Wie kann man sich von vergangenen Erfahrungen lösen und Vertrauen fassen?
Als junger Erwachsener bin ich viel unterwegs gewesen, viel feiern, viel Alkohol, Spaß haben. Einige Erlebnisse haben mich sehr geprägt und machen es mir schwer zu vertrauen, obwohl ich heute über 30 bin.
Ich war als Teenager sehr verliebt in einen Jungen. Durch Zufall haben meine damalige beste Freundin und ich ihn am See getroffen. Ich war total happy, hab mit ihm geflirtet, usw. Musste dann aber früher gehen. Am nächsten Tag erzählt mir meine Freundin sie hat mit ihm rumgemacht und sie gehen jetzt miteinander. Sie wusste wie verknallt ich war. Und er hat sie einfach nur "ausgewählt" weil sie da war.
Mit 15: Mit meinem damaligen Freund war ich recht frisch zusammen. Er hatte Geburtstag und hat gefeiert. Ich war aufgrund meines Alters nicht da. An diesem Abend hatte er sein erstes Mal mit einer 20-jährigen, während er mit mir zusammen war. Er hat mich die Tage darauf abserviert. Ein Freund von ihm hat mir die ganze Geschichte erzählt. Mein damaliger Freund war in die andere Frau weder verliebt, noch fand er sie attraktiver als mich, er glaubte einfach nur so schneller S*x zu bekommen, da sie älter war. Ironischerweise wäre ich damals durchaus bereit gewesen, mein erstes Mal mit ihm zu haben, wir haben nur nie darüber gesprochen... Dieser Betrug, einfach weil eine andere Frau "verfügbar" war, hat mir sehr weh getan und scheinbar tiefe Narben hinterlassen.
Ich war in meinen 20er viel unterwegs und habe Bekannte beobachtet, wie sie mit anderen Frauen flirten, obwohl sie eine Freundin zuhause haben. Wie viele skrupellos waren weil die eigene Freundin es ja nicht mitbekommt. Ein Bekannter hatte beim weggehen nur das Ziel Frauen aufzureißen, hat sich dann von seiner Freundin getrennt, weil er ein bisschen rumv*geln wollte.
Ich habe seit über 10 Jahren einen liebevollen Partner. Er war nie ein Aufreißer, der viel flirtet, weder vor mir noch während wir uns kennen gelernt haben. Er hat einfach nur gerne Spaß mit Freunden und trinkt dabei (meiner Ansicht nach) öfter auch mal zu viel.
Wenn er ohne mich unterwegs beim feiern ist, habe ich immer ein schlechtes Gefühl. Ich weiß, dass er mich nüchtern nicht hintergehen würde. Aber habe oft genug erlebt, was Alkohol mit Leuten macht. Ich habe oft gesehen, dass "Verfügbarkeit" ausreichen kann und Menschen sich komplett vergessen, wenn sie trinken.
Ich weiß, dass wir jetzt Erwachsene sind und uns anders verhalten als in der Jugend. Ich weiß, dass mein Partner ein guter Mensch ist und niemand der leichtfertig andere verletzt. Dennoch kann ich diese Erlebnisse aus der Jugend nicht ganz los lassen, sie spuken in meinem Kopf umher und bereiten mir Sorgen.
Hat jemand mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und konnte das überwinden? Wie kann ich mich von vergangenen Erfahrungen distanzieren? Ich finde das unglaublich schwierig und selbst wenn ich es mir logisch vor Augen führe, bleibt dieses Gefühl im Bauch.
Das sind Ereignisse aus meiner Jugend,
3 Antworten
Mir kommt das ziemlich bekannt vor, dass man negative Erinnerungen/Erfahrungen auf die heutige Zeit überträgt und damit zu kämpfen hat. Geht mir gerade so, meine schlechte Erfahrung ist jetzt 1,5 Jahre her. Es war nicht mein Freund aber es war mein bester Freund der Gefühle für mich hatte, aber irgendwie auch nicht wusste was er möchte und immer hin und her gesprungen ist. Ich hatte zeitweise auch Gefühle für ihn, ich hätte einfach nie gedacht das man mit jemanden den man angeblich sehr gern hat so umgehen kann. Er hat mich sehr oft verletzt und mir die Schuld zugeschoben, mich fertig gemacht und ich habe es zugelassen. Aktuell ist das ein harter Kampf mit mir selbst, dass ich mir selbst vertraue und realisiere das er nicht wusste was er möchte und das ganze in Sand gesetzt hat und nicht ich. Das einzige was ich mir vorwerfen kann, dass ich nicht früher was gesagt hab und ihn in den Wind geschossen habe.
