FSJ im Kindergarten als Mann?

4 Antworten

Hey du!

Ob du gut mit Kindern kannst, wirst du wohl erst im Laufe eines längeren Praktikums herausfinden. In einer anderen Antwort wurde schon gesagt, dass du natürlich nachfragen kannst, ob du mal einen Tag hospitieren darfst. Bei uns ist das sogar üblich, vor allem wenn es mehrere Bewerber für eine Praktikumsstelle gibt - schließlich wollen wir ja auch nicht "die Katze im Sack kaufen" ;)

Ich habe aber aus deiner Frage gelesen, dass du eher Angst hast, dass du es "nicht richtig machst" - da kann ich dich beruhigen, das lernst du schon, wie du mit den Kindern umgehen sollst, kannst und musst. Im FSJ hast du eine feste Praxisanleitung, die dafür zuständig ist, dich genau dabei zu unterstützen. Was eher passieren kann, ist dass dir der Lärm zu viel ist oder es dir einfach keinen Spaß macht. 

Natürlich kann es sein, dass du genau das erst nach ein paar Wochen oder Monaten feststellst, dass dir der Umgang mit Kindergartenkindern gar nicht liegt und gefällt. Das habe ich auch immer mal wieder bei Praktikanten miterlebt. Deine grundsätzliche Einstellung (so wie du dich beschreibst) wird es dir aber ermöglichen, das Jahr trotzdem zu einem guten Ende zu bringen und für dich viel mitzunehmen. 

In Bezug auf deine Schüchternheit kann dir ein FSJ im Kindergarten auch weiterhelfen. Kinder denken sich nichts dabei, dich einfach anzusprechen bzw. sogar für sich zu beanspruchen. Nicht selten klettern die Kleinen vor allem den Praktikanten auf den Schoß, sagen "komm mal mit" und zerren die Praktikanten in eine Spielecke oder fragen, ob sie ihnen was vorlesen. Die Kinder wissen genau, dass vor allem die Praktikanten die Zeit haben, sich auch mal längere Zeit ausgiebig mit ihnen zu beschäftigen (wozu uns Erziehern leider manchmal die Zeit fehlt). Da musst du dann einfach aus dir rauskommen und wirst schnell merken, dass es dir sogar leicht fällt und Spaß macht, denn in dem Alter urteilen die Kinder noch ausschließlich danach, wer es gut mit ihnen meint.

Glaubst du denn, dass deine Eltern ein Problem damit hätten, wenn du ein Praktikum in einem "Frauenberuf" machen würdest? Oder ist das nur eine Sorge, die du ganz unbegründet hast? Also haben deine Eltern sich schon mal in der Richtung geäußert? Oder hast du nur Angst, sie könnten es vielleicht nicht gut finden?
Wenn du ein FSJ machst, heißt das ja noch lange nicht, dass du dann auch in diesem Beruf arbeiten willst. Wenn deine Eltern da wirklich ein Problem damit haben sollten, kannst du den eventuellen Berufswunsch ja auch erstmal verschweigen und nur mit "macht sich gut im Lebenslauf", "was zurückgeben", "was für Menschen tun" argumentieren. Und wenn du dann ein Jahr im Kindergarten bist, es dir Spaß macht und du tatsächlich eine Erzieherausbildung erwägst, sieht die Sache vielleicht schon wieder ganz anders aus. Dann sehen deine Eltern, dass du glücklich mit dieser Arbeit bist, sie hören, was du erzählst und was eigentlich alles hinter diesem Beruf steckt (ganz abseits vom Kaffeetanten-Klischee). 

