Anderen ihre Identität absprechen?

Das Ergebnis basiert auf 74 Abstimmungen

Nein, das ist nicht in Ordnung 55%
Ja, das ist in Ordnung 27%
Andere Meinung 18%

22 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein, das ist nicht in Ordnung

Grundsätzlich, nein.

Es kommt sicherlich vor, dass viele junge Menschen in Zeiten von Social Media das nur für Aufmerksamkeit machen und es als "Trend" betrachten.

Allerdings gibt es eben auch viele Menschen, die sich ehrlich als "non-binary" usw. identifizieren und das ist völlig legitim.

Das heißt nicht, dass es sich bei der persönlichen Identifikation automatisch um ein gesellschaftlich akzeptiertes biologisches Geschlecht handelt.

Aber was die psychologische Identität eines Menschen betrifft, sollte man die Leute in Ruhe lassen und sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen.

Ich bin gegen Diskriminierung und fordere Toleranz für alle Menschen.

LunarEclipse 
Fragesteller
 23.11.2023, 13:28

Sehr gute Antwort!

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Andere Meinung

Zuerst einmal würde ich nicht ganz allgemein von Identität sprechen, wenn es offensichtlich nur um das Geschlechts-/Genderempfinden und/oder die sexuelle Orientierung eines Menschen geht. Denn dessen Identität ist weit mehr als das.

Wenn man allgemein die Identität meint, ist es selbstverständlich respektlos und anmaßend, diese einem anderen Menschen abzusprechen, ohne ihn einwandfrei zu kennen. Geht es explizit um die Identitätsteile Gender und sexuelle Orientierung, ist es zunächst einmal ebenfalls höchst verwerflich, anderen Menschen ihre Empfindungen infrage zu stellen, wenn man diese Menschen nicht besser kennt, ihre Empfindungen gar nicht teilt bzw. noch nicht mal richtig verstanden hat, was das jeweilige Label konkret bedeutet.

Es ist aber nicht "grundsätzlich" (wie in der ⭐HA gemeint), sondern nur dann nicht in Ordnung, wenn das gewählte Label auch wirklich dem jeweiligen Sexual-, Geschlechts- oder Gendererleben entspricht. Sofern das nicht der Fall ist, finde ich es durchaus legitim, "die Identität" bzw. das Label einer anderen Person in Zweifel zu ziehen, wenn es zu sehr von der konkreteren Beschreibung ihrer Gefühle abweicht. Einer solchen Person einfach nur dabei zu helfen, das richtige Label für sich zu finden bzw. sie dazu anzuregen, das gewählte Label nochmal zu überdenken, ist alles andere als "respektlos", weshalb man "anderen Leuten ihre Identität bzw. ihr gewähltes Label absprechen" nicht so pauschalisiert verurteilen kann.

Ein eklatantes Beispiel ist hier die Asexualität. Wenn sich jemand in Ermangelung eines passenderen Begriffes als asexuell bezeichnet, weil diese Person zwar sexuelle Lust an sich, jedoch einfach keine sexuelle Anziehung wahrnimmt, kann ich das ja noch halbwegs nachvollziehen. Zudem kann man selbstverständlich trotz der Hingabe zu sexuellen Interaktionen, etwa dem Herzensmenschen zuliebe, asexuell sein (wir reden hier im Grunde schließlich von Gefühlen, nicht von Taten!). Wer aber generell zum Empfinden sexueller Anziehung imstande ist - egal wie oft oder selten, egal ob gegenüber Menschen und/oder nichtmenschlichen Objekten (siehe etwa demisexuell, lithosexuell, autosexuell, objektsexuell, zoosexuell etc.), ist meines Erachtens einfach nicht asexuell!

