Büroalltag - Eher ruhig und distanziert?
Ich fühle mich gelegentlich schlecht, weil ich im Büroalltag eine eher ruhigere, distanziertere und nüchterne Person bin. Mir fehlt einfach das Bedürfnis mit Kollegen/innen herumzualbern bzw. mich über private Nichtigkeiten zu unterhalten. Ich habe einfach einen zu trockenen Humor, noch unterhält mich oberflächlicher Smalltalk, wo jeder Satz mit einem aufgesetzten Auflachen beendet wird (Mit Kunden gerne, da das Teil des Jobs ist).
Auch denke ich, dass man besonders in der Arbeitswelt nicht zu viel von seinem Privatleben preisgeben bzw. andere damit auch nicht nerven sollte, da man eben bis zu 8 Stunden in größeren Büros zusammensitzt, wo es immer schnell zu Getuschel und Lästereien kommt. Mir gegenüber sitzt z.B. ein Typ, der ständig am rumkaspern ist, der alles kommentiert, sofort angerannt kommt, wenn Kolleginnen die Köpfe zusammen tun, um zu tuscheln und der Kolleginnen jedes Mal einem übertriebenen „tschüsssi“ verabschiedet, wenn sie aus dem Raum gehen. Der Typ kommt als Entertainer zwar gut an und ist auch immer im Gespräch, aber ich, ebenfalls ein Mann finde so ein Verhalten bei Männern einfach völlig unmännlich und in der Arbeitswelt unangebracht, ertappe mich aber dann schon bei dem Gedanken, auch gerne so beliebt und unterhaltsam zu sein wie er.
Allerdings wäre das im Büro dann nicht ich. Es steckt einfach in mir drin, dass man in der Arbeitswelt distanzierter ist. Vor allem war ich die letzten Jahre vor meinem Jobwechsel mit einem Einzelbüro gesegnet, was super war (verstehe es nicht, wenn anderen behaupten ohne Kollegen „gehe man ein“) Bei meiner Freundin und Freunden bin ich natürlich anders, weil es da eben auch angebracht ist, weil das Freizeit ist und man auch selbst entscheiden kann mit wem man Zeit verbringt. Deshalb finde ich es okay, so wie ich bin und will mich auch nicht verstellen. Trotzdem kommt hin und wieder dann Gedanken auf „Mach, doch auch mal einen Witz und kommentier irgendwas“. Wem geht es ähnlich?
Kleiner Nachtrag zum Thema unkollegial und asozial: Natürlich bin ich sehr freundlich zu allen, wünsche jedem einen guten Morgen, bin sofot zur Stelle, wenn Jemand Hilfe brauch, frage die anderen auch wie es Ihnen geht und bringe mich immer in "interesante" Gespräche ein.
7 Antworten
Kann mich gut in Dich hineinversetzen, weil ich es ähnlich empfunden habe. Zum Glück bin ich heute selbständig und muß mir dieses Gemache nicht mehr antun. Allein dieses distanzlose ikeamäßige Geduze vom ersten Tag an ging mir so dermaßen auf den Senkel. Ich habe mich dann immer genüßlich zurückgelehnt und auf den ersten Zoff zwischen diesen Personen gewartet. Der kam auch meistens. Und dann bereute man oft, sich so vorschnell geduzt zu haben, bevor man sich richtig kennengelernt hat. Ich bin mit Distanziertheit immer am besten gefahren. Privates und berufliche Dinge gehören strikt getrennt. Mit "asozial" und "unkollegial" hat das nichts zu tun.
Ich bin aber nicht mehr Mitte 20 und bin in einer Zeit aufgewachsen, als das "Du" von vielen noch eine Art Auszeichnung betrachtet wurde, mit der man bedacht wurde, wenn man sich besser kennengelernt hatte und sich schätzte. Heute duzt sich leider alle Welt. Es ist auch schon ein Unterschied, wenn man im beruflichen Umfeld richtig Probleme mit jemandem hat, ob man sich duzt oder siezt. Das kann man leider jemandem, der erst Mitte 20 ist, nicht erklären. Die Zeiten haben sich da tatsächlich sehr gewandelt. Meine Branche ist auch keine "Duz-Branche", sondern ein sehr konservatives Gewerbe.
