Freund hat psychische Probleme/schottet sich ab/braucht mich/WAS SOLL ICH TUN?
Ein guter Freund (m/14) von mir (m/18) aus dem Internat schottet sich in letzter Zeit komplett von mir ab. Ich weiss, dass es nicht an mir liegt; er hat mit schweren Problemen zu kämpfen. Er ist sehr introvertiert und extrem kontaktempfindlich (er hat selbst mit seiner Mutter und seiner Freundin nur sehr wenig Kontakt) und sagte mir mehrmals, dass er grosse Angst hat, dadurch unsere Freundschaft zu zerstören. Ich habe ihm dann natürlich klargemacht, dass ich Verständnis für ihn habe und solange ich weiss, was los ist, kann ich auch dementsprechend reagieren.
Ich vermute, dass ihm mal irgendetwas Schlimmes zugestossen ist und er versucht, es zu verdrängen. Er hat grosse Schwierigkeiten damit, Leuten zu vertrauen, deswegen hat er auch niemanden, der wirklich für ihn da wäre.
Er hat jedoch angefangen, Vertrauen zu mir aufzubauen und ich habe ihm auch klargemacht, dass ich jederzeit für ihn da bin und er sich immer bei mir melden kann, wenn es ihm nicht gut geht.
Ich weiss, dass er mit allem, was er mir sagt, aufrichtig und ehrlich ist (Bitte fragt nicht nach einer Erklärung, ich weiss es).
Am Dienstag hat er mich plötzlich auf WhatsApp und Telefon geblockt und ist seitdem auf keinem Wege erreichbar. Wir waren uns am Montagnachmittag und Dienstagmorgen zufällig begegnet, aber da hatte er nichts gesagt oder gemacht, was sich irgendwie hätte deuten lassen (nicht einmal mit viel Fantasie). Er wohnt in einem anderen Internatshaus 10km entfernt und geht in eine andere Schule als ich; an den beiden Tagen hatte ich Termine nahe seiner Schule und fuhr deswegen seinen Weg.
Das Problem ist, dass ich es (aufgrund sehr schlimmer Erfahrungen) extrem schlecht vertrage, wenn plötzlich zu einem Freund der Kontakt abbricht (das führt bei mir unter Umständen zu heftigen, panikartigen Attacken).
Die Abschottung dieses Freundes hat in Kombination mit dem Abistress und der aktuell äusserst anstrengenden Wohnsituation in meinem Internatshaus (5 kleine extrem-ADHS-Kinder) letztendlich dazu geführt, dass bei mir ein Burnout diagnostiziert wurde.
Normalerweise würde ich mich vorübergehend etwas von ihm distanzieren, um mich aufs Abi konzentrieren zu können.
Wenn ich meinen Freund aber jetzt allein lasse, nachdem er angefangen hat mir zu vertrauen nach diesem schlimmen Erlebnis (was auch immer ihm zugestossen ist), dann würde ich ihn damit komplett zerstören. Er würde sich Vorwürfe machen, diese so vielversprechende Freundschaft zerstört zu haben und ich bin aufgrund seines Zustands nicht in der Lage abzuschätzen, welch fatale Konsequenzen das haben könnte. Ich muss ihm helfen und ich weiss auch dass ich es kann, aber was soll ich jetzt tun? Einen Psychiater kann ich erst nach dem Ferien fragen, und diesen Status Quo halte ich keine zwei Wochen durch.
2 Antworten
Rede mit deiner Vertrauensperson darüber.
Auch wenn Du dir Nachfragen verbietest, so frage ich trotzdem, warum Du dich für den alleinigen Heilsbringer im Bezug auf deinen "Freund" hältst.
Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass Du ihn mit deinem Helfersyndrom erdrückst ? Du eigentlich gar nicht willst, dass er sich weiterentwickelt ? Wäre es schlimm für dich, wenn er deine Hilfe nicht mehr benötigt ? Diese Fragen solltest Du dir auch selbst stellen.
Anderen Menschen helfen kann nur jemand, der selbst mit beiden Beinen im Leben steht. Mit eigenen Burnout völlig unmöglich.
Eine gute Idee ist es, wenn Du dich etwas distanzierst und an dich selbst denkst. Deine Formulierung kommt nur etwas zu krass rüber, als wenn es negativ wäre. Du gibst deinem "Freund" einfach mehr Freiheiten und bekommst selbst mehr Freiheit. Eine win-win-Situation, die dein "Freund" bereits gestartet hat.
Deine Vermutung, dass ihm irgend etwas schlimmes zugestoßen sein könnte, kann genau so gut eine antrainierte Masche sein, um sich interessant zu machen. Je näher Du an den Kern der Sache kommst, wird der Rückzug angetreten. Das kann seine wenigen Kontakte erklären. Wer den wahren Hintergrund erkennt ist sofort der Feind.
Er wird älter und ist in einem Alter, wo die Interessen sprunghaft gewechselt werden. Anfängliche Hobbys werden ohne ersichtlichen Grund plötzlich fallengelassen und nicht mehr mit der Kneifzange angefasst. Fast wie bei einer bipolaren Störung. Das kindliche Schwarz-Weiß-Denken wird erst in der Jugend langsam zur Kompromissfähigkeit entwickelt.
Nun aber ein Rat zum Selbstschutz aus jahrzehntelanger Erfahrung als ehrenamtliche Vertrauensperson. Erwarte niemals einen Dank dafür, dass Du jemanden geholfen hast. Oft bist Du danach nur der Trigger zu bewältigten Problemen, also eine Erinnerung an schlechte Zeiten. Auch ist es nicht überraschend, wenn die geholfene Person bei eigener Erstarkung dem einstigen Helfer in den Rücken fällt. Wichtig ist vielmehr ein klar definiertes Ziel zu erreichen. Einen Menschen ändern kannst Du niemals. Die Erkenntnisse muss die Person selbst erfahren wollen und umsetzen.
Ey bruh hier auch ein Internatler
Bespreche das am besten mal mit einem Psychiater oder einer anderweitigen Vertrauensperson, wäre denke ich hilfreicher.
Wie gesagt: wenn der Psychiater nicht möglich ist, suche dir eine Vertrauensperson
Ich habe mir das so überlegt:
Wenn eine Pumpe defekt und deshalb zu viel Druck auf der Leitung ist, und erst in 2 Wochen kann sich um den Defekt gekümmert werden, dann muss ich die Zeit überbrücken, indem ich das überschüssige Wasser über nebenleitungen umleite. Das Problem ist, ich hab nicht genug nebenleitungen (=Vertrauenspersonen) , um den Druck ausreichend zu mindern
Du auch im Internat? Wie alt bist Du, wenn ich fragen darf?
Das habe ich mir auch gedacht und habe mit Internatsbetreuern und anderen Freunden alles besprochen.
Das gab es schon öfters, dass einer meine Freunde so seine nicht unbedingt kleinen Probleme hatte und da war das auch nie ein Problem.
Und ich bin ganz ehrlich; ich wäre echt froh, wenn der Junge dieses Problem überwinden würde, ob nun mit meiner Hilfe oder nicht. Und klar möchte ich ihm gerne helfen, aber vor allem will ich eben, dass es ihm gut geht.