Ab wann kann man von einer schlechten Kindheit reden?
Darf man nur davon reden, wenn man missbraucht, geschlagen, vergewaltigt wurde? Wenn man vielleicht nichts zu essen oder kein Dach über dem Kopf hatte?
Ich selber hatte das alles, wurde nie misshandelt oder sexuell missbraucht. Hatte genug Spielzeug, ein eigenes Zimmer und wusste auch, dass ich von meinen Eltern geliebt wurde. Aber dennoch würde ich von mir nicht behaupten eine schöne Kindheit gehabt zu haben. Dafür hatte ich zu viele schmerzliche Ereignisse, die mich bis heute verfolgen. Seelische Verletzungen, die noch immer an mir nagen. Durch einen aggressiven Vater, der mir manchmal Höllenangst bereitete und einem Elternhaus, das von Streit und Beleidigungen geprägt war. Mein Vater Alkoholiker, der absolut unberechenbar war, was seine Launen anging und meine Mutter, die ich über alles liebe, aber immer wieder in Supermärkten klaute und psychisch auffällig war. Beide arbeitslos. Unsere Wohnung ein absoluter Saustall. Ich hätte die Beiden damals als asozial bezeichnet. Wir waren nie eine normale Familie und das habe ich auch immer wieder von Mitschülern und Außenstehenden zu spüren bekommen. Ich wollte nur dazugehören, aber meine Eltern haben es mir weit bis zum Teenageralter absolut nicht leicht gemacht. Ich wollte nie so werden wie sie und wenn ich an all das zurückdenke, tut es immer noch so weh. Dennoch gab es auch schöne Momente, wo wir zusammen gelacht haben usw. Und ich wusste, dass sie mich trotzalldem immer liebten.
Habe ich also das Recht zu sagen, dass ich keine schöne Kindheit hatte? Materiell gesehen hatte ich so ziemlich alles. Wir konnten uns vielleicht nie das Beste vom Besten leisten, aber es reichte. Ich wurde körperlich nie verletzt. Und viele Kinder hatten es viel schlechter als ich, das weiß ich alles. Deswegen möchte ich auch nicht respektlos oder undankbar wirken, wenn ich so etwas sage. Aber meine Kindheit war geprägt von Unberechenbarkeit und Schmerz. Ich wurde von meinem Vater emotional missbraucht, oft beleidigt, dumm genannt, einmal hat er mir gedroht mich ins Kinderheim zu stecken, Sachen die ich einfach nicht vergessen kann. Ohne meine Mutter wäre es ein Alptraum gewesen.
Deswegen frage ich, WANN ist eine Kindheit eine schlechte Kindheit?
5 Antworten
Denk einfach in dich hinein...Würdst du gerne deine Kindheit nochmal erleben oder eher weniger. Ich finde teilweise wiedersprichst du dich in deinem Text, aber eine schöne Kinderheit definiert sich immer anders. Wir zum Beispiel hatten sehr wenig Geld und konnten nur durch Bekannte "überleben". Das Geld, welches meine Eltern verdient haben, hat immer nur bis zum 20ten des Monats gereicht, obwohl schon sehr viel gespart wurde. Trotzdem fande ich, dass ich eine tolle Kindheit hatte. Ich hatte viel Spaß mit meiner Familie und meinen Freunden und wenn ich mich zurück errinere und die Möglichkeit hätte, dann würde ich sehr gerne das alles nochmal erleben, obwohl es uns finanziell nicht sehr gut ging. Trotz dessen, dass es uns jetzt gut bis sehr gut geht (Beide Eltern seit 3-4 Jahren selbstständig) , würde ich auf finanziellien Wohlstand in der Kindheit verzichten. Ich schätze jeden Euro wert den ich von meinen Eltern erhalte oder den ich selber verdiene (Bin 16), aber meine kleinen Brüder(6 und 8) bedanken sich nichtmal wenn sie eine Ps4 oder IPhone zum Geburtstag bekommen, weil sie so schon aufgewachsen sind. Die kennen das nicht, dass man einfach bei Freunden klingelt um zu fragen ob die spontan rauskommen und Fußball spielen ö.ä und sie werden es auch nie kennenlernen. Genausowenig wenn man mit aufgeschürften Knien nachhause kommt. Die kommen nur nachhause wenn der Akku vom Handy leer geht. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema. Ich hoffe ich konnte dir damit ein bisschen helfen, auch wenn ich eher von meinem Leben erzählt habe.
Denk an deine Kindheit zurück. Welche Erinnerungen überwiegen, oder ist es ausgewogen?
Ich persöhnlich würde deine Kindheit jetzt nicht als schön bezeichnen. Aber ja es gibt auch Kinder deren Kindheit noch schlimmer war.
Wie wäre es wenn du einfach ein Mittelweg findest, statt dich mit dem Gedanken herum zu schlagen ob du das Recht hast deine KIndheit als schlecht zu bezeichnen.
Sag doch einfach das sie nicht besonders schön war.
Hör in dich rein und denk an deine Kindheit zurück. Wenn dir hauptsächlich negative Erinnerungen in Erinnerung geblieben sind und du sie als schlecht empfindest, war sie für dich schlecht.
Für jemand anderen, der Missbrauch und Gewalt erlebt hat, kann diese Kindheit aber gut sein.
Es gibt kein eindeutiges gut oder schlecht. Es ist immer ein bisschen was von beidem und jeder hat eine eigene Empfindung.
Wenn das Kind selbst sie als schlecht empfindet! es gibt leute die auf der strasse bzw in Ghettos gross werden und nichts haben aber trdm sehr zufrieden sind andererseits gibt es leute die luxus zuhause haben aber zu verwöhnt um es zu realisieren weil sie ein weisses anstatt das gewünschte schwarze iphone bekommen, so pauschal kann man das also nicht sagen.
Denke mal solche fälle wie Vergewaltigung oder missbrauch die du da ansprichst gefallen keinem also sprechen die eher für eine schlechte kindheit.
Wenn du deine Kindheit als schlecht bezeichnest, dann ist sie es auch leider gewesen. Du wurdest nicht körperlich misshandelt, aber seelisch. Eine seelische Misshandlung ist kein Kavaliersdelikt, und man trägt davon einen Schaden. Nicht viele Kinder können diese Dinge verarbeiten.
Ein Schaden am Selbstbewusstsein ist fast vorprogrammiert, soetwas zieht weite kreise.
Möchtest du deine Kindheit verarbeiten, könntest du zu einem Psychologen gehen. Möchtest du diese Dinge nicht bewusst mit jemandem besprechen und Dinge bearbeiten die sich tief in dein Unterbewusstsein gegraben haben, empfehle ich dir hier eine Hypnosetherapie.
Wenn du Fragen dazu hast kannst du mich gerne anschreiben.
Lg franci