Deutsch korrekt?

2 Antworten

Von Experte earnest bestätigt

Mit Ihnen (das gemeinsam würde ich weglassen oder aber umstellen), vermag ich meiner Leidenschaft für Elektromobilität beruflich nachzugehen.

Allerdings würde ich von dem Satz Abstand nehmen oder ihn einfacher Formulieren. Gut, es kommt jetzt drauf an worauf du dich bewirbst, doch dieses 'vermag' ist mir persönlich etwas unangenehm und die Wortwahl als solche beißt sich in meinen Augen auch sehr mit dem Stil, den du hier an den Tag legst.

Zuerst mal: Ich verstehe, was du ausdrücken willst: Du möchtest einen Vorteil des Arbeitsgebers hervorheben. Einen Grund, warum du dich genau für ihn entschieden hast.

Und das ist per se vom Zweck her auch okay.

Dennoch wirkt der Satz als solcher in meinen Augen ein wenig überzogen. Das 'gemeinsam' würde ich allgemein entweder an den Anfang stellen oder am besten ganz streichen. Warum? Weil du dieses 'mit ihnen' da schon drin hast.
Gemeinsam stellt euch so ein bisschen auf eine 'Stufe' und das könnte komisch rüberkommen, denn im Endeffekt bist du ja in der Bittstellerposition.

Dann das 'vermag' muss auf jeden Fall raus. Das ist VIEL ZU ALT! Sowas nutze ich, wenn ich meinen 19. Jahrhundert-Krimi schreibe, aber in einer Bewerbung hat sowas nichts zu suchen. Denke immer daran: Die Leute die das Lesen haben vielleicht 100, 200, 400 Bewerbungen auf dem Tisch. Die wollen möglichst schnell durch zund alles was stocken lässt ist entweder positiv, kann also helfen oder ist negativ und schadet. Dazu gehören solche Formulierungen.

Ein schlichtes 'kann' ist da manchmal besser. Sowas ist auch für mich schwer, denn ich bin ja auch eher Literatin, dennoch musst du immer daran denken, wer da am anderen Ende sitzt!

Dann die Leidenschaft: Das ist auch immer etwas problematisch. Ich saß erst am Dienstag in einem Vorstellungsgespräch und da musste ich eben erklären, warum ich den Job gerne machen würde. Und hab dann von meinen Hobbys erzählt, dass ich gerne schreibe, auch eigene Bücher, und dass ich gerne hier auf der Seite unterwegs bin und daher schon ein bisschen Erfahrung damit habe gewisse Sachverhalte für den 'Normalmenschen' etwas einfacher und verständlicher zu formulieren. Als Hobby ist sowas auch okay.
Leidenschaft finde ich immer etwas 'überzeichnet'. Auch wenn ich super gerne lese und noch lieber schreibe, würde ich mit Leidenschaften in der Bewerbung sehr sehr vorsichtig umgehen, eben weil das so extrem wirkt. Wenn du wirklich begeistert von etwas bist, dann kannst du das im Vorstellungsgespräch gut rüberbringen, das hilft anscheinend richtig RICHTIG gut!

Kurzum: Auch wenn du es wirklich gern machst... es gibt einfach so ein paar Themen, bei denen wirkt 'Leidenschaft' Problematisch im Anschreiben und das sind gerade solche Großthemen und Überbegriffe. Oder Steuerrecht.
Kurzum... du KANNST es drinlassen, wenn es WIRKLICH deine Leidenschaft ist und du das auch belegen kannst, zum Beispiel mit einem entsprechenden Hobby, zum Beispiel mit Preisen in darauf ausgerichteten Wettbewerben, zum Beispiel mit vielen entsprechenden Praktika oder wenn du wirklich dein gesamtes Bewerbungsschreiben darauf ausrichtest. Was du auch machen kannst, was ich mir aber fürs Vorstellungsgespräch aufsparen würde.
In diesem Sinne... wenn es sich wirklich um eine Leidenschaft handelt, die du nachweisen kannst, dann kannst du es lassen.
Ich persönlich würde allerdings eher von einem Interesse sprechen... das du dann, BITTE!!!, auch belegen solltest.

Das ist nämlich ein häufiger Fehler in Bewerbungen, dass viele besonders junge Kandidaten, die sowas zum ersten Mal machen, gerne alle geforderten Eigenschaften runterrattern von wegen 'bin teamfähig, bin kompetent, kann Sachen verständlich erklären, pünktlich und zuverlässig bin ich auch und ich plane besonders gerne', ohne nur ein Beispiel zu bringen, anstatt sich auf einen oder zwei Punkte zu konzentrieren und die dann auch wirklich zu belegen im Sinne von: 'Meine Freude daran zu organisieren kommt mir besonders in der Schule und im Freundeskreis zu gute, wo ich immer gerne die Organisation von Ausflügen und klasseninternen Abenden übernehme oder Partys plane.' (natürlich vor Corona).

  • nachzugehen

Aber der Satz klingt furchtbar übertrieben. Ich rate ab.

Gruß, earnest

Halamala123456 
Fragesteller
 11.02.2021, 14:21

Warum übertrieben?

0
earnest  11.02.2021, 14:27
@Halamala123456

Erstens: Ich nehme keine Befehle entgegen.

Zweitens: Wenn DU etwas nicht verständlich findest, heißt das nicht, dass es unverständlich ist.

Drittens: Du kannst selbstverständlich schreiben, was du möchtest. Natürlich auch für den Papierkorb des Personalers.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.

0
earnest  11.02.2021, 15:53
@Halamala123456

Und du mit deiner leidenschaftlichen Bewerbung.

(Mal wieder ein Nutzer, der eine Hand beißt, die ihn gefüttert hat...)

0