Angst/Phobie vor Schmuck?

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Also ich geh es einfach mal psychologisch an ok.

Unter krankhaften Angstzuständen wird in unterschiedliche Formen unterschieden:

Generalisierte Angst / Diffuse Angst

Panik- und Zwangsstörung

Verschiedene Arten der Phobien

Du hast schon richtig erkannt, bei dir handelt es sich um eine sog. Phobie. Dein Wunsch möglichst viele andere zu finden oder dass deine Phobie so verbreitet ist, dass sie einen Namen verdient, das sind alles Ausflüchte, weil du nicht akzeptieren willst, dass es eventuell ein Problem sein könnte.

Aber psychologisch gesehen ist das natürlich Blödsinn, ob es ein Problem ist, krankhaft oder behandlungsbedürftig hängt absolut null davon ab wie viele Menschen das in verschiedenen Ausprägungen haben. Gute Beispiele sind weit verbreitete Phobien: Höhenangst, Angst vor Spinnen, Flugangst, Angst vor Dunkelheit usw. die sind zwar extrem verbreitet, aber das sagt nichts darüber aus, ob sie für die jeweilige Person ein Problem sind. Jemand mit Angst vor Spinnen kann sein ganzes Leben ohne Behandlung damit leben während ein anderer mit der selben Angst unbedingt behandelt werden sollte.

Genauso ist es mit seltenen Ängsten. Es gibt z.B. Anatidaephobie – Angst von Enten beobachtet zu werden. Das heißt aber noch längst nicht, dass man dies nun behandeln muss, nur weil es selten ist und damit "abnormaler". Also was ich nur sagen will: Ist wirklich egal, wie viele Leute das haben oder nicht.

Kommen wir zu dem wirklich wichtigen Punkt: Irgendwelche Phobien hat jeder Mensch, jeder hat auch irgendwelche Macken, Ticks, seltsame Gewohnheiten, Ansichten, Charakterschwächen und die meisten sogar ein oder mehrmals im Leben einen psychotischen Schub, da niemand also wirklich "normal" ist, wie unterscheidet man zwischen behandlungsbedürftigen Störungen und nicht behandlungsbedürftigen Störungen?

Im Falle der Phobien, eine Phobie ist ja zunächst mal eine Angststörung, d.h. das eigentlich sinnvolle Instrument der Psyche, nämlich die Angst vor Gefahr, ist gestört und wird ausgelöst durch konkrete Objekte oder Situationen, die nach logischen Gesichtspunkten überhaupt nicht so gefährlich sind, dass die Angst gerechtfertigt und sinnvoll wäre. Als erstes schaut man also wie stark ist das ausgeprägt. Und dabei geht es im Wesentlichen immer um folgende Dinge, also vorausgesetzt der Betroffene, in dem Fall du ^^, hat irgendeine Störung dann ist zu klären:

  • hat der Betroffene einen persönlich empfundenen Leidensdruck
  • hat der Betroffene objektive Nachteile in der Lebensqualität
  • geht vom Betroffenen eine Gefahr für sich oder andere aus

Letzteres kann man wohl ausschließen, ist auch selten bei Phobien. Objektive Nachteile würden dir nur dann entstehen, wenn du Personen oder Räume meiden müsstest, an denen Schmuck zu finden ist, aber da kannst du dir ja mal überlegen, ob es dich wirklich einschränkt. Wenn dir natürlich ernsthaft schlecht wird beim Anblick von Schmuck wie du beschreibst mir Würgereiz und anderen körperlichen Symptomen dann könnte es dich ganz konkret im Alltag behindern. Ist ja nicht schön mit manchen Menschen keinen Kontakt haben zu können und Schmuck ist ja nun mal stark verbreitet. Aber da hast es sicher auch bildlich umschrieben und ich seh das jetzt erstmal auch nicht gegeben bei dir, aber das kannst du sowieso selbst besser beurteilen. Und der erste Punkt ist wahrscheinlich einer der wichtigsten: Willst du es denn los haben? Leidest du darunter? Nervt es dich? Möchtest du die Ursache herausfinden? Willst du es besser kontrollieren können? Schränkt es dich ein? und so weiter, wenn du einen Leidensdruck empfindest dann solltest du etwas dagegen tun.

Phobien sind sehr gut erforscht, kein Tabuthema mehr und die Behandlungen im Schnitt sehr erfolgreich. Auslöser werden meist im Kindesalter geschaffen durch Traumata, die nicht unbedingt direkt mit dem Objekt, auf das sie später bezogen werden, zu tun gehabt haben müssen. Es geht bei Kindern eher um Gefühle, niemand muss etwas falsch gemacht haben, aber meinetwegen das Mobile über dem Kinderbett hat dem Kind Angst gemacht, es wurde vielleicht immer aufgehängt, wenn die Eltern das Zimmer abends verlassen haben und das Kind hat Einsamkeit, Verlustangst, andere Ängste damit gekoppelt - so etwas kann auf zig unterschiedlichen Wegen entstehen, es ist weder die Schuld noch ein wirklich objektiv traumatisches Erlebnis dazu nötig, bei Phobien handelt es sich meist um Fehlverbindungen der Synapsen im Gehirn, die für Warnung, Alarm, Gefahr zuständig sind. Das Wort Fehlverbindungen sagt ja schon aus, dass hier einfach mental oder tatsächlich genetisch, physisch etwas falsch gekoppelt ist und das kann man ganz gut analysieren und beheben, falls gewünscht oder nötig.