Die Auslegung der Asexualität als "Spektrum" bzw. Bezeichnungen wie "asexuelles Spektrum" lehne ich deshalb ab, weil ich sie als zutiefst asexuellenfeindlich empfinde. Insbesondere gegenüber Asexuellen wie meine Wenigkeit, die wir - ohne medizinisch relevante Ursachen - der Vorsilbe a- im eigentlichen Sinne von nichtsexuell (a... = nicht.../un...) wirklich gerecht werden; also grundsätzlich gar keine sexuelle Anziehung sowie gar kein Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten jedweder Art verspüren. Durch die immer überladener, inklusiver und schwammiger werdende Definition des Wortes asexuell werden wir in der eigenen Community nämlich komplett an den Rand bzw. in die Unsichtbarkeit gedrängt. Selbst in jener asexuellen Community sind nur noch sexuell aktive Leute sichtbar, die damit genau genommen eigentlich das exakte Gegenteil von asexuell sind. In diesen ganzen Spektrums-Definitionen sehe ich außerdem die Gefahr der Irreführung, weil Menschen dazu verleitet werden können, vor allem ihr Sexualerleben falsch einzuschätzen. Auch oder gerade Personen, die wichtige LGBTQ+ Aufklärungsarbeit leisten wollen, sollten vor allem gegenüber Ratsuchenden nicht irgendwelche verallgemeinernde Definitionen rauskloppen, sondern explizit auf die Einzelperson sowie ihre Gefühle eingehen. Sowas Oberflächliches wie "Asexuell ist man, wenn man kein sexuelles Interesse an anderen Menschen hat." ist völliger Quark!

Entgegen Deiner Meinung lasse ich mir das Recht, gegebenenfalls selbstgewählte Labels anderer Leute infrage zu stellen, aus diesen Gründen nicht streitig machen. Ob sowas wirklich respektlos ist, kommt auf die Umstände an. Jedenfalls bin ich noch lange nicht "respektlos", nur weil ich nicht zu allem Ja und Amen sage.

Liebe Grüße.

Nein, das ist nicht in Ordnung

Musste leider schon selbst Erfahrung damit machen. Und aufgrund der Person, die das gesagt hat, ging mir das ziemlich nahe und hat mich enorm verletzt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Trans und bi und beschäftige mich damit.
Nein, das ist nicht in Ordnung

Jedoch muss ich sagen, dass so respektloses und diskriminierendes Verhalten – vor allem im Internet – ja nicht nur Transpersonen, sondern so ziemlich jedem ab und an entgegenschlägt. Wer wurde denn bitteschön noch nie von anderen diffarmiert, negiert oder wie ein Stück Abfall behandelt?

Auch im realen Leben wurde ich als "weißer hetero CIS Mann" (der ja eigentlich als absoluter Aphex-Predator der Bösartigkeit gilt) schon genauso oft respektlos behandelt, erniedrigt und gedemütigt, wie alle anderen der ständig aufgeregten und medial präsenten Minderheiten und Randgruppen auch.

Der Unterschied ist nur, dass den Hass und den Neid, der Menschen wie mir entgegen schlägt, niemand thematisiert, ja sogar die Existenz dieses Hasses und dieser Diskriminierung abspricht, weil es kann ja nicht sein, dass ein "weißer CIS hetero" auch Hindernisse im Leben hat.

Dabei war ich 8 Jahre meines Lebens heftigstem Mobbing ausgesetzt und mir wurde von Dutzenden Frauen und Männern in meinem Leben gesagt, dass ich "kein echter Mann" bin, bloß weil ich mal einen Augenblick lang keine Stärke zeigte.

Und dann kommen welche daher und erklären mir "Nein, das kann nicht sein, weil du bist selbst ein böser weißer CIS hetero Mann!"

Ihr denkt, das Leben ist nur für euch hart? Ist es nicht.

LunarEclipse 
Fragesteller
 23.11.2023, 12:57

Niemand hat behauptet, das Leben sei nur für trans memscehn hart. :) darum ging es eben in der Frage.

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Nein, das ist nicht in Ordnung

Mir wird hier oft von männerfeindlichen Leuten ans Bein gepinkelt, weil ich ein Mann bin. Einfach nicht ernst nehmen. Und das ist nicht in Ordnung in einer Demokratie