Jeder Kindergarten freut sich jedenfalls über männliche Praktikanten. In unserem Beruf fehlen leider ganz häufig die Männer (wurde auch schon gesagt). Und wenn das dein Traumberuf sein sollte, dann um so besser :)

Ich wünsch dir alles Gute!

verreisterNutzer  18.04.2017, 19:53

Genau das denke ich auch, dass Kinder da einfach anders denken als Erwachsene und auch noch nicht darüber urteilen, ob sich jemand schüchtern oder aufgeschlossen verhält, sondern eher danach, wer es gut mit ihnen meint :)

Also ich habe es schon meiner Mutter gesagt und ihre Reaktion hat mich schon etwas schockiert. Jetzt nichts gegen meine Mutter, aber die fragte mich darauf ernsthaft, ob ich auf kleine Kinder stehe :o Was ich natürlich nicht tue :) Ich denke zwar, dass man gerade wenn man als Mann in so eine Richtung gehen möchte, man schon des öfteren damit konfrontiert wird, dass man auf Kinder stehen würde. Bei anderen Eltern (insbesondere die, deren Kinder in den jeweiligen Kindergarten gehen) wäre mir das ja anfangs eigentlich noch egal, weil spätestens wenn die Kinder davon berichten, was sie im Kindergarten erlebt haben (insbesondere mit einem männlichen Erzieher oder FSJler), dann denken die Eltern vielleicht doch noch um. Aber wenn die eigenen Eltern sowas von einem denken, dann ist das schon hart.

Es ist mir echt nicht leicht gefallen, das zuzugeben und dann so eine Reaktion. Da kann ich nur sagen: Danke fürs Gespräch.

Auf jeden Fall musste ich leider feststellen, dass es in meiner Umgebung wenig FSJ-Stellen angeboten werden und wenn dann fährt man mit dem Auto mindestens ne halbe Stunde hin. Und da ich noch keinen Führerschein habe, bin ich natürlich noch auf den öffentlichen Verkehr angewiesen, was natürlich dann noch länger dauern würde, bis ich dort bin. Und die Kindereinrichtungen, die ein FSJ anbieten, sind leider alle etwas weiter weg. Für mich würde da in meiner näheren Umgebung nur ein FSJ in einem Altenheim in Frage kommen.

Naja wie dem auch sei :) Momentan mache ich mir jetzt Gedanken darüber, ob ich vielleicht nicht mal in einem örtlichen Kindergarten anrufen sollte und da mal nachfragen sollte. Aber wer weiß, wie groß die Chance ist, dass die da dann auch wirklich ein FSJ anbieten.

Es gibt eigentlich so ca. ne dreiviertel Stunde weit weg ne interessante FSJ-Stelle. Also die ist auch in einer Kita, soweit ich gelesen habe, und da betreut man nicht nur Kindergartenkinder, sondern auch Schulkinder :) Ist aber leider auch etwas weiter weg.

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KS1987  18.04.2017, 22:02
@verreisterNutzer

Hey du!

Schön, dass du dich nochmal meldest!

Ja, das sind leider die Klischees, entweder bist du pädophil oder schwul, sonst würdest du dir nicht so einen Beruf aussuchen. Über solche Vorurteile musst du zu stehen lernen, leider, genauso wie ich über Vorurteile zu stehen lernen musste, die sagen, dass alle Erzieherinnen nur Basteltanten oder Koffein-Junkies sind. Oder am besten beides. 