Wenn du es aus der Welt schaffen willst, kannst du das natürlich mithilfe eines Psychologen oder du kannst versuchen, weiß ja nicht wie selbst reflektiert etc. du bist, selbst mit einer leichten Konfrontationstherapie daran zu arbeiten. Die meiste Arbeit macht man dabei sowieso selbst, nur manchmal ist eine Aufsicht oder Anleitung nötig, aber theoretisch kannst du dir diese auch aus Büchern und Fachartikeln holen (achte halt auf seriöse Quellen).

Hoffe das gab dir einen kleinen Überblick.

Alles Gute!

Maniyxc 
Fragesteller
 30.03.2018, 18:28

Vielen Dank für deinen aufwendigen Text! :)

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Hi, schon eine Weile her deine Frage aber trotzdem: Deine Frage finde ich super, weil es mir GANZ GENAUSO geht. Bei mir kommt neben Schmuck (je filigraner desto schlimmer) auch noch ein ekel vor Kleingeld und Schlüsseln dazu. Insbesondere der Geruch von kupfer oder messing auf der Haut macht mich fertig. Ich war auch vor Corona deswegen schon ständig am Händewaschen. Ich hatte das schon, bevor ich sprechen konnte. Hab mich schon als Kleinkind gegen Kettchen und derlei widerliches Zeug gewehrt. Also keine Ahnung woher das kommt.

Finde es jedenfalls super, dass es noch mehr solche Spinner gibt.

Buzzo657  24.03.2024, 07:20

Hallo zusammen ja das hier ist mir alles auch sehr bekannt, seit ich klein bin habe ich mich von Münzen und Schmuck geekelt, wenn ich mal einkaufen war und mit Kleingeld bezahlt habe, müsste immer danach Hände waschen, später als ich Älter wurde habe ich gemerkt das meine Schwester und eine Nichte das gleiche Problem haben, soweit so gut, jetzt kommt aber etwas was mich stutzig gemacht hat, ich habe mal meine Onkel besucht ( Bruder von Meinem Vater)

Wir hatten 20 Jahre lang fast keinen Kontakt und als ich da war, was habe ich bemerkt meine Cousine als Frau hat gar nichts, keine Ohrringe, Ringe oder Kette natürlich das ist mir gleich aufgefallen, habe nachgefragt, Sie sagte Sie weiß es auch nicht aber irgendwie hat sie eine absolute Abneigung gegenüber Schmuck und die eine Tochter von ihre Schwester auch das Selbe.
Somit ist sin mir bei meiner Familie Väterlicherseits und unterschiedlichen Alter 8 Personen bekannt die wie ich Abneigung gegen jegliche Art von Schmuck und Kleingeld haben.
Liebe Grüße Buzzo

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Hey, ich hab eben mal gegoogelt, Angst vor Schmuck heißt Phalerophobie. Ich kann mir vorstellen, dass das dein Leben stark beeinflusst.

Ich denke ein Termin bei einem Verhaltenstherapeuten würde Sinn ergeben. Phobien kann man meines Wissens nach gut behandeln.

Maniyxc 
Fragesteller
 30.03.2018, 13:39

Irgendwie komme ich mir dumm vor wenn du sagst du hast es eben mal gegoogelt und gefunden :D Vielen Dank!

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April2018  30.03.2018, 13:40
@Maniyxc

kein Ding, es gibt zu dem Thema auch wenig suchergebnisse.

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Hallo, sehr spannend - ich (weiblich) habe ebenfalls eine Art Schmuckphobie - genauer gesagt ekelt mir vor „Kettchen“, Ringe und Ohrringe sind ok. Wenn es jemand in der Nähe trägt, ist es halbwegs ok, aber die Vorstellung es angreifen zu müssen löst Ekel aus. Freu mich, hier „gleichgesinnte“ vorzufinden :)

Hallo ich leide and der gleichen Phobie seit ich denken kann es ist für mich fast unmöglich zu essen während jemand in meiner nahe Schmuck an hat das geht sogar so weit das während ich einen film schaue und währenddessen etwas esse und auf ein mall Schmuck und Perlen zu sehen sind mein Essen fast schon aus kotzen muss.

Ich will dann meisten weg schauen aber ich muss dort einfach hinschauen obwohl ich es schrecklich und ecklich finde ich.

Ich bekomme in diesen Situationen Gänse Haut,kotz Reiz,eckel Gefühl und sogar Schwindel.

Ich nenne kurz mall Sachen die ich nicht sehen kann: Ringe mit steinen oder Diamanten, Perlen (ketten), Strasssteine aber das schlimmste sind Ohrringe schon daran zu denken gibt mir einen kotz Reiz.

Keiner meiner Freunde versteht das es ist ja auch schwer Leuten die daran nicht leiden das zu erklären.

Ich hoffe ich konnte klar machen wie es bei mir ist natürlich könnte ich tagelang ausführlich darüber reden um mehr zu erwähnen aber ich wollte es so kurz wie möglich fassen.

By the way: Ich bin weiblich und es versuchen immer wieder Leute mir Schmuck oder so anzudrehen.

Es befinden sich sicherlich etliche Rechtschreibfehler in diesem Text das liegt daran dass ich an LRS( lese Rechtschreibschwäche) leide.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung