Angst vor stationärem Aufenthalt?
Vorgeschichte:
Ich stecke aktuell in einer Trennung von einer Borderlinepersönlichkeit (Sie hat sich von mir getrennt), die Beziehung war im nachhinein betrachtet sehr Manipulativ und Abhängig machend. Ich habe viel an mir geändert (Aussehen, Hobbys, Gewohnheiten) um Ihr weiterhin zu gefallen, habe viel verständnis aufgebracht für Ihre probleme und drang zum emotionalen Chaos. Es war ein Auf und Ab der Gefühle, Sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Die Beziehung ging etwas länger als 3 Jahre. Nun wo es vorbei ist bin ich am Ende und das in einem Ausmaß das ich so nicht kenne. Laut manchen Studien sollen Trennungen von Borderlinern besonders prägend und schmerzhaft haben und das kann ich nur bestätigen.
Ich habe mich viel belesen und mit Freunden gesprochen mit denen ich über alles reden kann, versucht mich abzulenken aber im Endeffekt wird es einfach nicht besser. Ich esse nicht, ich schlafe kaum und ich möchte nur wieder zurück zu dem wie es einmal war auch wenn ich mir dessen bewusst bin, das es mich unglücklich macht und mir den rest an verstand rauben wird.
Dazu kommen meine Depressionen die mal mehr mal weniger ausgeprägt sind und mein mangelndes Selbstwertgefühl das ich nicht aufgebaut bekomme.
Alleine werde ich es glaube ich nicht raus schaffen und da man aktuell keine freien Termine für eine ambulante Therapie bekommt (wartezeiten +6 Monate) denke ich es bleibt mir nichts anderes übrig als mich Stationär einzuweisen.
Also:
Genau davor habe ich Angst. Fremde menschen in einer mir ungewohnten umgebung, Die angst alleine zu sein und vorallem die frage: Was wenn die mir nicht helfen können?.
Hat jemand vielleicht ähnliche erfahrungen sammeln können und könnte mir einen Rat geben?
1 Antwort
Meines Wissens kannst du dich gar nicht stationär einweisen, sondern nur dien Hausarzt.
Also wäre er der erste Ansprechpartner.
Er kann dir dann entweder einen dringlichen Termin innerhalb von 4 Wochen vermitteln oder dich stationär überweisen. Die Alternativen solltest du mit ihm besprechen. In deinem Fall scheint es ja mehr als einen Faktor zu geben (Depression, emotionale Abhängigkeit, das wären schon mal zwei).
Wenn es auf einen stationären Aufenthalt hinausläuft, würde ich mir sehr bewusst machen, weshalb ich da bin (damit mein Leben besser, entspannter, lebenswerter wird) und was ich tun könnte, um meinen Aufenthalt dort angenehmer zu gestalten. Was könnte ich mitnehmen, mit wem könnte ich Kontakt halten (wer würde mir da gut tun, wer stünde zur Verfügung), worauf könnte ich mich fokussieren?
Ja, du bist "unter Fremden", aber das wärest du auch in der ambulanten Therapie oder bei jedem ungeplanten Krankenhausaufenthalt. Heute hat man doch dort das eigene Tablet, den eigenen E-Reader - das wären schon mal gute Ablenkungen. Du hättest außerhalb der Therapien Zeit, mal über dein Leben nachzudenken, vielleicht etwas zu schreiben mitzunehmen und verschiedene Pläne für dich aufzustellen - wie möchte ich leben, welche Proritäten möchte ich setzen, mit welchen Menschen habe ich regelmäßig Kontakt, was tut mir gut, was sollte ich stärker in mein Leben integrieren?
Oder du lässt dich halt auf die Warteliste setzen und wartest bis zum Sommer und versuchst bist dahin, so gut es geht alleine zurecht zu kommen. Das könnte den Vorteil haben, dass du bis zu Therapiebeginn schon viele Gefühle alleine verarbeitet hast und nicht mehr so extrem wie jetzt an der Trennung zweifelst.
In jedem Fall würde ich mir eine Liste mit Dingen und Aktivitäten erstellen, die mir gut tun, ganz kleinen (heiße Dusche mit duftendem Duschgel, Waldspaziergang, Lieblings-Playlist etc.) und etwas größeren (Hobbys, Aktivitäten mit anderen Menschen, Kurse etc.) und versuchen, so viel wie möglich davon in meinen Alltag zu integrieren. Es muss nicht täglich sein, aber wöchentlich schon. Man kann sich so etwas auch in den Kalender schreiben, auch ganz banale Dinge, ein schönes geplantes Abendessen, Badezimmerwellness, das Lieblingshemd tragen. Einfach kleine Dinge, die einem gut tun und an die man dann erinnert wird, auf die man sich freut und die man dann so gut wie möglich genießt.
Ich würde dir raten zu überlegen, ob du irgendwelche Flow-Aktivitäten hast, die du gern ausübst, bswp. Sport, Instrument spielen, Meditation etc. - und wenn ja, diese öfter bewusst zu planen und auszuüben.
Ich mache bspw. Stilllebenfotografie und spiele Instrumente. Bei der Fotografie muss ich aktiv kreativ werden, beim Insturmenteüben mich nur darauf konzentrieren, das umzusetzen, was in den Noten steht.
Nach einer anstrengenden Phase und einem Todesfall im Umfeld war ich über Monate nicht in der Lage, zu Stilleben zu fotografieren, mein Gehirn war da komplett leer, mir fiel nichts ein, was ich arrangieren könnte, aber ich konnte Geige üben, weil ich da durch die Noten/ Übungsbücher eine genaue Vorgabe hatte, worauf ich mich fokussieren sollte.
Überlege mal, ob du ähnliche Aktivitäten hast, die dich nicht überfordern, aber so sehr fordern und so eng gesetzt sind, dass du dich währenddessen nur darauf konzentrierst. Und dann übe die an gleiche Tagen zur gleichen Zeit aus, so dass du gar nicht überlegen musst, wann du dich aufraffst. Erstelle einen Plan, was du wann in welcher Reihenfolge machen möchtest, bspw. Sportübungen. Also nicht "30 min Sport", sondern genau "diese Aufwärmübungen so und so oft, danach Übung 1 10 mal, Übung 2 15 mal, dann Cooldown genau diese eine Übung für 10 min" oder so.
Lasse das erst mal genauso, also mache immer das gleiche, bis das total automatisch abläuft und dadurch nur noch ganz wenig Energie zum Anfangen und Durchhalten benötigt. Irgendwann "ruft" dein Körper danach und du fängst automatisch zur geplanten Zeit an.
Danke für deine Nachricht. Ich werde morgen bei meinem Hausarzt vorstellig und mit ihm die möglichkeiten besprechen.