Der Beruf des Erziehers ist wahnsinnig komplex. Du musst pädagogisch absolut versiert sein, um deine täglichen Aufgaben zu bewältigen. Es gehört einiges an Fachwissen dazu, um dann im Alltag mit den Kindern spontan die richtige Entscheidung treffen zu können. Denn während A quakt, dass B es geschlagen hat, solltest du noch sehen, dass C sich gerade eine Spielfigur in die Nase steckt und D gerade das Zimmer verlässt, während E auf dem Klo nach Hilfe beim Popo Abputzen schreit und du siehst wie D die Teekanne umgeschüttet hat... 
Abgesehen von diesem alltäglichen Wahnsinn musst du aber Elterngespräche vorbereiten, in denen es um fachliches Wissen geht und um deine Gabe, Eltern für dich und deine Ideen zu gewinnen. Du musst Beobachtungsbögen ausfüllen, die Pflicht sind und bei einer Überprüfung vorgezeigt werden müssen. Vielleicht hast du noch ein paar Kinder, die vom "Bildungs- und Teilhabepaket" (so heißt es zumindest in unserer Stadt) profitieren, für die musst du dokumentieren, an welchen Tagen sie am Mittagessen teilgenommen haben und das weiterleiten. 
Während du Karl tröstest, weil seine Mama nur zweimal und nicht dreimal gewunken hat, steht Frau XY genervt an der Gruppentür und wartet, dass du Zeit für sie hast. Warum es denn eigentlich seit drei Wochen keinen Lachs mehr auf der Speisekarte gegeben hat, will sie wissen. Dass du neben dem weinenden Karl jetzt auch noch die weinenden Zwillinge zu begrüßen hast, stört sie wenig, und während du versuchst drei Kinder auf den Armen zu halten und auch noch die kleine Emily im Blick hast, die mal wieder "unbemerkt" zwischen deinen Beinen nach draußen geschlüpft ist, erklärst du völlig ohne Hektik, warum der Speiseplan ist wie er ist. Denn ganz ehrlich und nur unter uns: ihr habt euch ja was gedacht dabei und den haben nicht nur Affen erfunden... 

Schon im Morgenkreis denkst du an das verwahrloste Gartenbeet, das eurer Gruppe zugeteilt ist. Gärtnern mit den Kindern ist toll, aber bei dem vielen Unkraut... Nachmittags sitzt du zwei Stunden und harkst Unkraut, damit du mit den Kindern etwas pflanzen kannst. Irgendwann mal. Wenn nicht alle beim Turnen oder bei der musikalischen Früherziehung oder sonstwas sind... Trotzdem fährst du nach Feierabend in das Gartencenter und kaufst Blumensamen und Erde. Vielleicht wird es ja doch noch was.

Wie alle Erzieher wirst du irgendwann Abstriche machen. Was dir in der Ausbildung so schillernd erzählt wurde ist einfach nicht die Realität. Und so vieles, was du könntest, wird ein Konjunktiv bleiben. Leider. 

Ich würde das eigentlich keinem Erzieher-Anwärter so sagen. Es klingt heftiger, als es ist. Auch wenn es nicht immer einfach ist, liebe ich meinen Beruf und ich weiß, dass es andere nicht unbedingt leichter haben. Nichtsdestotrotz wirft diese realistische Einschätzung ein anderes Bild auf unseren Beruf und vielleicht hilft es dir, wenn du deinen Eltern erzählst, was du gern beruflich machen willst. Dass es eben nicht darum geht, "mit Kindern zu spielen", sondern dass das ein Beruf ist, der einem viel abverlangt und großes Fachwissen voraussetzt. 

Und zu deinen Bedenken: das habe ich auch miterlebt bei Kollegen aus der Klasse. Die durften nicht Wickeln gehen oder mit aufs Klo. Das ist natürlich Quatsch, aber da muss man dann durch. In meiner Arbeitsstelle ist es aber eher so, dass die Eltern sich freuen, wenn ein Mann da ist... "Hey cool, männliche Verstärkung, Fabian, schau, da is einer zum Fußballspielen!"
Ich habe auch erlebt, dass eine sehr schüchterne Mama muslimischen Glaubens erst richtig Vertrauen gefasst hat, als ihre Tochter jeden Mittag völlig gedankenlos auf dem Schoß unseres voll tätowierten Praktikanten gesessen hat. (Die Kleine hat ihn angehimmelt und die Mama war begeistert).

Ja, mit den Vorurteilen wirst du zu kämpfen haben. Ebenso wie ich mit den meinen. Aber das ist kein Grund aufzugeben, im Gegenteil! Zeig allen, was dich an diesem Beruf fasziniert und warum du ihn ausüben willst! Ich hatte ähnliche Kämpfe, als ich nach dem Abi nicht studieren wollte, sondern eine Ausbildung zur Erzieherin machen wollte...

Ich wünsch dir alles, alles Gute!!!

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verreisterNutzer  19.04.2017, 11:29
@KS1987

Darf ich mal fragen, wie das bei dir so ausgesehen hat mit den Kämpfen, die du nach dem Abi hattest? Jetzt nichts gegen dich, aber ich denke, dass es Frauen da etwas leichter haben. Für Männer ist es dahingehend auch etwas schwerer, überhaupt zuzugeben, dass sie in diese Berufsrichtung gehen wollen. Tja und wenn sie dann auch noch zu den etwas Schüchternen gehören. Ich kann da die anderen Männer, die eventuell in so eine Richtung gehen möchten, durchaus verstehen. Und wenn sie dann nicht wirklich Unterstützung von den Eltern bekommen: Da stehen sie eben alleine da und müssen selbst dafür kämpfen.

Tja und was mich betrifft: Ich bin auch der Meinung, dass in den Kindergärten mehr Männer sein müssten. Und ich glaube auch ganz ehrlich, dass die wenigsten Männer, die Erzieher sind, pädophil sind. Klar es kann mal vorkommen. Aber auf die meisten Fälle trifft es wohl eher nicht zu. Will ich zumindest hoffen :)

Ich bin zwar in gewissen Situationen etwas zurückhaltend, aber wenn ich das mal außer Acht lasse und mich stattdessen auf meine Stärken konzentriere, passe ich wohl eher in den sozialen Bereich als in den wirtschaftlichen (besuche zur Zeit die 12. Klasse der Fachoberschule Wirtschaft und habe bemerkt, dass die Richtung Wirtschaft nichts für mich ist). Um ehrlich zu sein, habe ich schon damals in der 9. Klasse der Realschule überlegt, ob ich eventuell mein 3-wöchiges Schulpraktikum, was wir damals machen mussten, in einem Kindergarten zu machen. Dies habe ich dann aber doch woanders gemacht, weil ich mich nicht dazu überwunden konnte. Damals hatte ich aber noch viel mehr Selbstzweifel als jetzt und wurde leider über Jahre hinweg in der Schule runtergemacht und geriet leider auch seit Kindheit an oft an die falschen Leute.

Ich war eigentlich schon immer der etwas Zurückhaltende und Schüchterne, was mir persönlich viele Probleme bereitet hat (als Kind zwar noch nicht, aber ab der Pubertät) und ich deshalb auch viele negative Erfahrungen als Schüchterner gemacht habe. Naja auf der anderen Seite denke ich mir, dass wenn man frühzeitig etwas gegen meine Schüchternheit und Zurückhaltung unternommen hätte, hätte ich mir viele negative Erfahrungen ersparen können. Meine Eltern dachten sich auch immer nur, dass ich irgendwann offener werde.

Naja wie dem auch sei :) Das spielt für mich jetzt keine Rolle mehr und ich muss es jetzt so nehmen, wie es momentan ist. Auf jeden Fall sehe ich es als wichtig an, dass man Kindern frühzeitig hilft (am besten schon im Kindergartenalter), offener zu werden, sodass ihnen einige negative Erfahrungen erspart bleiben. Und meiner Meinung können Männer da die Kinder mehr motivieren, offener zu werden, als die Frauen. Ich sage jetzt nicht, dass das Frauen nicht auch könnten. Aber ich denke mir, dass wenn man eben als Mann so gewisse Erfahrungen als Schüchterner gemacht hat, hat man da mehr Durchhaltevermögen.

Und dass man dann eben für seine Träume oder eben das, was man vorhat, kämpfen muss: Da ist schon was dran :) Ich hatte es selbst bisher im Leben nie wirklich leicht und musste immer stark sein und kämpfen. Aber jetzt mit meinen mittlerweile 19 Jahren bin ich zum ersten Mal an einem Punkt angelangt, wo ich wirklich komplett auf mich alleine gestellt bin. Tja und auch wenn ich zwar ein Junge/Mann bin, habe ich schon immer gemerkt, dass ich in irgendeiner Art und Weise anders als andere Jungs bin. Während andere Jungs eher immer einen auf hart gemacht haben, war ich eigentlich immer eher der gefühlvolle und gutmütige Mensch.

