Auf ADHS testen lassen?
Ich traue mich nicht meine Mutter zu fragen ob ich mich auf adhs testen lassen kann. Ich hab ihr vor ein paar Monaten mal gesagt dass jemand aus meiner Klasse gesagt hat ich hätte adhs, aber meine Mutter hat gesagt dass ich kein adhs habe, weil ich mich auf Sachen die Spaß machen konzentrieren kann. Aber ist das nicht auch ein Symptom dass man sich eben nur auf Sachen die einem Spaß machen konzentrieren kann? Eigentlich habe ich auch ein sehr gutes Verhältnis mit ihr, aber da sie jetzt schon einmal was dagegen gesagt hat, traue ich mich einfach nicht mehr:(
Hat jemand Tipps was ich tun kann?
7 Antworten
Aber ist das nicht auch ein Symptom dass man sich eben nur auf Sachen die einem Spaß machen konzentrieren kann?
Konzentrationsstörungen die bei Tätigkeiten und Aufgaben, die den Betroffenen interessieren oder Spaß bereiten, nicht oder weniger stark auftreten, kommen durchaus gehäuft bei ADHS vor. Allerdings tritt dies auch bei anderen Erkrankungen auf die die Konzentration beeinträchtigen können, wie Depressionen.
Beachten solltest du Folgendes: das Diagnostik Verfahren bei ADHS ist nicht so...überschaubar wie man sich das häufig vorstellt. ADHS wird häufig vorschnell und auch fälschlicherweise diagnostiziert, nicht selten wird Patienten nach einem flüchtigen Gespräch bereits ein Rezept ausgestellt.
Damit die Erkrankung wirklich mit Sicherheit diagnostiziert werden kann, sind allerdings verschiedene Untersuchungen und Verfahren erforderlich: Fragebögen (nicht nur vom Patienten auszufüllen, sondern auch von Freunden und Familie), Untersuchungen am Computer, Konzentrations- und Gedächtnistests, Differentialdiagnostische Überlegungen, man muss Schulzeugnisse und andere Dokumente mitbringen, etc.)
Und ja, all das ist WIRKLICH erforderlich, wenn man mit Sicherheit abklären will ob ein ADHS vorliegt.
Es gibt extra spezielle Diagnostikambulanzen für ADHS, da werden alle Tests an einem Tag durchgeführt. Kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen.
Ich würde dir folgendes Vorgehen empfehlen: wenn du wirklich den Verdacht hast an ADHS zu leiden, versuch weiter deine Mutter dazu zu bewegen, das ärztlich abklären zu lassen.
[Anmerkung: Konzentrationsstörungen sind nicht das einzige Symptom von ADHS. Informiere dich mal ausführlich über die verschiedenen Symptom(Cluster) bei ADHS und schau, ob diese ebenfalls bei dir vorliegen.]
Wenn deine Mutter sich weigert mit dir zum Arzt zu gehen, musst du einen anderen Weg finden. Selbstständig Adressen recherchieren, Termine ausmachen, beim Hausarzt vorsprechen, externe Hilfe von Außen in Anspruch nehmen, etc.
Wenn du wirklich denkst, dass es möglich wäre, dass du an ADHS leidest, ist es wirklich wichtig dass du zeitnah mal untersucht wirst. Wenn ADHS nicht oder erst spät diagnostiziert und behandelt wird, wirkt sich das häufig sehr schlecht auf Krankheitsverlauf und die Gesamtgrognose aus. Nicht selten manifestieren sich auf diese Weise komorbide Erkrankungen, sprich: "Folge-Erkrankungen", sozusagen.
Viel Glück und alles Gute,
Sevven
Als ich damals meinen Eltern von meiner Diagnose erzählt habe, habe ich festgestellt wo genau die Knackpunkte bei dieser Art Gespräch liegen:
Eltern wissen in der Regel nicht viel über die Erkrankung, speziell darüber wie man diese erkennen kann. Meine Eltern haben sich deswegen dann selbstvorwürfe gemacht, weil sie es nicht erkannt haben und ich die Diagnose (ihretwegen, wie sie dachten) so spät erhielt.
Darüber hinaus können sich viele Eltern nicht vorstellen, dass ihr Kind psychisch krank ist. Selbst als ich meine Diagnosen erhielt, haben sie diese quasi Kategorisch abgelehnt, wollten das nicht wahr haben.
Die Nachricht "Ihr Kind ist krank" wird definitiv anders aufgenommen, wenn das Kind psychisch und nicht physisch erkrankt ist.
Ein weiterer kritischer Aspekt war, dass meine Eltern dachten, andere Eltern würden ihren Kindern Ritalin geben, um sie ruhig zu stellen, weil sie überfordert oder "schlechte Eltern" sind oder sowas.
Bei deinem Gespräch würde ich also vielleicht auch hier ansetzen, um etwaige Vorannahmen und Befürchtungen auszuräumen!
Wie gesagt, alles Gute und viel Glück,
Sevven
Ab 15 Jahren kannst du dich auch ohne die Zustimmung deiner Mutter an einen Kinder-und Jugendpsychotherapeuten wenden, um Dich testen zu lassen. Bist Du jünger, brauchst du ihre Erlaubnis.
Sofern du nicht gesetzlich versichert sein solltest, wird sie zwangsläufig zustimmen müssen. Eine gesetzliche Krankenversicherung trägt die Kosten.
Ich war gestern auch in der Situation. Ich habe es ihr einfach gesagt, sie hat gesagt dass sie genau das gleiche Gefühl hätte, und dann war ich erleichtert.
Du solltest es deiner Mutter sagen es ist zwar nicht das schönste Gespräch aber als deine Mutter wird sie das akzeptieren. Und wenn du es ihr nicht sagst wirst du halt dann immer Konzentrationsprobleme etc haben falls du es hast.
Falls du nicht mit ihr darüber sprechen willst, kannst du online einen Test durchführen. Wenn doch, dann sag es ihr einfach ganz locker zwischen durch, bei einer Umarmung oder so. (Übrigens, Mama…)
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich habe mich auch schon ausführlich über die Symptome informiert und hab sehr viele Übereinstimmugen gefunden, sogar meine alten Zeugnisse von 1. - 8. Klasse durchgelesen:) Dann werde ich es morgen bei meiner Mutter nochmal versuchen.