Boltzmann-Gehirn: Was ist das?

3 Antworten

Das Boltzmann-Gehirn ist eine nach dem österreichischen Physiker Ludwig Boltzmann benannte Hypothese, die besagt, dass die Realität nichts als die Fantasie eines Gehirns sein könnte, das zufällig dem Vakuum entsprungen ist.

Quelle: https://lexikon.stangl.eu/16098/boltzmann-gehirn

Woher ich das weiß:Recherche

Unkown40 
Fragesteller
 05.01.2022, 02:37

Versteh ich nicht ganz. Wie kann dann etwas passieren was der Gehirn noch nicht kennt?

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ToastmitHonig  05.01.2022, 02:38
@Unkown40

Ich hab selbst nur recherchiert 🙈

Beschäftig dich mit dem Thema, lies den Wikipedia-Artikel, guck nen YouTube-Video, dann hast du sicher schnell ne Antwort drauf.

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ToastmitHonig  05.01.2022, 02:50
@Unkown40

Hahhaha neee

Lass dir durch so ne Hypothese nicht die komplette Ansicht auf die Welt verdrehen 😅

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Die Idee eines Boltzmanngehirns geht nicht auf Ludwig Boltzmann, sondern auf Roger Penrose zurück.

Die Berechnungen von Roger Penrose nehmen als Grundlage die Hypothese, dass das Universum gar nicht real existiert, sondern nur die Illusion eines sogenannten Boltzmann-Gehirnes seien. Ein Boltzmann-Gehirn ist ebenfalls nicht evolutionär und real entstanden, sondern es entsteht dadurch, dass durch zufällige Quantenfluktuationen Teilchenkombinationen entstehen, die gerade komplex genug sind, um für einen Moment ein Bewusstsein zu entwickeln und darauf gleich wieder in die unendlichen Tiefen des Alls zu zerstrahlen. Im einfachsten Fall sind alle Sinneseindrücke und „Beobachtungen“ dieses Gehirns Einbildung bzw. falsche Erinnerungen. Roger Penrose hat nun die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt, dass unser Universum genau so beschaffen ist, wie wir es als Boltzmann-Gehirne gerade sehen. Diese Wahrscheinlichkeit beträgt 1 zu 10 hoch 10 hoch 123.

Ein solches Boltzmann-Gehirn (mit dem Ludwig Boltzmann selber übrigens gar nichts zu tun hat. Man hat da lediglich sozusagen seinen Namen missbraucht) ist noch nicht einmal an einen realen Körper gebunden, sondern kann unabhängig von Materie und Energie im Universum entstehen. Es geht ausschließlich um die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Boltzmann-Gehirnes, welches die Illusion des heutigen Universums entwickeln kann.

Abgesehen von obigen Ausführungen gilt unter fast allen seriösen Wissenschaftlern, die sich mit Leben, Geist, Bewusstsein oder Evolution beschäftigen, die Hypothese eines Boltzmann-Gehirnes als Ergebnis von Quantenfluktuationen als dermaßen absurd, dass diese Idee in den Wissenschaft praktisch keine Rolle spielen.

Demgegenüber hat sich in den „Lebenswissenschaften“ auf breiter Front die Theorie Dissipativer Strukturen durchgesetzt, nach der die Entwicklung von Leben und Bewusstsein kein höchst unwahrscheinlicher Zufall auf Quantenebene ist, sondern ein reales thermodynamisches Phänomen der Selbstorganisation. Diese Ausgangsbasis behauptet letztlich das Gegenteil von Penrose, nämlich dass Leben und Bewusstsein nicht höchst unwahrscheinlich seien, sondern im Rahmen von Naturgesetzlichkeiten fast zwangsläufig entstehen muss, sofern bestimmte Randbedingungen dafür gegeben sind.

Die oben angedeutet philosophische Auseinandersetzung über die Entstehung von Universum, Leben und Bewusstsein lässt sich ontologisch (ontologisch = rein auf Logik beruhend) nicht entscheiden. Eine Entscheidung, welche Strömung recht hat, lässt sich nur durch eine konkrete Beobachtung entscheiden. Eine solche entscheidende Beobachtung wäre die Entdeckung exraterrestrischen Lebens. Sollte diese gelingen, könnte man sowohl die Idee eines Schöpfergottes als auch der eines Boltzmann-Gehirnes als eine von vielen Irrungen des menschlichen Geistes in die Tonne treten.


grtgrt  05.01.2022, 09:35

Die letzte Schlussfolgerung in dieser Antwort ist nicht nachvollziehbar, denn wenn es einen Schöpfergott geben sollte, hätte der ja auch die mathematischen Wahrheiten in Kraft gesetzt, die dem Entstehen dissipativer Strukturen ursächlich zugrunde liegen. Er müsste sich nicht die Mühe machen, jedes Lebewesen einzeln zu schaffen.

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Hamburger02  05.01.2022, 09:43
@grtgrt

Das stimmt zwar, hätte aber die Konsequenz, dass zumindest der biblische Schöpfergott, den ich unausgesprochen meinte, hinfällig wäre, denn der hat ja angeblich alles einzeln geschaffen.