Aber was du so für Kämpfe hattest, würde mich echt mal interessieren :)

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KS1987  02.05.2017, 20:32
@verreisterNutzer

Hey du!
(meine Antwort ist zu lang, ich splitte sie auf mehrere Antworten)

Ich fange mal beim für dich brisantesten Thema an: meine Kämpfe.
Es waren mit Sicherheit andere Kämpfe als deine. Aber sie waren nicht unbedingt leichter, glaube mir. Nur anders.
Ich komme aus einer sogenannten Arbeiterfamilie. Ich weiß nicht, ob man diesen Begriff überhaupt noch verwendet heutzutage, aber er trifft es ganz gut. Meine Mama ist gelernte Friseuse, mein Papa Maurer. In meiner ganze Familie (Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen) findet sich nicht ein Akademiker. Es war etwas sehr besonderes, als meine Schwester damals aufs Gymnasium ging. Und als ich es vier Jahre später auch gemacht habe (damals als eine von fünf bei knapp 30 Schülern).
Meine Eltern wollten immer, dass ich es "mal besser" habe. Das weiß ich von klein auf, meine Mama hat immer gesagt, wenn ich Abitur habe, dann steht mir alles offen. Dann kann ich werden was ich will. Das hab ich geglaubt und wollte deswegen unbedingt Abitur machen. Meine Schwester war da auch lange der Meinung und hat dann doch abgebrochen nach der zehnten (mit mittlerer Reife) und eine Ausbildung begonnen.
Damit war ich die Einzige, die noch den Traum verwirklichen konnte. Meine Eltern haben zwar nie wirklich Druck gemacht. Aber wahrscheinlich auch, weil ich immer von mir aus gelernt habe. Ich kann mich an viele Diskussionen und Streits erinnern, weil meine Schwester nicht lernen sondern lieber rausgehen und Freunde treffen wollte. Ich war da immer anders, ich WOLLTE gute Noten schreiben, ich habe mich freiwillig hingesetzt und gelernt. Und dementsprechend hatte ich auch die Freiheiten, mal einen Nachmittag nicht zu lernen und mich mit Freunden zu verabreden.
Helfen konnten meine Eltern mir sowieso schon lange nicht mehr bei schulischen Problemen. So ab der sechsten Klasse haben sie den Unterrichtsstoff selber nicht mehr verstanden/ gekonnt. Und bei Latein war sowieso gar kein Drandenken. Da konnten sie nur meine Schwester mit Gewalt zum Lernen zwingen (Haha) oder mich einfach machen lassen.
Und ich habs gemacht. Ich hab das durchgezogen und ein gar nicht mal schlechtes Abitur geschrieben (2,3). Ich habe mir oft Hilfe bei Mitschülern gesucht, die mir dann erklärt haben "also mein Papa hat gesagt, ..." Da war ich dann schon neidisch auf die "Akademikerkinder", deren Eltern ihnen einfach helfen konnten. Aber egal, ich hab es auch so hingekriegt.
Ich habe mich also sehr lang allein durchgekämpft. Und ich habe wirklich gekämpft. In der elften Klasse (wir hatten damals das G9, ich hatte also noch zwei Jahre vor mir), habe ich mehr als einmal überlegt, alles hinzuschmeißen. Ich konnte nicht mehr. Das war alles so viel und schien nicht zu bewältigen. Und im Hinterkopf wusste ich, dass keiner in meiner Familie das jemals geschafft hatte. Ich dachte, ich bin vielleicht einfach von Geburt an zu doof dazu. Und mir fehlen die Menschen, die mir helfen, die andere haben.
Und dann habe ich es eben doch geschafft. Du glaubst nicht, was da los war! Die Katja hat Abitur! Na jetzt wird sie aber eine berühmte Anwältin werden oder eine bedeutende Wissenschaftlerin! Endlich wird mal einer aus unserer Familie was!
Und dann hat sich die Katja dazu entschieden, Erzieherin zu werden. Ein Frauenberuf. Eine Kaffeetante. Wo sie doch jetzt sooo viele Möglichkeiten hätte. Fatalerweise hat die Katja dann auch noch zugegeben, dass sie den Beruf wählt, weil er sich später einmal gut mit Familie vereinbaren lässt. Weil sie gerne drei Kinder hätte. Und dann erstmal Hausfrau wäre und mit wenigen Stunden wieder in den Beruf einsteigen wollen würde. Weil sie keinen Bock auf das Karriere Getue habe. Weil ihr Familie so viel wichtiger sei.
Das konnte keiner verstehen. Keiner stimmt nicht, meine beste Freundin damals war die einzige, die das verstanden hat. Sie hat gesagt, dass das eben mein Lebensziel und meine Vorstellung von einem sinnvollen Leben ist. Ihre war eine ganz andere und sie hat Karriere gemacht. Aber das hätte zu mir nie gepasst.
Heute sind meine Eltern froh, denn Karriere machen ist immer mit immensem Stress verbunden. Irgendwer sägt immer an deinem Stuhl und du musst deutlich mehr als hundert Prozent geben, um was zu erreichen

