beide noch zur Schule gehen (sind beide 18), wohnen wir noch bei unseren Eltern. Wir kommen aus sehr unterschiedlichen Familien. Während ich aus einer städtischen Akademiker-Familie komme und keinerlei Kontakt zu Kindern habe, wohnt mein Freund auf einem Bauernhof mit seinen Eltern (beide nur mit Hauptschulabschluss) gemeinsam mit seiner Großmutter, und seiner kleinen Schwester. Seine kleinen Nichten (5 Jahre und 11 Monate alt) sind sehr oft zu Besuch - und ich fühle mich unwohl da ich kein Kinderfan bin und nicht weiß wie ich mich verhalten soll. Seine Familie ist sehr religiös, während ich eingetragene und "gläubige" Atheistin bin - was ich allerdings nie im Leben erwähnen dürfte. Ein weiterer Dorn im Auge meiner "Schwiegermutter" ist, dass ich Vegetarierin bin, während sie seelenruhig "unbrauchbare" Hühner abschlachtet und das am Essenstisch als Thema aufbringt während mir mein Essen wieder hochkommt.
Als mein Freund einmal betrunken war, erzählte er mir, dass er sich deplatziert vorkommt. Er ist der einzige in der Familie der Abitur macht und danach eventuell studiert. Er könnte auch keinem Huhn den Kopf abschlagen und weint bei dem Gedanken daran, vielleicht einmal den Hof übernehmen zu müssen. Mir ist immer übel wenn ich bei seiner Familie bin und ich bekomme kaum einen Bissen hinunter.
Ich liebe ihn, komme mir aber wie in einer anderen Welt vor wenn ich bei ihm bin. Ich weiß nicht wie es in Zukunft weitergehen soll. Mich hat es noch nie lange im eigenen Land gehalten und ich könnte mir gut vorstellen nach dem Studium auszuwandern, während er ein fest verwurzelter Patriot ist.
Wie kann ich besser mit seiner Familie klar kommen? Und wie meistere ich solche schwierigen Situationen?
8 Antworten
Voreingenommen bist Du aber gar nicht, oder?
Ich glaube, so wirklich passt Ihr nicht zusammen. Trennt Euch, so lange es noch Zeit ist.
Oder baut Euch Euer eigenes Leben auf. Mit 18 sollte man soweit sein, dass man das kann. Ihr könnt jeder einer Nebentätigkeit nachgehen - so wäre auch eine kleine Wohnung finanzierbar.
, vielleicht einmal den Hof übernehmen zu müssen.
Dazu kann ihn niemand zwingen.
- Ich will nicht voreingenommen sein, kenne sie aber nun schon eine ganze Weile, da wir schon zuvor lange befreundet waren. Vielleicht sollte ich uns einfach allen etwas Zeit geben.
DU bist Gast, also hast du dich anzupassen. Du musst deswegen natürlich kein Fleisch essen, aber du kannst noch weniger erwarten, dass sich die Familie, bei denen du nur Gast bist, ihre Gewohnheiten deswegen ändern.
Es hört sich sehr vorwurfsvoll an, was du da schreibst und offensichtlich hast du auch einige Vorurteile gegenüber Landwirten.
Lerne die Familie (und deren Hof/Arbeit) erstmal besser kennen und urteile nicht zu vorschnell.
PS: Dein Freund muss den Hof nicht übernehmen, wenn er nicht will. Keiner kann ihn zwingen.
Das dürfte ziemlich schwierig werden, und Zeit sowie Geduld brauchen.
Wichtiger aber ist, dass ihr beide miteinander den Weg findet, es ist euer Leben, nicht das eurer Eltern. So gesehen ist es ein "nice to have", wenn das mit den Schwiegereltern in spe super harmonisch ist, es geht aber auch wenn das (noch) nicht so ist.
Ja tu das, und mach dir keinen Kopf, wenn's halt nicht gleich klappt.
Hallo!
Meine Meinung --------> Wenn du so viele Negativa und Gegensätze zwischen ihm und dir bzw. euren Elternhäusern siehst, solltest du dich mal ernsthaft und ehrlich fragen, ob du überhaupt bereit bist, eine solche Beziehung zu akzeptieren bzw. im Sinne einer schönen, gut funktionierenden Partnerschaft führen zu können!
