Alltagsbeispiel zum kategorischen Imperativ?

2 Antworten

Also ich kenne nur ein Gedankenexperiment zum Diebstahl dazu.

Der jeweilige Imperativ muss zunächst ohne Widersprüche denkbar und dann ohne Widersprüche wollbar sein.

Geht man von einer Welt aus, in der Diebstahl Normalität ist, lässt sich das zwar denken, aber nicht widerspruchsfrei. Mit Diebstahl als Normalität würde Eigentum seinen Wert als solches verlieren und ohnehin zum Allgemeingut werden, wenn sich jeder eigentlich nehmen kann, was er will, sodass einer, der sich etwas nimmt, nicht klaut, weil es niemandem als der Allgemeinheit gehört. Damit existiert auch Diebstahl nicht.

Damit kann dieser Imperativ nicht gültig sein.

Der einzige gültige kategorische Imperativ lautet, wie du bestimmt weißt: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Kant selbst gibt folgendes Beispiel: Ein Mensch gibt Almosen.

  1. Er tut das, weil er es gern tut.
  2. Er tut das, weil er findet, alle Menschen sollten barmherzig sein und Almosen geben.

Die 1. Motivation ist, überspitzt gesagt, laut Kant moralisch wertlos, denn die Maxime des Handelns -- tun, was man gern tut -- ist als Maxime des Handelns für alle nicht geeignet (wo kämen wir denn da hin, wenn jeder täte, was ihm Spaß macht?). Nur die 2. Motivation steht in Einklang mit dem kategorischen Imperativ (Wortlaut zitiert von Lullaby). Ich finde, erst an den Beispielen, die Kant selbst gibt, merkt man, dass der kategorische Imperativ manchmal nicht sehr menschenfreundliche Folgen hat.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sprachdienstleister