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KS1987  02.05.2017, 20:34
@KS1987

Ich dagegen habe auch noch Freizeit neben meinem Beruf und das genieße ich sehr. Ich bin kein Mensch, der 50, 60 Stunden arbeitet und darin aufgeht. Und soweit das möglich ist, habe ich auch Karriere gemacht: Ich war nach einem halben Jahr stellvertretende Leitung, noch ein halbes Jahr später durfte ich zeitweise die Leitung komplett übernehmen und danach wurde mir angeboten, die Leitung in einem anderen Haus des selben Trägers zu übernehmen. Ich habe abgelehnt. Weil ich mich bewusst für diesen Beruf entschieden hab. Weil ich nicht am PC arbeiten will. Weil der Beruf der schönste ist, den ich mir vorstellen kann. Und noch jetzt liegt mir regelmäßig unsere Fachaufsicht in den Ohren und sagt, dass ich das aber so gut machen würde und ob ich nicht... Ich bin momentan ständig stellvertretende Leitung. Damit kann ich in der Gruppe arbeiten und habe aber auch Leitungsaufgaben. Diese Mischung gefällt mir. Und so werde ich das gern weitermachen. Und wenn ich mal Kinder habe, fange ich vielleicht mit zehn Stunden wieder an. Was in diesem Beruf möglich ist. In einem Karriereberuf nicht.
Die Kämpfe, die ich hatte, waren hauptsächlich mit meiner Familie. Wie ich denn mein "Abi so verschwenden" kann, ob ich denn keine größeren Ziele habe, ob ich nicht mehr aus mir machen will... Das ging bis etwa zwei Jahre nach meiner Ausbildung! Also über fünf Jahre. Ständig im Hinterkopf "du könntest jetzt auch studieren", "du bist hier falsch und solltest studieren", "das liegt dir nicht"... Und das kam nicht nur von meinen Eltern sondern auch von Freunden ganz extrem. "Frauen können mehr!", "Du bist doch keine Kaffeetante", "verschwende nicht dein Potential".
Mittlerweile bin ich froh, dass ich auf mein Herz gehört habe, so abgedroschen das auch klingen mag. Ich hab für mich den richtigen Beruf gewählt. Aus. Ende. Ich verschwende keine Zeit mehr auf "was wäre wenn". Ich bin angekommen. Wo es mich noch hinverschlägt weiß ich nicht, aber die Grundidee war die Richtige.

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In den Kindergärten fehlen Männer.

Es ist dort ein Problem dass die Kindern nur Frauen als Bezugspersonen kennen lernen. Aus dieser Richtung her ist dein Vorhaben also zu begrüßen.

Was deine Zweifel im Umgang mit Kindern angeht, würde ich dir vorschlagen, dass du mal bei einem Kindergarten vorsprichst und nach der Möglichkeit fragst, ein paar Schnuppertage dort zu verbringen und dich im Gespräch mit den Pädagogen dort über die Aufgaben informierst.

Das dürfte dir dann eine solide Entscheidungsgrundlage liefern.

verreisterNutzer  19.04.2017, 11:46

Hey :)

Naja also ich musste leider feststellen, dass es in meiner Umgebung jetzt nicht direkt Kindergärten gibt, die ein FSJ anbieten. Und wenn, dann sind die mindestens ne halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Da ich noch auf den öffentlichen Verkehr angewiesen bin, dauert es leider sogar 45 Minuten bis über ne Stunde :o

Auf jeden Fall bin ich gerade am überlegen, ob ich mal in nem örtlichen Kindergarten anrufe und da mal nachfrage, ob sie vielleicht ein FSJ anbieten und wenn nicht, mal einfach so nach einem freiwilligen Praktikum fragen :) Und natürlich auch nach den Aufgaben fragen :)

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Hey :) 

also ich bin zwar kein Mann aber trotzdem kann ich dir sagen das männliche Erzieher in der Gesellschaft gern gesehen sind 

Ich selbst bin gerade in der Ausbildung und allein in meinem Jahrgang sind an die 30 Männer. Und selbst in der Einrichtung in der ich arbeite sind von insgesamt 4 Mitarbeitern 2 Männer

Und ich kann dir noch als Tipp geben bevor du dich für ein FSJ bewirbst würde ich dir einfach mal empfehlen in Verschiedenen Grundeinrichtungen (Krippe 0-3Jahre, Kindergarten 3-6Jahre, Hort 6-10Jahre) Praktika zu machen um zu sehen ob dir der Beruf Spaß macht und mit welcher Altersgruppe du am besten zurechtkommst  

verreisterNutzer  19.04.2017, 11:47

Tja also was die Kindergärten in meiner Umgebung angeht: Da meinte mein Vater, dass er nur einen männlichen Erzieher kennt.

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Masuya  20.04.2017, 18:53
@verreisterNutzer

Naja.. die Frage ist dabei, welcher Quelle du trauen willst. Einer, von einer Auszubildenden, die vor Ort arbeiten oder deinem Vater, der was in seinem Beruf macht? :D

Es wird sicherlich auch abhängig vom Ort sein. Meistens sind es ja die größeren Städte, die sich ständig wandeln und mit dem Trend eher gehen. 

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Hallo CoolSkillet, 

ich bin zwar kein Mann, aber ein Kumpel aus meiner alten Klasse macht zur Zeit ein FSJ im Kindergarten und da hat keiner geschmunzelt. Der geht da voll drin auf und hat riesen Spaß. Seine Mutter ist zwar verstorben, aber sein Vater hat damit überhaupt kein Problem. 

Das hat was mit der Einstellung der Personen zu tun. Weißt du überhaupt, ob deinen Eltern es wichtig ist einen "Männertypischen" Beruf zu machen? Vielleicht machst du dir da zu viele Sorgen. Mittlerweile arbeiten auch viel mehr Männer als Erzieher im Kindergarten, als vor ein paar Jahren. 

Ich rate dir erst einmal ein Praktikum im Kindergarten zu machen, damit du überhaupt weißt, ob es was für dich ist. Die Lautstärke dort und die ganze Zeit etwas zu machen ist nicht jeder Manns Sache. 
Ich hatte nach zwei Tagen Hospitation die Schnauze voll. ^^ 

verreisterNutzer  19.04.2017, 11:39

Hallo Masuya,

kannst du mir vielleicht sagen, was deinen Kumpel dazu bewegt hat, ein FSJ gerade in einem Kindergarten zu machen? Würde mich echt mal interessieren :)

