Bezeichnung "Reichsbürger": Wie das Problem lösen?

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Ich will mal mit Beispielen antworten.

Warum wird der antifaschistische Grundgedanke heutzutage mit Idioten gleichgesetzt, die Geschäfte anzünden und sich Straßenschlachten mit der Polizei liefern?

Warum werden kreative Problemlöser, die Querdenker, heutzutage mit Idioten gleichgesetzt, die radikale Ideen verfolgen und einem "Querulantentum" unterliegen?

Wieso ist der Grundgedanke des Sozialismus nicht mehr das Überwinden von menschlichem Elend und Armut und Unterdrückung, sondern wird mit grausamen Diktaturen und Kommunismus gleichgesetzt?

Wieso ist Meinungsfreiheit für einige der absurde Gedanke, jede Kritik verbieten zu wollen, nur damit die eigene Meinung ungestört verbreitet wird und alle anderen die Klappe halten?

Diese Fragen sind genauso berechtigt. Und sie haben wie auch deine Frage eine simple Antwort: Weil entweder aus Bewegungen heraus Idioten und Radikale "herangezüchtet" werden oder weil sich von außen Idioten und Radikale sich eines wohlklingenden Begriffs bemächtigen und sie auf ihre Fahne schreiben, um sich einen harmlosen Anstrich zu verpassen.

Du kannst exakt 0 daran ändern. Du kannst zwar immer wieder auf die Herkunft des Begriffs verweisen und versuchen, dagegen zu arbeiten. Aber den Begriff kannst du dir nicht patentieren lassen und anderen die Verwendung verbieten. Am Ende bestimmt eine gewisse Masse, wie ein Begriff zu verstehen ist. Und leider haben die Radikalen und Extremisten ein höheres Gewicht in unserer Gesellschaft, einfach weil leise und reflektierende Stimmen weniger wahr genommen werden. Solange du also nicht beispielsweise 10mal so viele hinter dir versammelst, um mit Masse den wenigen Radikalen gegen zu wirken, dann verlierst du den Kampf um die Bedeutungshoheit des Begriffs. Auch die zeitliche Komponente ist wichtig. Heutzutage nach vielen Jahren der "falschen" Verwendung des Begriffs Reichsbürger noch gegenzuarbeiten, ist ein verlorener Kampf.

Übrigens ist das auch so bei den "Preppern". Zu denen gehöre ich durchaus. Ich bin aber kein Spinner, der sich einen eigenen Bunker baut. Prepper zu sein, war der ursprüngliche Gedanke, sich beispielsweise auf Naturkatastrophen vorzubereiten und mehr nicht. Wenn ich in einem Wald wohne bzw. direkt am Wald angrenzend, schaue ich beispielsweise nach der Wahrscheinlichkeit für einen Waldbrand. Ich schaue nach möglichen Routen und doch bin ich mitten in der Zivilisation. Ich bin also anders vorbereitet als jemand, der irgendwo in Schweden/Finnland wohnt und erst mal 100km weiter weg muss im Falle einer Naturkatastrophe, bis er zur nächsten Stadt mit Notunterkünften kommt. Das ist der Gedanke.

Zum Glück ist "Prepper" ein selten diskutierter Begriff und daher kann man sich durchaus so bezeichnen und kann es erklären, bevor man direkt als Spinner abgestempelt wird, der einen Bunker baut und fest mit einer Zombie-Apokalypse rechnet.

Aber ich bin auch Antifa, denn ich bin überzeugter Demokrat und stehe gegen Faschismus und Extremismus auf. Aber ich habe ein Problem, heutzutage den Begriff zu verwenden. Warum? Weil man sofort in die Ecke der oben genannten Idioten gesteckt wird. Der Begriff ist "verbrannt".

xubjan  05.12.2022, 13:58

Danke für den Stern

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