Einen (neuer) Lückenbüßergott, der immer dort stattfindet, wo die Wissenschaft noch nicht hingekommen ist, wäre natürlich immer denkbar und nicht widerlegbar. Das wäre dann allerdings ein ziemlich armseliger Gott, der immer kleiner wird, je weiter die Wissenschaft kommt.

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grtgrt  05.01.2022, 09:57
@Hamburger02

Auch der Wissenschaft sind Horizonte gesetzt - insbesondere auch ein ganz prinzipiell gegebener Erkenntnishorizont (schon mathematische Logik kann das beweisen). Nur philosophisches Denken kann ihn überwinden, aus dem Bereich dahinter aber halt nur Meinung, bestenfalls feste Überzeugung mitbringen. Man muss nicht versuchen, sie schlecht zu reden und die eigene naive Interpretation der Bibel auch anderen unterstellen.

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Hamburger02  05.01.2022, 11:15
@grtgrt
Auch der Wissenschaft sind Horizonte gesetzt - insbesondere auch ein ganz prinzipiell gegebener Erkenntnishorizont (schon mathematische Logik kann das beweisen)

Die alte Frau Gödel lässt grüßen.

Nur philosophisches Denken kann ihn überwinden, aus dem Bereich dahinter aber halt nur Meinung, bestenfalls feste Überzeugung mitbringen.

Zustimmung.

Man muss nicht versuchen, sie schlecht zu reden und die eigene naive Interpretation der Bibel auch anderen unterstellen.

Wie meinen? Die Bibel schildert den Schöpfungsakt sehr genau. Von Mathematik und irgendwelchen Naturgesetzen ist in der Genesis nicht die Rede. Da handelt es sich um diskrete Schöpfungsakte.

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grtgrt  05.01.2022, 11:33
@Hamburger02

Was die Bibel von allen anderen Büchern unterscheidet, ist die erstaunliche Tatsache, dass man alles, was dort geschrieben steht, zeitlos (d.h. unabhängig vom gerade gegebenen Erkenntnisstand der Wissenschaft) sinnvoll interpretieren kann). Dass wir solcher – natürlich zum großen Teil philosophischer – Interpretation fähig sind, unterscheidet uns von KI. Sie wird diese Fähigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach nie haben.

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Hamburger02  05.01.2022, 12:15
@grtgrt
sinnvoll interpretieren kann

Das ist dann letztlich eine Frage des Blickwinkels und das sei jedem unbenommen. Für mich ist das allerdings ein Hindrehen nach dem Motto "Was nicht passt, wird passend gemacht." Die Bibel halte ich allerdings nicht für das einzige Buch mit dieser Eigenschaft. Bei Nostradamus klappt das auch.

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grtgrt  05.01.2022, 12:26
@Hamburger02

Interessanter Hinweis. Vielleicht sollte ich auch mal Nostradamus lesen.

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grtgrt  05.01.2022, 12:31
@grtgrt

Tatsache aber bleibt, dass keine Buchstabenfolge an sich schon etwas sagt. Sie zur Kenntnis zu nehmen regt den Leser nur an, in seinem eigenen Denken und Fühlen nach etwas zu suchen, an das ihn jene Buchstabenfolge erinnert (und das er dann als ihre Semantik einstuft).

Somit ist Lesen in der Bibel letztlich Suchen und Finden von Sinn im Urgrund unserer Psyche.

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Auf Seite https://lexikon.stangl.eu/16098/boltzmann-gehirn liest man auch:

Bei Kosmologen steht das Boltzmann-Gehirn als Sinnbild für einen beliebigen intelligenten Beobachter, der nicht durch die Evolution auf einem Planeten entstanden ist. Aus statistischer Sicht besteht der sichtbare Kosmos aus ungefähr zehn hoch achtzig Atomen, die sich zu Sternen und letztlich auch Menschen zusammengefügt haben, was jedoch jeder statistischen Erwartung widerspricht. Ausgangspunkt der Überlegungen ist, dass überall dort, wo der Zufall regiert, manchmal auch außergewöhnliche Strukturen entstehen, (Stangl, 2022).

Was nun aber – wer so argumentiert – nicht bedacht hat, ist, dass, wie Atome im Weltraum sich anordnen und gruppieren, ja nicht einfach nur durch Zufall und wegen statistisch begründeter Wahrscheinlichkeiten so geschieht, sondern vielmehr gesteuert durch das Zusammenwirken der physikalischen Grundkräfte.

Im ganz Kleinen (den Atomkernen) sind das die starke und die schwache Wechselwirkung, im ganz Großen die Gravitation und ansonsten die elektromagnetische Wechselwirkung (die z.B. dafür verantwortlich ist, dass sich immer wieder Atome bestimmten Art zu Molekülen ganz bestimmten Typs gruppieren).

Berücksichtigt man ferner, dass Chemiker schon seit mehr als 100 Jahren in der Lage sind, chemische Verbindungen herzustellen, die in der Natur frei so gar nicht vorkommen (sondern halt nur im Labor gezielt herstellbar sind), wird sofort klar, dass vor allem auch Geist – in diesem Fall Wissen und Erfahrung der Chemiker – zum Zustandekommen gewisser Gruppierungen von Atomen beiträgt.

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2022). Stichwort: 'Boltzmann-Gehirn – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

WWW: https://lexikon.stangl.eu/16098/boltzmann-gehirn (2022-01-05)