Enge Straße, wieso hält sich keiner an Vorrang?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Warten muss gem. § 6 Absatz 1 StVO, wer an einem Hindernis links vorbeifahren will.

Bei Straßen, die auf ganzer Länge zu eng sind, so dass z.B. gar nicht definierbar ist, woran man gerade "links vorbei fährt", gilt wohl § 1 der StVO:

"(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. (2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Vorrang hat - dem gesunden Menschenverstand nach - also derjenige, der erkennbar zuerst in der engen Straße war. Sollte das vorher nicht erkennbar gewesen sein, weil der andere plötzlich vor einem auftaucht, sollten eher beide bereit sein, rückwärts aus dem Weg zu fahren, als keiner.

Außerdem ist Vorfahrt ein Recht, das man nicht erzwingen kann.

Zwar kann es vielleicht interessant oder reizvoll sein, das mal auszuprobieren, bzw. bis zum Ende auszutragen, wie oben geschildert, es führt aber letztlich nur zu Streit und ggf. sogar zu gegenseitigen Anzeigen.

Ob hier allerdings tatsächlich eine Nötigung (§ 240 StGB) im strafrechtlichen Sinne vorliegt, ist eine ganz andere Frage. Dazu muss man nämlich einem anderen mit "einem empfindlichen Übel" zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigen. Und was ein "empfindliches Übel" ist, ist nicht so einfach zu definieren und beschäftigt täglich die Gerichte in Deutschland. Eindeutig wäre hingegen die Drohung: "Fahre aus dem Weg, sonst trete ich Dir eine Beule in die Tür." Einfach nur das aus dem Weg Fahren zu verweigern, ist da natürlich weniger leicht zu deuten. Vor allem, wenn es beide nicht machen. Dann wäre nämlich auch die Frage zu klären, wer denn überhaupt die Nötigung begangen hat. Am Ende wohl beide.

Ich würde also grundsätzlich immer dazu raten, hier - bei allem verständlichen Ärger - einen kühlen Kopf zu bewahren und es nicht auf so einen Konflikt ankommen zu lassen, der am Ende im schlechtesten Fall mit zwei demolierten Autos und vor Gericht endet.

Aber "warum hält sich keiner daran"?

Schwer zu sagen. Weil die Leute es eilig haben, oder stur sind, oder gestresst, oder immer weniger bereit dazu, auch mal nachzugeben ...

Ich mache diese Erfahrung eigentlich fast nie mit dem Auto, dafür fast regelmäßig, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und zuerst in der Engstelle war.


Grinsekatzchen 
Fragesteller
 03.02.2021, 18:47

Normalerweise, bin ich so auch nicht. War heute halt einfach nicht mein Tag. Vielen Dank für deine Antwort

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also, ich hab jetzt die ganze Geschichte nicht gelesen weil es grundsätzlich so ist dass der wartepflichtig ist dessen Fahrbahn versperrt ist, er muss ausweichen und den Gegenverkehr vorbei lassen. Bei uns in der Strasse klappt das prima.