Vllt. solltest du seine Familie auch erstmal etwas besser kennenlernen, anstelle Vorurteile walten zu lassen oder gleich von vornerein mit Ablehnung aufgrund der deutlichen Gegensätze anzukommen. Vllt. haben sie dir gegenüber ähnliche Ablehnungspunkte, behalten diese aber für sich -------> wer weiß!
Und auf die Worte eines Betrunkenen kann man wenig geben.. vllt. bewertest du die dahingehend getätigten Äußerungen deines Freundes auch zu hoch! Wer weiß, wie er das meinte.
Mir kommt es auch so vor, als würdest du dich als "was Besseres" wahrnehmen, da du stellenweise so schreibst, als sei "DIESE Landwirtsfamilie" nicht dein Niveau, weniger wert & dir auch dadurch suspekt. Es ist klar dass eine Welt, die man bisher nicht kannte, auf einen zunächst schräg und eigen wirken wird.. und meine Freundin hatte anfänglich auch durchaus Probleme, die "Kultur" meiner jugoslawischstämmigen Familie zu verstehen, das braucht alles seine Zeit. Aber nur Mut ------> mit der Zeit wird aus Gras Milch^^
Du solltest dich weniger wichtig nehmen, deine Werte nicht als Nabel der Welt definieren & versuchen, der Familie die Hand zu reichen bzw. sie als genauso wertvoll wie dein städtisches Elternhaus zu sehen. Lege nicht jede Handlung auf die Goldwaage (Hühner etc.) -------> es gibt einfach nicht nur polyglotte Vegetarier aus der Stadt auf dieser Erde^^ das ist die Vielfalt :)
Nutze die Chance, diese Vielfalt zu erkennen.. oder trenne dich von ihm, wenn du nicht bereit bist seine Familie zu akzeptieren. In dem Falle ist es für deinen Freund wohl sogar besser, wenn er 'ne Partnerin findet, die seine Herkunft annimmt wie es ist!
Deinem Text zufolge machst Du genau den Fehler, den viele Leute in Deinem Alter machen: Man fühlt sich selbst als etwas besseres bzw. irgendwie überlegen. Das passiert ganz unbewusst und soll kein Vorwurf sein.
Du hältst Deine Art zu leben, Deine Ansichten und Deine Wünsche im Leben als das einzig sinnvolle und stufst damit innerlich alles andere herab.
Und genau da ist der Ansatzpunkt. Überwinde diese Abstufung und konzentriere Dich ganz bewusst auf die positiven Dinge dieser Lebensart. Du kannst nicht mit Kindern umgehen? Jetzt hast Du die perfekte Chance das zu lernen. Alles was Du dazu tun musst ist Dich zu öffnen und es wirklich zuzulassen! Die Leute haben nicht studiert? Egal, achte sie dafür, was sie auch ohne Studium geschaffen und erreicht haben. Und glaub mit, wenn Du mal mit dem Studium durch bist wirst Du sehen, dass das nix besonderes ist und Dein "Wert" durch andere Dinge definiert wird. Die menschliche Herzlichkeit in solchen Familien ist oft deutlich mehr wert.
Dein Freund ist heimisch, Du willst auswandern? Perfekt, so kannst Du wunderbar lernen, wie man Kompromisse eingeht. Und glaub mir, mit 18 glaubst Du zwar zu wissen was Du willst, hast aber in Wirklichkeit keine Ahnung.
Also nochmal zusammengefasst: Stuf Dich selbst nicht über den anderen ein, sondern lediglich als andere Art zu leben. Konzentrier Dich auf die positiven Dinge deren Lebensweise und lern daraus, seh es als Chance an Neues kennenzulernen, das Du bisher anders kennst und überdenk an kritischen Punkten erstmal Deinen Standpunkt bzw. Deine Kompromissfähigkeit, bevor Du andere kritisierst bzw. in Schubladen steckst.
Wahrscheinlich klingt dieser Text für Dich jetzt wie ein Angriff auf Dich. Dem ist nicht so - aber wenn Du das tatsächlich so empfindest, ist das nur eine Bestätigung für meine Vermutung. Ich war nämlich mal in einer sehr ähnlichen Situation, bis ich begriffen hab, dass nicht das Verhalten der anderen das Problem war, sondern schlichtweg meine Einordnung davon. Natürlich kann man nicht immer und überall unvoreingenommen nur das positive sehen, aber oft funktioniert das wunderbar, erleichtert viel und bringt oft einem selbst wunderbare neue Erkenntnisse.
Danke, ich nehme es nicht als Angriff an und bin froh über konstruktive Kritik.