Frage an die Hebammen: Wie sieht der Arbeitsmarkt momentan aus?

1 Antwort

In Deutschland herrscht nach wie vor absoluter Hebammenmangel - sowohl im angestellten als auch im freiberuflichen Bereich. Im Vergleich zu der Zahl an offenen Stellen gibt es zu wenige Jobanwärter.

Das wird sich meines Erachtens auch nicht so schnell ändern, obwohl zur Zeit noch zweigleisig (klassische Ausbildung und Studium) gefahren wird.

Der überwiegende Teil der Hebammen in Deutschland arbeitet immer mehr in Teilzeit. Auffällig ist auch die kurze Verweildauer der Hebammen im Beruf von oft nur vier bis sieben Jahren. Zwar brennen viele junge Hebammen für ihren Beruf, lassen sich aber nicht mehr so schnell "verbrennen" (Stichwort Work-Life-Balance).

Wenn junge, motivierte Frauen studieren und dann sehr gut ausgebildet sind, gehen einige erst gar nicht den Weg in den Kreißsaal, sondern suchen Aufgabenfelder im Gesundheitsmanagement, in der Wissenschaft, Forschung und Lehre oder der Industrie.

Zwar mussten (auch wegen Fachkräftemangel) viele Abteilungen schließen. Gab es 1991 noch 1186 Krankenhäuser mit Geburtshilfe, waren es 2018 nur noch 655. Dies bedeutet einen Rückgang um rund 40 Prozent.

Doch die Geburtenrate ist annähernd gleich geblieben und unverändert gibt es die gesetzliche Hinzuziehungspflicht. Die "Arbeit" ist also immer noch da und so verteilen (bzw. zentrieren) sich die Hebammen eben auf andere Häuser.

Eine angestellte Hebamme wird seit einigen Jahren nach P8 bezahlt und steigt laut Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst direkt in Stufe 2 mit einem Grundgehalt von 3053.48 € + Zulagen für Arbeit an Sonn- und Feiertagen und Nachtdienst ein.

Einige Häuser locken aus der Not heraus schon mit P9 (TVöD).

Die meisten Hebammen finden ihren Arbeitsplatz nicht über die Arbeitsagentur, sondern per Initiativbewerbung direkt an ihr bevorzugtes Krankenhaus oder über andere Plattformen.

Google mal "freie Stellen Hebamme".

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
MundhaaMonikaa 
Fragesteller
 23.07.2021, 16:19

Hallo, vielen Dank für die Antwort!

Ja, das habe ich auch schon gehört dass viele Hebammen gar nicht in der Geburtshilfe arbeiten, sondern nur in der Vor- und Nachsorge. Ich möchte aber gerne in den Kreißsaal.

Das mit den Initiativbewerbungen ist interessant. Stehen die Chancen also gut, so eine Stelle zu finden?

Das Problem ist zudem, dass ich in Bayern lebe, wo über die Hälfte der Hebammen freiberuflich ist. Ich würde also wahrscheinlich in ein anderes Bundesland müssen :P

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isebise50  23.07.2021, 16:53
@MundhaaMonikaa

Bayern hat bundesweit den höchsten Anteil an Beleghebammen (über 50 Prozent).

Aber wenn du im Belegsystem arbeitest, unterscheidet sich das mitunter nicht großartig von einer angestellten Hebamme.

Das "Geburtsmanagement" (Leitung der Geburt, Behandlungsvertrag für einen anwesenden Gynäkologen, Anbindung an eine anästhesiologische Abteilung oder Kinderklinik etc.) bleibt unterm Strich gleich.

Oft wird auch dann im Schichtdienst in einen Pool gewirtschaftet und trotz der selbst zu tragenden Kosten der Haftpflicht-, Sozial- und Rentenversicherung und fehlendem Urlaubs- und Weihnachtsgelds sind die Verdienstaussichten höher.

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