Frage zum Gedicht , die zeitfährt auto?
Wie ist das lyrische ich in dem Gedicht, die zeit fährt auto so verzweifelt und unsicher? Wie kann ich begründen mit dem Satz "was gestern war geht schon heute in Scherben" wieso er es so lustlos erklärt?
2 Antworten
Ich habe mir eben extra das Gedicht wegen dir durchgelesen! :-)
ich würde jetzt mal behaupten, dass die Erde sich ständig weiterdreht und wir uns ständig neu erfinden. Dabei ist es der Zeit egal, was wir tun. Wir sind eigentlich völlig belanglos. Die Zeit ist relativ.
Ein lyrisches Ich taucht im Gedicht nicht auf. Allenfalls kann man das "wir" (..und wir drehn uns mit) am Ende der 1. Strophe als lyrisches Wir ansehen. Kästners Zeilen könnten auch heute (2021) so zutreffend geschrieben sein wie damals so um die 1920er Jahre, nach verlorenem Weltkrieg, Depression, Inflation, Schiebereien, Skandale, Arbeitslosigkeit, goldene 20er, Spartakus Aufstand usw. usf.
Spontan wird die geschickt variierende "Globus" Schlußzeile jeder Strophe eingesetzt und erinnert spontan an Wilhelm Buschs Bildrgeschichte "Julchen" mit ähnlicher Endreim Variante: ""Eins Zwei Drei im Sauseschritt , läuft die Zeit - wir eilen mit" - die Kästner mit Sicherheit gekannt und assoziiert hat. Und erinnert uns auch an das bekannte Lied von Iggy Pop: Passenger. Da wird auch im Auto gefahren - und wir alle sind Passagiere. Die Zeit-Metapher "Auto" assoziiert auch: schnelles Fahren - die Umgebung huscht an uns vorbei. Bleibend sind nur: der Himmel über uns (the Stars above) und unsere Erdkugel, der Globus. Beides gabs immer, wirds immer geben - zumindest unsrer Beurteilung nach. ewig. Ewig so wie die hirschledernen Reiterhosen (Börries Freiherr von Münchhausen).
Kästner sagt mit seinem nachdenklichen "zartbitteren" melancholischen Gedicht aus, daß die Zeit mit uns Auto fährt, also alles um uns wie im Zeitraffer schnell vorüberzieht - mit ihm unser Leben. Wir sind Passagiere. Können nicht ins Lenkrad eingreifen. Irgendwann steigen wir aus (unsere Endstation).
Doch einzig der Globus dreht sich weiter - aber man sieht es nicht.
Und: es stimmt doch. Wie sehr hat sich seit Kästners Gedicht alles um uns - global - verändert, oft nicht zum Guten. Aber der Globus dreht sich immer weiter. So wie in einem anderen Lied der Ol Man River immer weiterfließt.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Julchen
https://www.deutschland-lese.de/streifzuege/balladen/lederhosensaga/