Das erste mal vor oder nach der Ehe?

11 Antworten

Ich sage davor, aber letztlich ist es Deine Entscheidung. Es ist Dein Leben und Dein Körper.

Ich finde es sogar richtig und gut, nicht nur deshalb Sex zu haben, weil es angeblich alle machen. Für das erste Mal auf jemand speziellen zu warten kann ich verstehen und finde ich richtig.

Die Überlegung dafür jedoch bis zur Ehe zu warten kann ich persönlich dennoch nicht nachvollziehen. Davon abgesehen, dass die Frau die ich geheiratet habe nicht meine erste Sexpartnerin war, hatten meine Ehefrau und ich auch schon lange vor der Hochzeit gemeinsam Kinder und als Familie zusammengelebt.

Aber das alles ist für Dich natürlich kein Maßstab.

Die Sache mit dem "kein Sex bis zur Hochzeit" stammt zwar meist aus religiösen Vorschriften, hat ihren Ursprung allerdings darin, dass es früher keine wirkungsvollen Verhütungsmethoden gab und so abgesichert werden sollte, dass Kinder nur in eine Familie hinein geboren werden, in der sie dann versorgt werden können, da es beide Elternteile gibt. Das ist ja der Ursprung dieses Gedankens.

Dafür wurde allerdings zum Teil auch schon sehr zeitig geheitratet. Teilweise mit 16, mit 14 oder im Einzelfall noch eher. Jugendliche hatten also früher nicht unbedingt erst später Sex als heute, sondern waren einfach schon früher verheiratet, mit der Aussicht "Bis das der Tod euch scheidet".

Inzwischen hat aber einerseits die Ehe als "zeremonieller Rahmen" für viele etwas an Bedeutung verloren. Man heiratet später, oder zum Teil auch garnicht, obwohl man seit vielen Jahren fest zusammenlebt und womöglich sogar Kinder hat.

Hinzu kommt, dass es inzwischen ziemlich wirkungsvolle Verhütungsmittel gibt (Pille, Spirale, Kondome). Sex ist also nicht immer mit der "Gefahr" verbunden Kinder zu zeugen. Menschen können einfach nur zum Spaß Sex haben oder ihren angeborenen Sexualtrieb ausleben.

So sinnvoll die Regel oder das Gebot "kein Sex vor der Ehe" früher aus familien- bzw. gesellschaftspolitischer Sicht war, so sehr hat sie sich im Alltag inzwischen überholt. Manche halten aus religiösen oder romantischen Gründen daran fest, die allermeisten schon längst nicht mehr. Es entspricht (zumindest in Europa) nicht mehr der gesellschaftlichen Norm.

Aber letztlich ist es trotzdem Deine freie Entscheidung. Wenn Dir das wichtig ist, dann hat das niemand zu hinterfragen. Umgekehrt wird es trotzdem schwierig sein, einen Partner zu finden, der darauf warten will, zumal man ja heutzutage auch erst heiratet, wenn man sich lange genug kennt. Und zum Kennenlernen gehört auch Sex dazu. Das ist besser als früher (oder heute manchmal auch noch in anderen Teilen der Welt), wo man ganz zu Beginn einer Beziehung, zum Teil sogar als fast Fremde heiratet und man sich erst nach der Hochzeit richtig kennen lernt.

Wie gesagt: ich persönlich finde die Idee mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, nur schwer nachvollziehbar. Es gibt ja sogar bisweilen den albernen Spruch "keine Ehe vor dem Sex", aber in der praktischen Lebensrealität ist es wohl hierzulande eigentlich bei fast allen so.

Das zeigen auch die Statistiken: Das Durchschnittsalter für das erste Mal Sex liegt in Deutschland bei etwas über 17 Jahren. Das Durchschnittsalter für das erste Mal Heiraten liegt bei über 31 Jahren...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
KEINE EHE VOR DEM SEX!

Jungfräulichkeit wird oft völlig überbewertet. In ferner Vergangenheit war eine jungfräuliche Braut die Gewähr dafür, dass der frischgebackene Ehemann nicht versehentlich die Nachkommen eines Konkurrenten großzieht bzw. eine ledige Mutter ohne Versorger mittellos zurückbleibt. Daher haben praktisch alle Religionsstifter den vorehelichen Verkehr zur "Sünde" erklärt und entsprechend sanktioniert -was ja auch durchaus gut gemeint und mangels Alternativen der einzig mögliche Weg war. Daher hat diese Praxis und das Ideal der Enthaltung bis zur Ehe auch Eingang in viele Kulturengefunden. Leider gibt es immer noch Kulturen, welche diese (und andere - ich sag nur "Ernährungsvorschriften") gut gemeinten jahrhundertealten Regeln bitterernst nehmen ohne diese in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen - bis hin zum ("Ehren-")Mord... .

