Antwortversuche auf die Theodizeefrage?

6 Antworten

Ich gebe jetzt mal ein paar mögliche Erklärungen:

  • Gott ist nicht allmächtig bzw. kann in diese Welt überhaupt nicht eingreifen (im Deismus ist Gott nur Schöpfer und nicht Lenker dieser Welt)
  • Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben und damit die Möglichkeit auch schlechte Entscheidungen zu treffen
  • es gibt kein Böses in dieser Welt; die Definition von moralisch gut und böse hängt von dem gewählten moralischen Bezugssystem ab; nur weil die Menschen etwas als falsch erachten muss dies nicht für Gott gelten; in der deontologischen Ethik geht es nur um die Einhaltung von Regeln; vielleicht verstößt das Töten von Menschen usw. nicht gegen diese Regeln
Zellner82  22.02.2021, 23:01

Hallo, gute Gedanken.
Frage: Was ist mit Leiden? Wie siehst du das? Menschen leiden, das sollte schlecht sein... Gott müsste das merken, oder? Zumindest würde Gott merken, dass zu viel Leiden für Menschen schlecht ist.
Was meinst du dazu?

0
neutrino666  22.02.2021, 23:06
@Zellner82

Meine Gottesvorstellung ist eine etwas andere. Das Göttliche ist für mich zwar in gewissem Sinne allwissend und auch allmächtig, allerdings ist er keine Person. Es gibt durchaus Regeln, aber das Leiden von Menschen usw. verstößt nicht gegen diese.

0
Zellner82  22.02.2021, 23:07
@neutrino666

Hmm... okay. Aber, will dich nicht nerven, aber: welche Regeln wären das? Sorry, interessiert mich gerade.

0

Ich bin leider kein Gläubiger mehr, eher realistisch angehaucht. Oller Naturwissenschaftler halt.

Wenn dich meine Meinung dennoch interessiert:
Die einfachste Antwort (mit all den "krassen Scheiß", der auf diesem Planeten abläuft) auf die --> Theodizeefrage ist einfach die, dass kein Gott, keine Gottesform nach diesen jeweiligen Schriften, existiert.

Und falls doch eine Art Gott existieren sollte, ist dieser passiv und/oder nicht allmächtig.

xineedAnswers 
Fragesteller
 22.02.2021, 22:54

Danke. Es ist auch interessant andere Standpunkte bezüglich der Theodizeefrage zu lesen :)

0
Zellner82  22.02.2021, 22:55
@xineedAnswers

Das Problem ist halt, dass wenn man z. B. den Christlichen Gott unter der Theodizeefrage beibehalten will, man einfach nur sagen kann: "Gottes Wege sind unergründlich." - sonst hast du sehr starke Widersprüche in allem, selbst in deinem Gottesbild.

1

Die Bibel beschreibt im 1. Buch Mose, dass die ersten Menschen am Anfang im Garten Eden in quasi paradiesischen Zuständen gelebt haben. Sie hatten aber schon die Freiheit, die wir heute auch haben: Mit oder ohne Gott leben zu wollen. Irgendwann haben sie sich dazu entschieden, ihr eigenes Ding zu machen und ohne Gott leben zu wollen (bzw. sie wollten sein wie Gott). Auch wenn das nicht ganz einfach zu verstehen ist und durchaus viele Fragen bleiben, aber alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

Trotzdem hat Gott die Menschen nicht verlassen, obwohl das vielleicht verdient gewesen wäre. Er hat einen Rettungsanker ausgeworfen, dass sie Menschen, die an ihn glauben, wieder zu ihm finden können. Dafür ist Jesus Christus am Kreuz gestorben, dass die, die an ihn glauben und um Vergebung ihrer Sünden bitten, erlöst werden und das ewige Leben geschenkt bekommen. Wenn man überlegt, dass das Leben nach dem Tod ewig und für immer dauert, sind vielleicht die negativen Dinge, die wir hier erleben, nicht mehr ganz so schlimm (wenn natürlich noch schlimm genug). Aber auch hier zwingt Gott wieder niemanden: Jeder kann entscheiden, ob er nach dem Tod bei Gott sein möchte oder nicht...

BillyShears  23.02.2021, 00:03
alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

Das ist die menschenverachtenste aller möglichen Antworten.

