An Ex-Religiöse: Wie schwer ist es Dir gefallen, mit Religion aufzuhören, und wie lange hat es gedauert, bis Du endlich alles los warst?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Ich war nie religiös 38%
Religion habe ich aufgegeben, einen Glauben habe ich noch: ... 23%
Bei mir war das sehr einfach: ... 15%
Das ist mir recht schwergefallen, und es hat lange gedauert ... 8%
Sogar heute habe ich noch ab und zu deswegen Probleme ... 8%
Anderes: ... 8%
Mir hat eine Sektenberatung geholfen ... 0%

8 Antworten

Das ist mir recht schwergefallen, und es hat lange gedauert ...

Intellektuell und rational betrachtet habe ich mit ~16 angefangen mich von meiner Religion zu lösen (Hand in Hand mit meinem wachsenden Interesse und Wissen in den Naturwissenschaften, Geschichte & Anthropologie).

Allerdings erlebte ich die soziale Komponente der (katholischen) Kirche als sehr positiv. Zum einen war meine Mutter sehr sozial & christlich unterwegs ohne dogmatisch zu sein und zum anderen hatten wir einen alten Pfarrer, der nicht nur sehr gebildet war, sondern als Franziskaner extrem anspruchslos war, aber der Gesellschaft gegenüber sehr aufgeschlossen, sozial und verständnisvoll auftrat.

Jedenfalls konnte ich mich bis Anfang 20 völlig von Religionen freimachen und bin seitdem als Apatheist unterwegs.

Meiner Frau ging es ähnlich, aber unseren Kindern haben wir es leichter gemacht...

Religion habe ich aufgegeben, einen Glauben habe ich noch: ...
Wie schwer ist es Dir gefallen, mit Religion aufzuhören

Das war nicht ganz einfach. Meine katholische Familie hatte z. B. überhaupt kein Verständnis dafür. Aber ich hab ja auch nicht mit Religion aufgehört, ich konnte nur einfach den ganzen Quatsch nicht mehr glauben.

und wie lange hat es gedauert, bis Du endlich alles los warst?

Überhaupt hat sich das im Lauf der Jahre ergeben. Als ich der Überzeugung war, dass der Katholizismus nicht richtig ist, war ich immer noch Christ. Es gab dann noch viele Zwischenstufen, bis ich zu der Überzeugung gekommen bin, dass es keinen Gott gibt.

Hast Du auch heute noch hin und wieder evtl. Belastungen deswegen?

Nicht wirklich. Und im Gegensatz zu den Achtzigern ist es heute auch meistens kein großes Problem mehr, zu seiner Überzeugung zu stehen.

Glaubst Du heute an gar nichts mehr?

Doch, natürlich glaub ich an die Naturgesetze. Auch wenn die sicher nie vollkommen von uns verstanden werden.

Ich war nie religiös

Tatsächlich hat mich Religion immer schon massiv abgeschreckt (warum, geht hier niemanden etwas an).

Ich habe mich nur unter Druck konfirmieren lassen und habe Religion immer als Zwang empfunden. Selbst in der Berufsschule musste man sich noch rechtfertigen, wenn man nicht am Religionsunterricht teilgenommen hat - und musste dann zur Strafe dafür länger Arbeiten als jene, welche ganz normal im Reli-UNterricht saßen.

Daher habe ich die evangelische Kirche erst verlassen, als ich sicher war, keine Repressalien mehr befürchten zu müssen.

Der Schritt ist mir extrem leicht gefallen - denn einen Gott gibt es sowieso nicht. Warum sollte ich dann bitte einen Glauben an diesen heucheln? Und das, was man im Namen Gottes im Laufe der Jahrtausende anderen Menschen angetan hat, spricht ja nicht gerade dafür, dass die Kirche eine wohlfährtige und wohltätige Einrichtung ist ;-)

Anderes: ...

Naja, ich war eigentlich nie "ein Religiöser", und demgemäß bin ich auch bestimmt kein "Ex-Religiöser". Ich wurde getauft (ohne dass man mich vorher um meine Zustimmung gefragt hatte), ging in die Sonntagsschule und in den Konfirmandenunterricht und wurde dann auch "konfirmiert". Natürlich haben mich die christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft auch mit geprägt (und wahrscheinlich auch ein Stück weit positiv beeinflusst). Auf meinem Weg in die wissenschaftliche Welt (ich habe Mathematik, Physik und Kosmologie studiert) - und auch schon vorher - wurden aber die Gedanken, die religiöse Inhalte betrafen, in einen separaten Bereich ausgelagert, welcher zwar nicht seine Bedeutung für Entscheidungen im Leben verlor, aber doch für Fragen über "Wahrheit" und "Realität" weniger wichtig wurde.

Was mich immer noch sehr berührt, sind innig religiöse Gesänge und musikalische Kunstwerke aus dem religiösen Bereich. Ich wirkte auch in einem Chor mit, in welchem wir viele sehr ans Herz greifende Gesänge aufführen konnten. Es ist mir kein anderer als der religiöse Bereich bekannt, aus welchem ähnlich große musikalische Werke entspringen.

Sogar heute habe ich noch ab und zu deswegen Probleme ...

Ich bin vor zwei Jahren ausgestiegen und hatte nen harten Weg vor mir. Auch mit Diagnose religiösem Trauma.. bin jetzt noch in Traumatheraphie und arbeite alles auf. Hab schon vieles geschafft aber manchmal kommt noch was hoch

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung