Buddhistische Klöster in Deutschland oder Europa?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Während "Corona" finden auch hier in Deutschland keine Retreats statt.

Du musst dir vorstellen, dass du während eines Retreats 10 bis 12 Stunden täglich mit vielen Menschen zusammen in einem Raum sitzt und meditierst ( Pausen für die Gehmeditation eingeschlossen )...

Wie viel, oder wie lange Meditationserfahrung hast du denn bereits ?

Selbst bei einem 10 oder 14 Tage-Retreat wirst du hart "an deine Grenzen" kommen. Das ist auch für bereits erfahrene Meditierende eine Herausforderung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

felixth7 
Fragesteller
 13.12.2021, 17:08

Ich praktiziere seit 2 Jahren eigentlich mindestens 45 Minuten am Tag. Vielleicht habe ich auch etwas zu „ambitionierte“ Ziele, da ich ja wirklich noch unerfahren bin, wenn du das damit sagen möchtest. Aber eine wahrhaftige Erfahrung vom Leben im Kloster, würde ich einfach sehr gerne machen, auch wenn das im Moment sehr schwierig zu werden scheint. Mein großer Wunsch ist, eher in den Klosteralltag aufgenommen zu werden, statt auf ein Retreat zu gehen. Vielen lieben Dank für deine Antwort!

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Buddhismus  13.12.2021, 17:22
@felixth7

Ist das ok, wenn ich dir morgen früh mehr schreibe ( antworte ) ? Ich muss gleich aus dem Haus und bin erst spät zurück.

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Buddhismus  13.12.2021, 17:27
@Buddhismus

P.S., vielleicht magst du noch schreiben, welche Meditationsform du praktizierst, und welche Tradition des Buddhismus dich "besonders anzieht" (?) Dann kann ich morgen etwas spezifischer auf deine Frage eingehen.

Liebe Grüße: Manu

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felixth7 
Fragesteller
 13.12.2021, 18:29
@Buddhismus

Natürlich ist das okay :) ich bin froh jemanden gefunden zu haben der sich auskennt. Ich würde mich nicht als sehr gebunden an eine Schule sehen, sondern eher als allgemein Suchenden. Mahayana und Zen haben mich wohl am ehesten beschäftigt, aber vor allem ist mir eine offene Praxis wichtig, also nicht so sehr an Verhaltensregeln gebunden, da es für mich um die Veränderungen im Geist geht. Bei Techniken mache ich hier und da mal angeleitete Mediationen aus allen Richtungen, aber nicht so häufig. Am meisten konzentriere ich mich auf den Atem und versuche meine Aufmerksamkeit zu stabilisieren und das periphere Gewahrsein auszubilden.
Vielen Dank Manu.

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Buddhismus  14.12.2021, 09:43
@felixth7

Hallo zurück.

Du schreibst: "...vor allem ist mir eine offene Praxis wichtig, also nicht so sehr an Verhaltensregeln gebunden..."

Aber, in einem Retreat sind "Verhaltensregeln" inbegriffen. Also z.B. ( in der Regel ) das Schweigen = keine Gespräche, keine Telefonanrufe, kein Lesen, kein Handygebrauch etc., während der gesamten Retreatdauer..

Daneben natürlich auch das Einhalten der "5 Silas", sowie ( meist ) bestimmte Essens-Regeln ( oft nur zwei Mahlzeiten am Tag )...

Aber, auch außerhalb eines Retreats gilt ( im Buddhismus ), dass Meditation nichts bringt, wenn nicht zuvor ein gewisses Bemühen vorhanden ist, die Silas einzuhalten.

"...da es für mich um die Veränderungen im Geist geht." Genau ! Und, die Veränderungen im Geist geschehen eben nicht allein in der Meditation.

Ich hoffe, das klingt für dich nicht "abschreckend" 😲?!

Tatsächlich wirst du aber, wenn du "an deinem Geist arbeiten" willst nicht um gewisse "Verhaltensregeln" herum kommen.

Schon gar nicht in einem Retreat. Also, mit anderen Worten, du kannst dort nicht "leben wie du es gewohnt bist, und zwischendurch ein wenig meditieren". Der Tagesablauf in einem Retreat-Zentrum ( das sind in der Regel keine Klöster ) ist sehr klar strukturiert und bietet keinen Raum für persönliche Beschäftigungen.

Dessen solltest du dir bewusst sein.