0
chrisbyrd  23.02.2021, 12:53
@BillyShears

Es soll also menschenverachtend sein, dass es im Garten Eden kein Leid gab und dass durch den Sündenfall der ersten Menschen Sünde, Leid und Tod in die Welt kamen? Spannend...

Aber wie sagte schon Napoleon: "Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen."

0
BillyShears  23.02.2021, 13:00
@chrisbyrd
Es soll also menschenverachtend sein, dass es im Garten Eden kein Leid gab und dass durch den Sündenfall der ersten Menschen Sünde, Leid und Tod in die Welt kamen? Spannend

Es ist menschenverachtend der leidenden Menschheit zu sagen "selber Schuld". Besonders dann wenn es in der Theodizee-Frage gar nicht darum geht.

Aber wie sagte schon Napoleon: "Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen."

Nur steht es in der Bibel. Gottes Zorn entbrennt gegen Elifas und seine beiden Freunde genau deswegen (Hi 42,7). Da würde ich mir an deiner Stelle mal Gedanken machen, ob deine menschenverachtende Sichtweise so gut ist..

0
chrisbyrd  23.02.2021, 13:03
@BillyShears

Worum geht es denn dann in der Theodizee-Frage, wenn nicht um die Spannung zwischen einem liebenden und gnädigen Gott und dem vielen Leid in der Welt.

Es geht doch nicht darum, den Menschen zu sagen, dass sie selbst schuld sind. Deshalb passt der Vergleich zu den Freunden von Hiob überhaupt nicht.

Es geht darum, Antworten auf das Leid in der Welt zu finden (= wir leben in einer gefallenen Schöpfung Römer 8,22) und eine Lösung anzubieten. Und diese Lösung findet sich m. E. nur in Jesus Christus...

0
BillyShears  23.02.2021, 16:28
@chrisbyrd
Worum geht es denn dann in der Theodizee-Frage

Um die Frage warum er es zulässt.

Es geht doch nicht darum, den Menschen zu sagen, dass sie selbst schuld sind.

Dann lass es halt bleiben.

0
chrisbyrd  23.02.2021, 17:05
@BillyShears

Genau: Wie kann ein liebender und gnädiger Gott Leid zulassen...

Dass die Menschen hier selbst schuld sind, habe ich nicht geschrieben. Aber dass die ersten Menschen durch den Sündenfall die Vertreibung aus dem Garten Eden und den Fall der Schöpfung zur Folge hatten, steht nun einmal in der Bibel (ab 1. Mose Kapitel 3).

Mit "Menschenverachtung" hat das nichts zu tun...

0
BillyShears  23.02.2021, 17:12
@chrisbyrd
Dass die Menschen hier selbst schuld sind, habe ich nicht geschrieben.

Doch: "Irgendwann haben sie sich dazu entschieden, ihr eigenes Ding zu machen und ohne Gott leben zu wollen (bzw. sie wollten sein wie Gott). Auch wenn das nicht ganz einfach zu verstehen ist und durchaus viele Fragen bleiben, aber alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott."

Du vermeidest zwar das Wort "Schuld", aber Du sagst: Der Mensch ist selber Schuld. Und das ist eine tiefe Verachtung des Menschen und des Leids.

0
chrisbyrd  23.02.2021, 17:20
@BillyShears

Es geht lediglich darum, dass durch den Sündenfall der ersten Menschen im Garten Eden die Sünde in die Welt kam. Wie Paulus in Römer 8,22 schreibt:

  • "Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben."

Paulus hat weder die Menschen noch das Leid verachtet. Ganz im Gegenteil hat er gelitten, um Menschen und Gott zu dienen...

0
BillyShears  23.02.2021, 17:24
@chrisbyrd

Was Paulus nicht sagt, im Gegensatz zu Dir: alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

Paulus hat weder die Menschen noch das Leid verachtet.

In dem Teil schreibt er auch von der Sünde, nicht vom Leid. Du scheinst das allerdings gleichzusetzen. Und das ist das verachtende an deiner Sichtweise, du sagst der Mensch ist selbst Schuld an seinem Leid.

0
chrisbyrd  23.02.2021, 21:22
@BillyShears

Nein, ich habe niemals gesagt, dass der einzelne Mensch an seinem eigenen Leid schuld ist. Hiob und die Lehre Jesu zeigen doch deutlich, dass Leid nicht die Folge von Sünde im Leben sein muss.