Ja also ich habe das auch schon meinen Eltern erzählt (bzw. meiner Mutter, worüber die restlichen Familienmitglieder dies natürlich auch direkt erfuhren; also meine Mutter hat es dann halt noch meinem Vater und meinen Großeltern gesagt) und die hat leider nicht so gut darauf reagiert bzw. nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Die hatte mich allen Ernstes gefragt, ob ich auf kleine Kinder stehe :o Was ich natürlich nicht tue :) Das war auch ein Grund, wovor ich eigentlich schon Angst hatte, dass meine Eltern sowas von mir denken. Tja und es hat sich irgendwie bestätigt. Und mein Vater hat selbst gesagt, dass er nur einen Mann kennt, der in einem Kindergarten arbeitet.

Naja man muss halt selbst für sich wissen, was man machen möchte :) Aber so ein Praktikum, bevor man sowas angeht, wäre schon sinnvoll :)

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Masuya  19.04.2017, 20:20
@verreisterNutzer

Mein Kumpel ist ein Spacko mit viel Energie und Spaß am Fantasieren. 

Der mag einfach dieses kindliche Reinheit oder Freiheit von jeglichen Bedenken, einfach machen, forschen, hinterfragen und neu erfinden. 

Dabei hat er natürlich auch seine erwachsene Seite und es geht auch professioneller. Ich denk aber, sass er dort seinen Charakter super nutzen kann. 

Ja.. die blöden Vorurteile gegenüber Männern, die was mit Kindern zu tun haben. Wäre ich du, wäre ich extrem pissig, wenn man mich als pädophile Person abstempelt. 

Ein Mann darf sein Kind genau so küssen, wie es eine Mutter auch macht. Es umarmen oder auf den Schoß setzen. In Unterwäsche kuscheln, Körperkontakt haben oder zusammen baden gehen. 

Man sieht meiner Meinung nach zu wenig Männer mit Kindern, deswegen ist es so befremdlich. Gerade im Kindergarten ist es gut, wenn Männer da sind.. weil keine reale Welt besteht nr aus Frauen.. Kontakt mit einem Mann zu haben tut den Kindern auch gut. 

Unsere Welt ist einfach zu sexualisiert.. trifft wohl bei deiner Familie auch zu. Kaum sieht man einen film, wo ein nacktes Kind rumrennt, denken viele und selbst ich "ohh darf man sowas zeigen, was ist nur mit den pädophilen"... dabei bin ich es doch, was bei einem nackten Kind dann sofort an sexuelle Handlungen denkt und man sollte sich wohl ein nacktes Kind angucken können ohne gleich an sowas zu denken. 

Nein ich meine keine Gedanken, dass ich mit dem Kind was anstellen will! 

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verreisterNutzer  20.04.2017, 11:01
@Masuya

Also ich muss zugeben, dass ich da schon etwas geschockt war, als meine Mutter direkt mich als pädophile Person abgestempelt hat und natürlich bin ich da auch etwas angepisst. Ist aber auch ne Sache mit der man dann leben müsste, vor allem wenn man als Mann in so eine Richtung gehen möchte. Naja mein Vater und meine Großeltern haben immerhin nicht direkt so von mir gedacht, ich sei pädophil. Die schienen zwar auch nicht sonderlich begeistert. Aber naja :) Mein Vater hat mir dann nur erzählt, dass man da ne sehr hohe Verantwortung tragen muss.

Ich glaube außerdem, dass es schon mehr Männer gibt, die auch an sowas interessiert sind, aber viele trauen sich einfach nicht und können sich dahingehend nicht überwinden. Und wenn man dann halt noch sehr jung ist.

Na gut ich bin 19 und trotzdem bin ich auf irgendeine Art und Weise anders als andere Männer. Während andere Männer immer einen auf hart gemacht haben, war ich eigentlich immer eher eine gefühlvolle und gutmütige Person.

Und dann noch die klassische Frauen- und Männereinteilung. Klar sind Frauen und Männer unterschiedlich, aber ob bestimmte Sachen wirklich nur was für Frauen oder nur für Männer sind.

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