Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik?

2 Antworten

Ursächlich waren

  • die sehr schlechten Ausgangsvoraussetzungen für die Weimarer Republik nach den Ersten Weltkrieg (Versailler Vertrag, hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte)
  • die Geburtsfehler der Weimarer Verfassung (Reichspräsident ernennt Reichskanzler, keine 5% Hürde Sperrklausel – Wikipedia für den Einzug von Parteien in den Reichstag)
  • die rechte Gesinnung auch in bürgerlichen Kreisen der Weimarer Republik, die z.B. zu einer sehr milden Bestrafung Hitlers nach den Hitlerputsch – Wikipedia führte
  • die faktische Beschussunfähigkeit des Reichstages nach Zerbrechen der Großen Koalition 1930
  • die schrittweise Zerstörung der Demokratie 1930-1933 | bpb, das Kabinett Brüning regierte unter Ausschaltung des Reichstages über vom Reichspräsidenten erlassene Notverordnungen
  • die Massenarbeitslosigkeit als Folge der Weltwirtschaftskrise – Wikipedia
  • massiver Stimmenzuwachs der Moskau-treue Kommunistischen Partei KPD / Weimarer Republik (weimarer-republik.net) sie wurde zur drittstärksten Partei.
  • dies trieb Teile des bürgerlichen Lagers zur NSDAP, mit Hitler als dem vermeintlich geringeren Übel
  • keine gemeinsame Abwehr des Nationalsozialismus durch die Linke, im Gegenteil, die revolutionär orientierte KPD bekämpfte die verfassungstreue SPD als "Sozialfaschisten"
  • durch teils bürgerkriegsähnliche Zustände in den Großstädten in der Endphase der Weimarer Republik wurde der Ruf nach dem "Starken Mann" mit ordnender Hand laut, für den Hitler die Idealbesetzung zu sein schien

Ohne diese Faktoren wäre die Machtübernahme Hitlers nicht möglich gewesen. Die Entwicklung der Weimarer Republik 1918-1933 im Einzelnen:

Vorgeschichte mit für die Demokratie sehr ungünstigen Startvoraussetzungen

Der Niederlage im 1. Weltkrieg bewirkte einen relativ plötzlichen Wechsel von der althergebrachten konstitutionellen Monarchie zur Republik, ohne wirkliche Übergangszeit. Die einstigen Untertanen waren für einen solchen plötzlichen Wechsel in keiner Weise bereit.

Den Militärs wie Ludendorff und Hindenburg gelang es erfolgreich, die für Deutschland aussichtslose militärische Lage an der Front zu verschleiern, sodass zwei Legenden bereitwillig von der konservativen deutschen Bevölkerung aufgenommen wurden:

1.) die von der "im Felde unbesiegten" kaiserlichen Armee und damit verbunden 2.) die "Dolchstoßlegende", nach der linke politische Umtriebe für die deutsche Niederlage verantwortlich seien, d.h. den deutschen Soldaten den "Dolch in den Rücken" gestoßen hatten.

2.) Die für Deutschland sehr schlechten Bedingungen des Versailler Friedensvertrags wurden von vielen Deutschen der Weimarer Republik angelastet, die jedoch keine andere Wahl hatte als die Bedingungen der Sieger zu akzeptieren. Andernfalls wäre Deutschland militärisch besetzt worden.

Die harschen Bedingungen der Sieger mit der Verpflichtung hohe Reparationszahlungen zu leisten stürzten Deutschland in ein wirtschaftliches Chaos, d.h. extreme Inflation und Arbeitslosigkeit. In München entstand eine Räteregierung, die von Freichors blutig niedergeschlagen wurde, und 1924 erfolgte beim sog. "Marsch zur Feldherrenhalle" der Hitlerputsch mit versuchter Machtübernahme durch die NSDAP.

Zeitweilige Besserung der Lage in der Weimarer Republik Mitte der 20er Jahre

Mitte der 20er Jahren konnte Gustav Stresemann in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Politiker Aristide Briand Verbesserungen in der Reparationsfrage für Deutschland erreichen, wofür beide 1926 den Friedensnobelpreis bekamen.