In der Regel steht man dort sehr früh auf ( 5 Uhr oder ein wenig später ). Meist sitzt man in der ersten Meditation noch vor dem Frühstück. Dann folgen, eng getaktet, Vorträge/Anleitungen, Sitzmeditation, Gehmeditation, ( über Stunden ), dann die zweite Mahlzeit, wieder mehrere Meditations-Perioden, evtl. die Möglichkeit, dem/der LehrerIn Fragen zu stellen ( die einzige Gelegenheit, zu sprechen ). Bis in den späten Abend. Dann: Licht aus, bis zum nächsten Morgen.

Ich weiß nicht, ob du dir das unter einer "offen Praxis" vorstellst (?)

In "ein Kloster reinschnuppern" wirst du so aber nicht können. Denn, zumindest in Deutschland, sind Klöster eben eher nicht die Orte, an denen Retreats stattfinden. Wenn, dann bieten manche Klöster "Kurse" an, an denen man regelmäßig teilnehmen kann. Nur eben in Coronazeiten nicht.

Buddhistische Klöster gibt es in Deutschland nicht sehr viele. Und, wenn dann sind sie sehr klein, und nicht darauf ausgelegt, Retreat-Teilnehmer zu beherbergen und zu verköstigen.

Das ist in manchen asiatischen Ländern anders. Doch, hier gibt es solch große Klöster nun mal nicht. Und, damit ist das "Angebot" auch nur sehr begrenzt.

Retreat-Zentren gibt aber einige ( auch im angrenzenden Ausland, vor allem in der Schweiz ). Auf Wartezeiten ( auch außerhalb der Pandemie ! ) musst du aber eingestellt sein.

Noch mal etwas zur Dauer eines Retreats: ich kann dir versichern, dass du nach 2 Wochen in einem so strikten Retreat ziemlich "erledigt" sein wirst ! Dein Geist wird nach gut 160 Stunden Meditation ganz sicher nicht nach "mehr" verlangen, sondern erst mal Ruhe brauchen, das Ganze zu verarbeiten 😶.

Vor allem auch, weil du ja, wie du schreibst, eher "hier und da" mal Übungen machst, und ansonsten "versuchst" dich auf den Atem zu konzentrieren...

Bitte, verstehe mich da nicht falsch ! Das ist keine "Herabwürdigung", kein Infrage stellen deiner Motivation oder Praxis 🙏 !

Aber, aus der Erfahrung ( 45 Jahre Praxis ), und auch der mit anderen Menschen, die gerne "mehr oder tiefer" meditieren möchten, weiß ich, dass sich fast alle erst mal überschätzen, wenn es darum geht, ein Retreat zu machen.

So einfach oder gar "easy entspannt", wie es sich die meisten vorstellen, ist es eben nicht 😖.

Längere Retreats sind sowieso erst denkbar, wenn du bereits Erfahrung mit ( mehreren ) kürzeren hast, und dich am besten einer bestimmten "Gruppe" angeschlossen hast. So etwas wird nicht "für Anfänger angeboten" ( zumindest nicht in Deutschland oder Umgebung ).

Du kannst/solltest dein Vorhaben aber am besten jetzt schon mal konkretisieren, indem du verschiedene, in frage kommende Zentren oder auch "Klöster" anschreibst ( und dich natürlich zuvor mit ihrem "Angebot": Welche Tradition ? Welche Kosten ?... informiert hast ).

Hier gibt es einen "Retreat-Guide" für Deutschland: http://buddhaslehre.com/retreat-guide/europa/deutschland/

Du solltest aber auch mal in der Schweiz nachschauen ( ich kenne da die Coronaregeln nicht ). Vor allem das Zentrum Beatenberg ist sehr gut: https://karuna.ch/kurse/

Wenn du möchtest, kann ich dir noch Links ( Videos etc. ) geben... (?)

Und, wenn du magst, beantworte ich dir auch mehr Fragen. Vor allem, falls ich dich oben falsch verstanden haben sollte !

Liebe Grüße: Manu 😊

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Buddhismus  14.12.2021, 13:20
@NewKemroy

Wollte ich auch nicht. Aber, falsche ( vielleicht etwas "romatische " ) Vorstellungen davon sollte man doch zumindest ansprechen. Oder ?

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NewKemroy  14.12.2021, 14:15
@Buddhismus

Es ist schwierig. Und ich bin bestimmt kein Heiliger und kann mich manchmal nicht davon enthalten jemandem die optimale Einstellung verpassen zu wollen. Trotzdem denke ich beinahe jedes Wort ist zuviel. Weil jedes Wort entweder Erwartungen oder Befürchtungen schürt. Unvoreingenommenheit wäre dagegen wohl die ideale Geisteshaltung. Oder wie es in einem Buchtitel heißt: "Zen-Geist, Anfänger-Geist".

Informationen gibt es ja insbesondere auf den WebSites der jeweiligen Anbieter, weshalb ich das auch großartig finde, dass du diesen Übersichts-Link eingestellt hast. Und eigentlich (so gerne ich es selber mache) obliegt es ja den jeweiligen Anbietern die Leute optimal einzustellen (wobei keine Einweisung sicher auch eine bewusst gewählte Form sein kann).

Aber wie bereits gesagt, da muss ich auch noch an mir arbeiten.

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felixth7 
Fragesteller
 15.12.2021, 09:10
@Buddhismus

Erstmal muss ich mich bei euch allen für eure sehr hilfreichen Antworten bedanken 🙏🏻 Ich bin sehr überwältigt und hätte nicht daran gedacht, dass eine so einfache Frage so tolle Hilfe für mich erzielen konnte. Deine realistische Einschätzung hat mich keineswegs eingeschüchtert, eher im Gegenteil. Ich weiß, dass ich meiner Praxis noch mehr Bedeutung beimessen kann und dies auch will. Durch die Liste von Retreats bin ich auch endlich auf ein Kloster gestoßen, welches ich sehr gerne im nächsten Jahr besuchen möchte. (Das Zen-Kloster im Schwarzwald) Vielen lieben Dank!! 😊 Und ja, Videos und anderes würde ich mit Freuden annehmen🙏🏻

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Buddhismus  18.12.2021, 11:55
@felixth7

Ich bin erleichtert, dass du meine "Abers" nicht als Einschränkung empfunden hast!

Videos/Audios über ZEN-Retreats habe ich leider nicht. Aber, ich denke, so anders werden diese dann auch nicht ablaufen.

Deshalb werde ich dir oben in einer gesonderten Antwort noch ein paar Vorträge verlinken...

Auch zu den Fragen "Meditation und Studium" und "Achtsamkeit ist nicht genug"...

Gerade heute kam wieder eine Frage hier: "Kann man durch einen buddhistischen Meditationskurs Befreiung im Jenseits erlangen?" Mit dem Zusatz: "...Im tibetischen Diamantwegbuddhismus der Karma-Kagyü-Linie braucht man nur bei Lama Ole Nydahl einen Meditionskurs über bewusstes Sterben (Phowa) zu machen, um in einem befreiten Zustand im Reinen Land wiedergeboren zu werden..."

Ich muss sagen, dass es mich bei solchen "Versprechungen" ( die auch noch Geld kosten ) innerlich schüttelt 😵!

Daher finde ich es unabdingbar, sich zumindest halbwegs mit den Lehren des Buddha vertraut zu machen, bevor man sich einem Lehrer anvertraut... !

Deshalb: nicht nur auf die Mediationspraxis schauen, sondern auch auf das, was "dahinter transportiert" wird achten !

Selbst, wenn du einen guten Lehrer erwischst - wovon ich ausgehe - nützt dir die ganze "Praxis" nichts, wenn du nur lernst, dich zu konzentrieren, oder ruhiger zu werden, etc....

DAS ist ja auch nicht ( nur ) das, was Mönchen im Kloster gelehrt wird. Dazu bräuchte es dir ganzen "Regeln" nicht, die Ethik ( Silas ) und die all die "Einschränkungen", die Mönche im Kloster auf sich nehmen, und eben auch Teilnehmer eines Retreats. 😉

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Nicht weit von da wo ich wohne gibt es eine buddhistische Klosterschule, in der Nähe von Berlin:

Buddhistische Klosterschule Ganden Tashi Choeling
https://www.tashi-choeling.de/paewesin.html

Zur Finanzierung haben sie eine Bäckerei "Backwahn" wo es großartigen Kuchen für wenig Geld gibt.
https://www.tashi-choeling.de/backwahn.html

Über den Kuchen hinaus weiß ich wenig über die...

Hier die Links, die ich unten versprochen habe:

Allgemein zu "Retreat": "Auf Retreat gehen" von Bodhimitra ( Triratna ):

https://www.youtube.com/watch?v=QFo2eaZMM8w

"Nicht Religion, sondern Praxis und Retreat !" von Fred von Allmen ( Zentrum Beatenberg in der Schweiz ):

https://www.youtube.com/watch?v=088oc7tDtnU

Dann etwas allgemeiner von Lama Tilmann Lhündrup: "Studium, Kontemplation und Meditation":

https://www.youtube.com/watch?v=qExhbNy_kC8

Und, noch mal von Fred von Allmen: "Achtsamkeit allein ist nicht genug":

https://www.youtube.com/watch?v=t2WlY9dB1Dw

Liebe Grüße: Manu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 45 Jahren praktizierender Buddhist ( Theravada )...