Aus Sicht eines Religionsstifters ist Sex ja nur eine unerwünschte Ablenkung vom Wesentlichen (nämlich zu beten, missionieren usw.) und daher zähneknirschend zur Vermehrung (der Gläubigen) geduldet. Dies ist auch der Grund warum Verhütung, Abtreibung usw. meist ebenfalls verboten ist. Da man die Menschen in den Betten meist häufiger "Oh Gott!" rufen hört, als in Kirche, Tempel oder Moschee, lässt sich dieses Konkurrenz-denken gut nachvollziehen ;-)

Dank Geburtenkontrolle, Safer Sex und Vaterschaftstest sind die eigentlichen Beweggründe für die Forderung nach Jungfräulichkeit längst obsolet. Jetzt geht es nur noch um den obskuren Begriff der "Ehre" - wobei meiner Meinung nach der wichtigste Beweggrund die Angst vor dem Vergleich ist ("Was ist, wenn meine Frau/mein Mann mit einem meiner Vorgänger mehr Spaß hatte...?").

Interessant ist, dass dieses Ideal dann allerdings oft mit allerlei Doppeldeutigkeiten umgangen wird. So ist es manchen Muslimen gestattet eine Zeitehe einzugehen - d.h. ein Mann kann eine Frau (Prostituierte) für eine Stunde "heiraten" und verstößt so nicht gegen heilige Gebote. Viele Gläubige - auch in der christlich-amerikanischen "Purity-Bewegung" haben einfach bis zur Ehe ausschliesslich Oral- und Analverkehr und bleibenso "rein" und "jungfräulich" bis zur Ehe... . Sex ist ja auch etwas, was den Partner nicht "abnutzt" oder "entweiht" - warum also das ganze Bohei?

Ob man also sein modernes Leben nach den Buchstaben uralter Schriften und Gebräuche richtet und ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht mehr lebt wie vor tausend und mehr Jahren, muss jeder für sich entscheiden bzw. sich überlegen, ob er sich von anderen Menschen (Pfarrer, Imam, Rabbi oder sonstwem) sein Leben diktieren lassen möchte.

In Deutschland hast Du ab Deinem 14. Geburtstag das RECHT darauf Deine Sexualität selbst zu bestimmen. Deine Eltern - und natürlich erst recht irgendwelche religiösen Instanzen - haben diesbezüglich KEIN Mitspracherecht!

Deine Eltern sorgen in den ersten rund 20 Jahren Deines Lebens für Dich - aber fürdas Glück der folgenden 60/70 Jahre bist DU ALLEIN verantwortlich. Irgendwann musst Du dich zwischen Liebe und Pflicht (z.B. den Eltern zu gehorchen) entscheiden. Kein Mensch kann Dir garantieren, dass Du mit Deinem jetzigen Freund auf ewig glücklich wirst - aber wer es nicht versucht wird sich auf ewig die Frage stellen, ob man mit ihm nicht doch glücklich geworden wäre. Vielleicht ist aucherst der zweite oder dritte Mensch, auf den Du dich einlässt, "der Richtige" - meist kann man das erst nach ein paar Jahren beurteilen, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist und man sich dem Alltag gemeinsam stellen muss. Blöd, wenn mandann schon verheiratet ist und eine Trennung kompliziert wird... . Rein rechtlichdarfst Du ab 14 Sex haben und sobald Du 18 bist, kannst Du alleine entscheidest wen Du heiratest, wo Du wohnst - und wer z.B. Deine Kinder sehen darf. Meiner Erfahrung nach kann man ohne Eltern prima zurechtkommen - aber ohne einen Partner, den man liebt sehr viel schwerer!

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein begrüßen es, wenn die Frau/der Mann auch noch andere Erfahrungen hatte, denn sonst fragen sich viele erst später, wie es denn mit einem anderen Partner wäre und gehen irgendwann fremd... . Da Sex auch ein wichtiger Faktor in einer Beziehung ist (auch wenn einige Moralapostel und Fantasie-Romantiker dies immer wieder bestreiten), sollte man sich auch im Bett verstehen. Hier den Partner erst zu heiraten und dann herauszufinden, ob man die gleichen Vorstellungen von gutem Sex hat, ist als würde man an der Schiessbude versuchen einen Treffer zu landen - blind und mit nur einem Schuss. Viel Glück dabei... .

Die Vorstellungen einer romantischen Hochzeitsnacht zweier Jungfrauen ist in der Praxis dann auch weit weniger romantisch als verkrampft, bemüht und peinlich - dann lieber eine(n) Partner(in) mit Erfahrung.

Seid nett aufeinander!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Tätigkeit als Life-Coach und Fachbuch-Autor

Nach der Ehe wäre es zu späht. Grund wäre, da ich sie sexuell nicht kennen gelernt hab und nicht wüsste ob es passt.

Ich hatte mit 14 mein erstes Mal und bin trotzdem katholisch. Wieso soll ich all die Jahre die jetzt gut sind verschenken.

Üblicherweise kauft man heutzutage keine Katze im Sack mehr. Wenn da vor der Hochzeit nichts laufen soll, wäre für mich schon alles gelaufen,.