  • In der Folge besserte sich zunächst auch die Wirtschaftliche Lage in Deutschland
  • Als Folge hiervon stieg auch die Akzeptanz der Weimarer Republik in Teilen der Bevölkerung
  • national gesinnte Kreise blieben ihr jedoch unverändert feindlselig gegenüber eingestellt.

Absturz ins Bodenlose durch die Weltwirtschaftskrise als Voraussetzung für Radikalisierung größerer Bevölkerungsschichten

  • Der Rechtsextremismus war eine Belastung für die Weimarer Republik, weil ihm das wirtschaftliche und politische Chaos einen geeigneten Nährboden bereitete
  • Ausgelöst durch den New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 und der daraus entstehenden Weltwirtschaftskrise fand die günstige Wirtschaftslage in der Weimarer Republik ein jähes Ende
  • Dies stürzte die Weimarer Republik erneut ins wirtschaftliche und politische Chaos
  • Die Arbeitslosigkeit erreichte neue Höchstwerte und stürzte Arbeiter wie Teile der Mittelklasse in die Armut
  • nur die wenigen Reichen waren kaum betroffen, hierdurch soziale Schieflage

Radikalisierung in der Weimarer Republik

  • Rechtsextreme waren jedoch nicht die einzigen Feinde der Weimarer Republik, sondern auch die stark von Moskau beeinflussten und finanzierten Kommunisten (KPD) waren eine extreme Belastung während der Endphase der Weimarer Republik, weil sie die politisch relevante Bühne de facto auf die Strasse trugen und eine Destabilisierung des Staates aktiv anstrebten
  • Die Weimarer Republik schlitterte durch die Aufsplitterung in zahllose kleine Splitterparteien in die Unregierbarkeit
  • Die letzte demokratisch gewählte Regierung Brüning regierte unter effektiver Auschaltung der gesetzgebenden Reichstags per Notverordnungen, was sich durch die fast auf Null gesunkene Anzahl an vom Reichstag beschlossenen Gesetze während der Ära Brüning zweifelsfrei belegen lässt
  • Der Ruf nach einer starken ordnenden Hand wurde laut
  • Die chaotischen Verhältnisse lieferten den Nährboden für Radikale verfassungsfeindliche Parteien wie die NSDAP und die KPD und lieferten sich Saal- und Straßenschlachten.
  • Angst vor der Machtübernahme der von Moskau gesteuerten und finanzierten Kommunisten brachte auch brave Bürger dazu, die radikale NSDAP unter Hitler als geringeres Übel zu wählen.
  • Dieses Vermeidungswähler-Verhalten im bürgerlichen Lager liess das Wählerpotenzial der nationalsozialistischen NSDAP über ihre tatsächliche Anhängerschaft hinaus deutlich anwachsen
  • Einer der Geburtsfehler der Weimarer Republik (neben dem Fehlen eine 5%-Klausel für den Einzug von Parteien in den Reichstag) war die Tatsache, dass der Reichskanzler nicht vom Reichstag gewählt, sondern gemäß Artikel 53 der Weimarer Verfassung vom Reichspräsidenten ernannt wurde.
  • dies hat die legale Ernennung Adolf Hitlers durch den greisen Reichspräsidenten Hindenburg erst ermöglicht.
  • Hindenburg schätzte Hitler keineswegs, nannte ihn ebenso abschätzig wie fälschlicherweise den "böhmischen Gefreiten" nannte, keineswegs.
  • Er wurde jedoch von seinem Sohn Oskar von Hindenburg – Wikipedia und dem heute so genannten "Steigbügelhalter" Hitlers, Franz von Papen – Wikipedia, überredet Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
  • Dadurch und nach der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 – Wikipedia war der Weg in die Diktatur Adolf Hitlers geebnet.
lasdas  18.08.2022, 01:27

Altes Wahlplakat von Damals : Wer Hindenburg wählt Hitler. Wer Hitler wählt-wählt den Krieg.!

0

In der Verwaltung der Weimarer Republik saßen eine ganze Menge ehemalige Monarchisten. Diese waren von der Demokratie nicht überzeugt.