Auffälligkeiten im Gedicht?

3 Antworten

Auffällig: die Assonanzen in Strophe 1 und 5 (Grunde - verschwunden und gehen - sterben; nur diese Reime sind unrein, alle übrigen Reime sind rein). Das bedeutet: die Disharmonie zwischen lyr. Ich und der untreuen Liebsten wird hervorgehoben.

Auffällig ist auch, dass das Wort Mühlrad in der 1. und der letzten Strophe auftaucht. Es wird zum Symbol für das Herz des lyrischen Ichs; es "geht" am Anfang und es "geht" am Schluss, doch dann "wärs auf einmal still" (5. Strophe), d.h. wenn er stirbt. Das Mühlrad bekommt somit einen symbolischen Bezug zu seinem Herzen, das für die Liebste (immer noch) schlägt.

Auffällig die 2. Strophe: Treu und Ring (bzw. Ringlein) je zweimal genannt; das heißt, sie stehen in engem Bezug zueinander: zerbrochener Ring = Symbol für die gebrochene Treue.

Auffällig Str. 3 und 4: lyr. Ich wendet sich in die Welt hinaus, entfaltet dort verschieden Aktivitäten: reisen, singen, als Spielmann von Haus zu Haus gehen, als Reiter fliegen, als Reiter an einer Schlacht teilnehmen u.a.. Das bedeutet: er will die Liebste vergessen durch Flucht in die Welt und in die blutige Schlacht.

Doch die 5. Str. zeigt: die Heimat mit dem Mühlrad im kühlen Grunde zieht ihn wieder zurück, das Mühlrad "geht" immer noch; Todessehnsucht erfasst ihn, damit endlich dieses "Gehen des Mühlrades" still steht, d.h. sein für die Liebste immer noch schlagendes Herz aufhört zu schlagen.


Persianbunny 
Fragesteller
 03.06.2020, 21:58

Wow... darauf wäre ich nie gekommen, danke für die ausführliche Antwort. Ich weiß das sehr zu schätzen🙃

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Ist ja komisch, das die Frau dem Mann einen Ring gegeben hat, ist ja eher umgekehrt.