Ich fühle mich nicht im Geringsten beleidigt wenn Du sagst, etwas anderes als Selbständigkeit könnte ich nicht. Das ist tatsächlich so. Ich war nicht glücklich als Angestellter, obwohl die Jobs als solche sehr interessant waren. Von einer Depression war ich allerdings meilenweit entfernt, und zwar deshalb, weil ich Beruf und das (keineswegs einzelgängerische) Privatleben erfolgreich trennen konnte. Ich hatte auch Kollegen, mit denen ich privat zu tun hatte, aber die waren dann mehr von der Sorte wie ich und hatten auch keinen Bock auf dieses "Wir sind eine Firma, also müssen wir alle die besten Freunde sein". Es waren dann ähnliche Lebensläufe, die gleichen Hobbies etc. die uns verbunden haben.
Ich bin da eher wie du veranlagt, komme aber mit allen meinen Kollegen gut zurecht und kann auch mal mit quasseln, wenn es passt. Dass ich aber 24/7 mich in den Mittelpunkt dränge ist nicht der Fall. Ich mag es auch, wenn ich mal einen Tag meine Ruhe habe und meine Arbeit fertig bringe.
Du musst ja nicht über deine Dinge sprechen, aber sich komplett abschotten finde ich ebenfalls nicht richtig. Man sollte eben eine gute Balance zwischen einem starken und unabhängigen, aber dennoch sozialen Individuum und einem asozialen Einzelgänger finden.
Es wird dir wenig nützen, wenn es noch jemandem so geht ...
Du läufst halt Gefahr, als Außenseiter gesehen zu werden.
Ein bisschen 'Offenheit' für andere Menschen erleichtert das Leben.
Das ist keine gesunde Einstellung und auch wenn ich niemanden etwas vorschreiben will, aber du solltest das überdenken. Du verbringst die meiste Zeit in deinem Leben mit Arbeitskollegen. Traurig aber wahr.
Irgendwann wird man einsam und verbittert, das kannst mir glauben. Ich war selber auch in so einer Lage wie du, aber es lag nicht an meiner Einstellung, sondern das meine Kollegen und ich einfach so grundverschieden waren und ich nichts mit ihnen anfangen konnte. Dann hab ich die Abteilung gewechselt und siehe da - ich versteh mich mit jedem einfach super und da macht sogar der Smalltalk Spaß!
Versuch mal an Gesprächen teilzunehmen, vielleicht sind sie alle nicht so doof wie du denkst. Zusätzlich kannst du dich mit deinem Kollegen gegenüber austauschen.
Bleib so, wie du bist. Solange du kollegial und fair bist, ist alles in Ordnung.
Ist zwar deine Einstellung, aber ohne beleidigend werden zu wollen: Was anderes als selbstständig zu sein, könntest du vermutlich nicht. Allerdings gibt es Leute, die sich nicht selbstständig machen können und die werden mit so einer Einstellung direkt in die Depression fahren, weil sie von jedem gemieden werden und nach Jahren und Jahrzehnten geht das jedem irgendwann auf die Substanz.
Wir Menschen sind eben keine Einzelgänger. Wir brauchen die sozialen Kontakte und das gilt nicht nur fürs Privatleben. Sonst wird man ja verrückt. Ist meine Meinung dazu.
PS: Was ist schlimm daran, geduzt zu werden? Ich glaube nicht, dass man es bereut sich zu duzen, nur weil man mal eine Meinungsverschiedenheit hat. Ist ja Blödsinn. Mit ist es viel unangenehmer, gesiezt zu werden, meine Güte ich bin Mitte 20 und keine 60.