Heute habe ich einen Partner der das genaue Gegenteil ist, er ist liebevoll, tut alles damit es mir gut geht und wir sind einfach überglücklich zusammen. Du hast wie du schreibst jetzt ebenfalls einen Partner der das genaue Gegenteil zu deinen vorherigen Partnern darstellt und hast Angst verletzt zu werden. Kann ich nachvollziehen, solche Situationen habe ich selbst aktuell auch noch und hasse mich dann immer dafür das ich was "früher Erlebtes durch eine andere Person" auf eine völlig andere Person übertrage, die dafür nichts kann und mir zudem keinen Anlass bietet so zu denken.
Für dich als Tipp, ich hab mich sehr viel damit beschäftigt das erlebte Revue passieren zu lassen und damit abzuschließen. Das mein bester Freund einfach nicht die richtige Person an meiner Seite gewesen ist und seine Unsicherheit auf mich übertragen hat. Ich hab mich auch viel gefragt, ob ich wirklich glücklich gewesen wäre oder ob´s da schon auch Dinge gab die ich nicht akzeptieren konnte. Ich bin nach wie vor sehr verletzt wenn ich an die Situationen denke die er fabriziert hat und möchte auch keinen Kontakt mehr zu dieser Person, aber ich habe ihm verziehen weil es mir mehr hilft um damit abzuschließen. Es hat lang gedauert, aber mir geht es besser ohne diese Person in meinem Leben und ich denke mir immer er hat was verloren was ihm wichtig ist und muss damit klar kommen, und da muss er sich an die eigene Nase packen denn daran ist er selbst schuld.
Was mir aktuell auch sehr hilft, dass ich mir immer mal wieder die schönen Momente aufschreibe und weiß das ich die immer wieder lesen kann und mich an die Situation erinnern kann, wenn es bei mir mal überhand nimmt mit den schlechten Gedanken. Außerdem sage ich mir jedes Mal aufs neue das mein jetziger Partner anders ist und ich die Zeit lieber genießen soll als in der Vergangenheit festzuhängen. Mach dir mal Gedanken und schreib dir vielleicht auch einfach Situationen auf, wo du Angst hast das eine schlechte Erfahrung sich wiederholt und schau dann wie die Situation tatsächlich ausgegangen ist. Ob deine Sorgen berechtigt waren.
Und ein letzter Tipp der mich immer wieder aus so Phasen rausholt, wo ich meine Gedanken bzw.- Ängste nicht im Griff habe und Angst habe das etwas sich wiederholt. Ich stelle mir einen Moment mit meinem Partner vor, wie er sonst immer zu mir ist und stelle mir die Frage ob er das wirklich tun würde und das ist immer der Punkt wo mir klar wird, dass die schlechte Erfahrung mit einem anderen Menschen zu tun hat und mein Partner mir noch nie den Anlass gegeben hat das er sowas tun würde. Ich hoffe ich konnte dir vielleicht ein bisschen helfen, zumindest kann ich dich gut verstehen, ob dir meine Erfahrung was bringt wie man damit umgeht weiß ich nicht.
Ich hätte auch nie gedacht, dass es mich irgendwann mal so betreffen würde. Ich bin nach außen hin zwar eher ruhiger und zurückhaltender, hab aber immer gewusst was ich kann und was ich bereits geschafft habe und hab da schon ein recht gutes Selbstbewusstsein gehabt bzw. mir wurde immer gesagt von außen sieht es aus als wäre ich selbstbewusst und stark auch wenn ich innerlich mit mir gekämpft habe. Das fehlt mir gerade etwas und möchte ich gerne wieder zurück haben, weil mein jetziger Partner einfach mein größtes Glück ist und ich allen Grund zum glücklich sein habe.
Ja man kann es als Tagebuch zählen, es ist immer regelmäßig das ich es schaffe mal mehr mal weniger, ich schreib schöne Momente rein, Gedanken die ich habe und schreibe dann die Gründe für diese Gedanken meistens mit dazu, denn wenn man mal genauer drüber nachdenkt, weiß man selbst meist sehr genau warum dieser Gedanke gerade zustande kommt und wenn man den Grund für die Gedanken verinnerlicht bzw. in dem Buch liest wird es einem nochmal klarer und man kann besser mit der Situation umgehen wenn man weiß woher das kommt.
Ich kann nach außen hin schon auch extrovertiert sein, fühle mich damit aber nicht immer wohl. Dass ich sehr selbstbewusst wirke, höre ich auch öfter. Da sieht man mal wie man sich täuschen kann und dass wir wohl doch alle eine Fassade haben....
Schreibst du nur Positives auf oder auch Negatives?
Da gebe ich dir völlig recht. Man selbst macht sich Gedanken und denkt die anderen bekommen das bestimmt mit, aber meistens haben die echt ein anderes Bild was sie sehen.
Meistens nur positives, wenn mich etwas negatives zu sehr beschäftigt dann aber auch mal das.
