Frage zur Kurzgeschichte die Tochter ⬇️?


19.02.2021, 07:44

Dies ist die Geschichte

1 Antwort

Die Eltern sehen in Monika natürlich etwas Besonderes. Schließlich ist sie ihre Tochter, die es ihrer Meinung nach weiter gebracht hat als sie selbst.

Für mich dagegen ist Monika eine 08/15-Büroangestellte, die jeden Tag ihrer monotonen Arbeit nachgeht und anscheinend auch sonst nichts Weltbewegendes tut. Sie führt ein langweiliges Leben, vermutlich auch ohne irgendwelche Interessen. O.k. sie hört irgendwelche Musik, und sie kauft sich irgendein Modemagazin. Eigene Ideen, einen eigenen Geschmack scheint sie aber nicht zu haben. Die Vase, die sie sich gekauft hat, hat sie in ihrem Modemagazin gesehen. Man erfährt nichts von Freunden, anscheinend hat sie keine. Sie raucht. Das taten damals viele Frauen, manche, um etwas selbstbewusster zu wirken oder auch, "um sich an etwas festzuhalten", vor allem, wenn sie allein in einem Café o.ä. saßen.

Da sie nichts erlebt, weiß sie natürlich nichts zu erzählen. Als der Vater sie bittet, einmal etwas auf Französisch zu sagen, weiß sie nichts zu sagen. Sie hat es zwar in der Schule gelernt, anscheinend aber nicht genug, um spontan einen kleinen Satz oder zumindest ein paar Worte zu artikulieren.

Für mich ist Monika eine farblose, blutleere Person. Wenn sie jetzt schon so langweilig ist und überhaupt keinen Elan hat, irgendetwas aus sich zu machen, glaube ich nicht, dass sie sich überhaupt noch weiterentwickelt. Sie wird wohl bis zu ihrer Rente weiter in dem Büro arbeiten, wenn's hoch kommt, zur rechten Hand des Chefs avancieren, im Sommer eine Woche nach Mallorca oder an die Nordsee fahren und im Winter mal ein Wellness-Wochenende einlegen, und das war's dann. Oder sie lernt im Büro genauso einen Langweiler wie sie selbst kennen, heiratet ihn, und am Ende sitzen sie genauso am Küchentisch und warten auf ihre Tochter - nur, dass der Küchentisch dann in einer Stadtwohnung steht.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.