Ich habe lediglich geschrieben, dass durch den Sündenfall der ersten Menschen das Leid und die Sünde in die Welt kam. Vorher gab es noch kein Leid und keine Sünde im Garten Eden.

Der Sündenflall bestand in der falschen Entscheidung, Gott ungehorsam zu werden. Die Sünde trennte die ersten Menschen von Gott. Die Folge war der Fall der Schöpfung.

Seitdem leben Menschen in einer gefallenen Schöpfung, in der es Leid, Sünde, Tod und Krankheit gibt.

So sagt es die Bibel und etwas anderes habe ich nicht behauptet...

0
BillyShears  23.02.2021, 21:59
@chrisbyrd
Nein, ich habe niemals gesagt, dass der einzelne Mensch an seinem eigenen Leid schuld ist.

Habe ich auch nicht behauptet. Du sagst nur der Mensch ist grundsätzlich selbst Schuld am Leid.

Ich habe lediglich geschrieben, dass durch den Sündenfall der ersten Menschen das Leid und die Sünde in die Welt kam.

Du hast geschrieben: alles Negative und Böse wie Tod, Krankheit, Schmerz, Leid usw. war das Ergebnis dieser Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

So sagt es die Bibel

Und das fettgedruckte sagt die Bibel eben nicht. Im Gegenteil, sie widerspricht ihr sogar, denn wie Du selbst sagst: "Hiob und die Lehre Jesu zeigen doch deutlich, dass Leid nicht die Folge von Sünde im Leben sein muss." Es ist also eben nicht alles Negative und Böse ein Ergebnis je er Entscheidung und gewollten Trennung von Gott.

Vielleicht gönnst Du deiner Sichtweise mal ein Update. Vor allem darin, was die Theodizee-Frage eigentlich ist.

0
chrisbyrd  23.02.2021, 22:04
@BillyShears

Mit "der Mensch" meinte ich die ersten Menschen, die im Garten Eden lebten und Gott bewusst ungehorsam werden. Diese Entscheidung führte zum Sündenfall bzw. war der Sündenfall und daraus resultierte eine gefallene Schöpfung mit Leid, Krankheit, Tod usw.

"Der Mensch grundsätzlich" war nicht damit gemeint, denn das wäre falsch.

Falls ich das falsch ausgedrückt haben sollte, bitte ich vielmals um Entschuldigung...

0
chrisbyrd  23.02.2021, 22:07
@chrisbyrd

Theodizeefrage: "Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das Leiden in der Welt mit der Annahme zu vereinbaren sei, dass ein Gott sowohl allmächtig als auch gut sei." (Zitat Wikipedia).

Nichts anderes habe ich versucht, zu beantworten, außer, dass ich noch Gottes Liebe, Gnade und Barmherzigkeit in die Fragestellung einfügen würde...

0

Das Leiden ist natürlicher Bestandteil des Lebens und damit unvermeidlich, solange man lebt. Danach ist einem möglicherweise eine geistige Existenz ohne Leiden gegönnt, sofern man mit sich und seinen Lebenserinnerungen zufrieden ist und sich im Einklang mit der geistigen Welt befindet. Wer sich dort grämt oder wem dann die eigene Boshaftigkeit bewusst wird, der mag auch im körperlosen Zustand noch weiter leiden: (nennt sich "Hölle").

Die Welt ist kein fertiges, vollendetes Gebilde, sondern sie befindet sich in stetiger lebendiger Entwicklung. Dem göttlichen Geist mag wohl eine vollkommenere, für ihre Bewohner weitaus angenehmere Welt vorschweben, aber diese Welt muss erst entstehen; sie kann nicht aus dem Nichts hervorgezaubert werden. Die in ihr lebenden, selbstbewussten Individuen sammeln Erfahrungen und lernen daraus. Auf diese Weise können sie sich selber weiterentwickeln und damit zum Wohle ihrer Mitmenschen und der Natur und zur Vervollkommnung des Ganzen beitragen.

Der stets unvollkommene Zustand bringt aber Härten und Leiden für diejenigen mit sich, die sich darin befinden. Wenn sie die weitere Entwicklung positiv einschätzen, so können sie aus ihren Unglücken und Fehlern lernen und vieles Leiden überwinden. Aber es ist ein fortwährender Prozess: Absolute Freiheit vom Leiden wird es nie geben, außer vielleicht nach dem Tode und vor der Geburt, wenn man nur als Geist existiert und vom körperlichen Leiden befreit ist.