Du solltest dir denk ich psychologische Hilfe suchen, nicht das sich aus diesem schlechten Gefühl noch rasende Eifersucht entwickelt.
Hab auch so einige Erfahrungen in meiner Jugend gemacht die mich nicht loslassen. Bspw. Hat es meine damalige beste Freundin nicht verkraftet das ich nichts von ihr möchte. Sie wusste von Anfang an das ich auf ihre Freundin stehe. Als ich sie nicht küssen wollte weil ich den Korb ihrer Freundin noch zu verarbeiten hatte ist sie innerlich ausgeflippt. Sie hat gute Mine zum bösen Spiel gemacht und hinterrücks den Plan geschmiedet mir mit meinem besten Freund eins auszuwischen. Im Endeffekt hat sie mich dann geghostet und die Freundschaft zu meinem besten Freund zerstört.....
Es gibt einfach solche traumatischen Erfahrungen vor allem in der Jugend. Weil man da noch nicht gelernt hat empathisch zu sein und auch die Gefühle anderer Personen zu sehen.
Das mit der psychologischen Hilfe ist gar nicht so leicht... Ich habe mir eine App zu dem Thema heruntergeladen und versuche mich aktiv mit dem Thema zu befassen. Davor einen wirklichen Therapeuten aufzusuchen habe ich Hemmungen, nicht nur aus finanzieller Sicht...
Manchmal ist es echt verrückt wie vermeintlich kleine Erfahrungen prägen und einem Jahre lang zu schaffen machen...
Da muss ich dich leider enttäuschen, selbst wirst du da kaum rauskommen. Mach den Schritt und geh in Therapie. Die Therapie zahlt die Krankenkasse.
Hast du selbst Erfahrungen mit einer Therapie gemacht?
(Lebens-)Erfahrungen prägen den Menschen. Man kann sie nicht so einfach elimiieren und das ist auch gut und richtig so, denn sie machen einen Menschen nicht nur reifer, sondern auch vorsichtiger, haben also sozusagen auch eine Schutzfunktion.
Deine bisherigen Lebenserfahrungen waren negativ. Das hast du bis in die Gegenwart mitgenommen, was verständlich ist. Nun machst du aber mit deinem Partner eine neue Lebenserfahrung, nämlich eine gegenteilige, eine positive. Du musst diese neue positive Lebenserfahrung in dein Gesamtrepertoire integrieren. Ich glaube, dass du das bisher noch nicht verinnerlicht hast. Nimm dir Zeit dafür: "Gut Ding braucht Weil".
Das impliziert auf der einen Seite, dass du nach wie vor auf der Hut bist und auch bleiben sollst, weil du weißt, es gibt negative Erfahrungen, und auf der anderen Seite ist eine neue hinzugekommen, die dich gelehrt hat, dass es auch gute Erfahrungen gibt, die das Misstrauen verhindern oder zumindest einschränken sollten.
Summa summarum: Positive und negative Erfahrungen laufen parallel nebeneinander her und genau das musst du noch lernen.
Alles ist/wird gut....! :-)
Das stimmt, Erfahrungen machen uns aus helfen uns zu lernen. Manche halten einen aber auch in der Vergangenheit fest und bereiten dadurch Schmerzen...
Ich bin seit über 10 Jahren mit meinem Freund zusammen und mich lassen diese Erfahrungen immer noch nicht los. In gewisser Weise hätte er mehr Vertrauen verdient. Und ich leide immer noch sehr darunter
Wie ich schon schrieb: Du musst lernen, deine positiven Erfahrungen jetzt in deinen Erfahrungsschatz zu integrieren. Dann relativieren sich die negativen Erfahrungen. Du bist sozusagen in der Vergangenheit stehen geblieben, bist aber jetzt in der Gegenwart. Die Zeiten haben sich geändert und deine Lebensumstände auch. Du mußt Anpassungen vornehmen.
Hast du einen Tipp, wie das klappen kann? Aus rationaler Sicht weiß ich das, aber meine Gefühle machen mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung.
Versuche, dir immer wieder das Positive ins Bewußtsein zu rufen. Denke jeden Tag: Ich habe einen tollen, verläßlichen Partner, die Beziehung ist schön usw....
Vielen Dank für deine Antwort und dass du mir deine Erfahrungen geschildert hast. Es tut gut zu wissen, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin und andere auch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben.
Ich habe mich sehr lange gefragt woher meine Vertrauensprobleme kommen und versucht mich selbst zu reflektieren. Ich hätte nicht gedacht, dass Erlebnisse, die soweit in der Vergangenheit liegen und zum Teil nicht mal wirklich bedeutend waren, solchen Schaden hinterlassen können. Damals habe ich das gefühlt sehr schnell abgehakt.
Führst du ein Tagebuch und schreibst dort positive Momente auf? Das ist eine schöne Idee. Bisher habe ich nur Sorgen aufgeschrieben.