Bin ich WG-untauglich oder braucht es mehr Zeit?
Hallo. :) Letzten Donnerstag bin ich in München in eine frisch gegründete 4er-WG mit Kommilitonen aus dem Studium gezogen, die ich ein kleines bisschen kannte. Zuvor habe ich alleine gelebt.
Ich hatte vor dem Umzug schon etwas Zweifel, da ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin, jedoch habe ich mich während des letzten Jahres oft etwas sozial isoliert gefühlt und dachte eine WG könnte mir da vielleicht helfen und ich wollte es auch einfach mal ausprobieren. Da hat es sich angeboten, als ich von einem Mitbewohner gefragt wurde, eine WG mitzugründen.
Grundsätzlich haben meine Mitbewohner und ich nur wenig gemeinsame Interessen. Teilweise gehen wir sogar stark auseinander. Sie sind auch sehr spezielle Menschen und ich falle als „Normalo“ etwas raus. Eine Zweck-WG ist es trotzdem nicht. Ich habe die letzten Tage immer mal etwas mit meinen Mitbewohnern gemacht, z B gekocht, etwas eingekauft, abends noch längere Zeit geredet. Irgendwo ist das ganze bestimmt auch ganz schön, jedoch fand ich die erste Woche auch sehr anstrengend.
Morgens um 7 aufzuwachen und direkt Menschen laut in der Küche zu hören, die neben meinem Zimmer ist, stresst mich ein bisschen. Auch, dass ein Mitbewohner zum Beispiel laut Instrumente spielt, wenn ich Bescheid gebe, dass ich jetzt eine Online-VL habe. Dann wurde sogar vorgeschlagen, einen Dienstplan fürs Kochen zu machen, also wer wann für die WG kocht. Bei Lebensmitteln sollen wir ausschließlich Bio kaufen. Bei Gesprächen habe ich oft das Gefühl, dass ich nur Fragen stelle, aber niemand sich für mich interessiert.
Als Mensch, der noch nie in einer WG gelebt hat, verunsichern mich auch so kleine Dinge. Als ich am zweiten Tag nach Hause kam, aber nochmal kurz etwas von draußen holen musste, saß ein Mitbewohner auf dem Bett mit offener Tür und guckte. Ich hab dann Bescheid gegeben, dass ich nochmal kurz etwas holen muss und sofort wieder da bin. Er antwortete mit „ist mir doch egal.“ - sonst war eigentlich immer ganz nett.
Ich bin grundsätzlich jemand, der länger braucht um sich Menschen zu öffnen, allerdings würde ich mich trotzdem auch eher als extrovertiert bezeichnen. Aber diese ganze WG-Situation verunsichert mich so sehr. Weil die Mitbewohner ja auch irgendwo Freunde aus dem Studium sind, mache ich mir selber sehr viel Druck, dass die WG ja funktionieren muss. Momentan habe ich leider dauerhaft so eine innere Anspannung, wenn ich Zuhause bin.
Es ist meine erste WG und deshalb habe ich gar keine Erfahrung. Legt sich diese Unsicherheit mit der Zeit? Werde ich mich nach ein paar Wochen wohler fühlen?
2 Antworten
Das hat nichts zu tun mit "WG untauglich", sondern mit Kommunikation, Sozialisation, gutem Willen und nicht zuletzt mit Kompatibilität.
Auf so einen Spruch wie: „ist mir doch egal.“ kannst du durchaus kontern. "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen...? Schlechte Laune...? Was ist los, willst du über etwas resen...?"- an seiner Reaktion wirst du ihn erkennen.
Zusammenleben zieht immer Konflikte hinter sich. Es liegt an dir, ob du diese Konflikte zu deinen eigenen inneren werden lässt, oder ob du offensiv zu einer offenen Konfliktlösung übergehen willst. Wenn man alleine lebt ist man solchen Situationen natürlich nicht ausgesetzt.
Wenn es morgens schon für dich zu laut ist, dann sprich es an. "Gehts um diese Zeit auch etwas leiser? meine Ohren sind noch nicht wach...!"- andere Möglichkeit ist mit Ohrenstöpseln zu schlafen und fragen ob dich jemand wecken kommt.
WG ist Teamarbeit, und die geht nur im Team und da muss man sich absprchen.
Du kannst jetzt ein paar Dinge lernen, die man nie lernen wird, wenn man alleine lebt, und das ist nützlich fürs ganze Leben.
Konfliktlösung, aggressionsfreie Kommunikation, Empathie für Situationen und Menschen, offensiv für deine Bedürfnisse eintreten und sie angemessen zu formulieren, und bestimmt noch ein paar andere nützliche Eigenschaften.
Bis jetzt kennt ihr euch erst oberflächlich, aber mit der Zeit wird sich das ändern und du weißt wie du mit wem umgegehn musst- und wenn alle Stricke reißen, kannst du immer noch das Handtuch werfen!
Immer mit der Ruhe. Es ist erst eine Woche. Auch wenn du mit einem Partner zusammen ziehen würdest, braucht das eine gewisse Anfangszeit bis sich alles eingespielt hat.Also ruhig Blut, nix überstürzen und es pendelt sich alles ein.