erläutere wie sich das alltägliche leben der juden in deutschland unter der herschaft der nationalsozialisten veränderte?

1 Antwort

Für die Juden ist das Leben in Deutschland zur Jahreswende 1938/39 unerträglich geworden. Seit Beginn der NS-Herrschaft werden sie schikaniert und drangsaliert, jedes nationale Unglück, jede Katastrophe wird ihnen angelastet. Eine Fülle von Gesetzen und Verordnungen schränkt ihre Existenz immer weiter ein. Bis zum Jahre 1938 konnten die in Deutschland lebenden Juden noch davon ausgehen, das ein Weiterleben, unter welchen Einschränkungen auch immer, möglich ist. Die Novemberpogrome von 1938, die von den Nationalsozialisten organisierte Gewaltserie gegen Juden und jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland, machen diese Hoffnung jedoch zunichte. Der staatliche Terror gegen die Juden wird ab 1938 brutaler, offensichtlicher und ihre Lebens- und Überlebenschancen werden immer stärker eingeengt. So werden Juden ab dem 1. Januar 1939 gezwungen die Beinamen Israel bzw. Sarah zu tragen, sofern sie an ihren Vornamen nicht als Juden erkennbar sind. Nach und nach wird ihnen untersagt, Radios, Fernseher und Fotoapparate zu benutzen.

Bereits kurz nach der Gründung der NSDAP konnte man im Parteiprogramm im Jahre 1920 folgendes lesen: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein."

Die Umsetzung dieses judenfeindlichen Gedankengutes in konkreten Maßnahmen lässt nach Januar 1933 nicht lange auf sich warten. Der Antisemitismus wird zum wesentlichen Baustein der Ideologie und erfährt zugleich seine aller schärfste Ausprägung. Eine Vielzahl von Verordnungen, Gesetzen und Erlassen werden ab 1933 gegen jüdische Mitbürger platziert und alle verfolgen ausschließlich das Ziel den Juden klar zu machen, das für sie in Deutschland kein Platz mehr ist und sie nur noch geduldet werden, allerdings rechtlos. Die NS-Politik ist zunächst darauf ausgerichtet, den deutschen Juden neben den staatsbürgerlichen Rechten ihre existenziellen Grundlagen zu entziehen und sie aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben zu verdrängen. Juden dürfen zahlreiche Berufe nicht mehr erlernen und auch nicht ausüben. Vermögen über 5000 Reichsmark können jederzeit eingezogen werden. Das Führen und Halten von Autos ist nicht erlaubt. Ihnen werden die Telefonanschlüsse gekündigt. Jede Schikane soll ihren Willen zum Verbleib in Deutschland schwächen. Juden dürfen nicht mehr auf Märkten einkaufen, sie dürfen keine Schokolade mehr kaufen, keine öffentlichen Schwimmbäder oder Kinos besuchen, öffentliche Schulen sind auch tabu. Ab September 1941 müssen alle Juden ab dem sechsten Lebensjahr einen fest angenähten gelben Stern auf der Kleidung tragen. In dieser Lage versuchen verzweifelte jüdische Eltern, wenigstens ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Großbritannien nimmt fast 10.000 jüdische Kinder ohne Visum auf und diese in Pflegefamilien oder Pflegeheimen untergebracht, die meisten dieser Kinder werden ihre Eltern die in Deutschland zurückgeblieben sind nicht mehr wiedersehen. Es folgt 1941 das letzte Kapitel bei der Antwort der Nationalsozialisten auf die "Judenfrage", das Ausreiseverbot für Juden und der Beginn der Massentötung im deutschen Einflussbereich, welche etwa sechs Millionen von ihnen das Leben kosten wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Michigan18 
Fragesteller
 12.01.2023, 13:02

Danke, eine kompetente Person immerhin hier.

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