Veganer, die Rauchen: wie rechtfertigen sie dieses Verhalten?
Liebe Experten,
Rauchen ist eine völlig unnötige und hochgradig destruktive Aktivität.
Der Tabakanbau kostet jährlich unzähligen Tieren das Leben.
Gleichzeitig rauchen viele Veganer (z. B. Zigaretten oder Tabak).
Wie rechtfertigen Sie dieses Verhalten?
Viele Grüße
Karsten
12 Antworten
Ich kenne viele Veganer, aber kein einziger von ihnen raucht. Wobei das eine auch eigentlich nichts mit dem anderen zu tun hat. Stimme aber zu dass Rauchen in allen belangen destruktiv ist, auch der Anbau von Tabak.
Ich bin schon grundsätzlich deiner Meinung. Auch überflüssiger Ackerbau sollte vermieden werden, da zählt Tabakanbau sicherlich dazu. Allerdings geht es bei Veganismus nicht um Perfektion, sondern um die Annährung an ein Ideal. Perfekt kann niemand sein. Rauchen ohne Tierprodukte als Widerspruch zu Veganismus zu sehen setzt schon sehr hohe Maßstäbe an. Aber wie gesagt, ich sehe das auch so dass man das Rauchen auch wegen dem unnötigen Tabakanbau und seinen Konsequenzen lassen sollte.
Wie unterschiedlich doch die Auffassungen sein können. Mir wiederum erscheint das Rauchen als krasser Widerspruch zum Veganismus, ja, als mit ihm völlig unvereinbar. Wobei ich den Veganismus nach der gängigen Definition meine, nicht nur die Ernährung ohne den direkten Konsum von Tierprodukten.
So unterschiedlich ist unsere Auffassung gar nicht. Aber vielleicht liegt es auch daran dass ich selbst Veganer bin und daher ständig damit konfrontiert werde und mich damit auseinandersetzten muss wo man gezwungen ist Kompromisse zu machen und wo nicht. Da kommt man möglicherweise zu einer anderen Bewertung von Dingen.
Warum muss sich jemand der Vegan lebt anders rechtfertigen als jemand, der Steak mit Spiegelei überbrät?
Ich würde niemals rauchen, mache aber keinem abhängigen Vorwürfe.
Ich würde aber auch keine tierischen Produkte essen, und genau wie beim rauchen mache ich trotzdem keinem Omnivoren Vorwürfe.
Warum andere beleren, die wissen, dass ihr Verhalten nicht soo richtig gut ist?
Lieber suche ich fehler in meiner eigenen Lebenshaltung und versuche selbst besser auf mich und meine Unwelt zu achten.
Dann stelle ich die Frage anders:
Wie vereinbaren Veganer es mit Ihrem eigenen Gewissen, wenn sie Fleischesser einerseits als Mörder bezeichnen und gleichzeitig durch das Rauchen völlig unnötig die Massentötung von Tieren unterstützen?
Nachdem die meisten Veganer auch besonders gesundheitsinteressiert sind (ob ihre Ernährungsweise/Lebensweise dann auch tatsächlich gesünder ist, sei mal dahingestellt), gibt es ansich schon recht wenige die regulär rauchen (den gelegentlichen Joint mal ausgenommen :P)
Die Sache ist, für viele Veganer bedeutet Veganismus einfach, keine tierischen Produkte zu essen. Für einige weitere, keine tierischen Produkte zu konsumieren. Tabak ist einfach kein tierisches Produkt. Die wenigsten gehen tatsächlich so weit, jedes nicht unbedingt lebensnotwendige Produkt aus ihrem Leben zu streichen, bei dem Tiere zu schaden gekommen sein könnten. Ist auch nachvollziehbar, denn dann könnten sie so gut wie gar nichts mehr machen/kaufen. Abgesehen davon, dass Rauchen auch noch für alle Nebenstehenden eine Belästigung darstellt, gibt es auch keinen wirklichen Grund, sich genau das herauszupicken. Was ist mit Autos? Avocados? Jeglichem in Plastik verpacktem Produkt? Shampoo & Duschgel? Alles nicht zwingend lebensnotwendig. Bei allem kommen viele Tiere zu schaden.
Ich denke nicht, dass Rauchen da einer veganen Lebensweise im Weg steht. Persönlich fände ich es schön, wenn alle zu rauchen aufhören könnten. Vor allem in öffentlichen Räumen und an Haltestellen (auch im Freien) ist das jedes Mal wieder eine Qual und nein, im Freien ist es nicht unschädlich. Was ich rieche, nehme ich in meinen Körper auf. Da ist es aber eine Sache der Politik, das zu unterbinden.
Mir, dir oder sonst jemandem ist kein Raucher - egal ob Veganer oder nicht Veganer - Rechenschaft schuldig, warum er raucht.
Danke für Deine ausführliche Antwort.
Ich habe das Rauchen - und das damit verbundene Tierleid - "herausgepickt", weil es mir so besonders unnötig erscheint.
Kein Veganer muss sich für das Rauchen rechtfertigen, aber ich frage mich, wie er/sie das mit ruhigem Gewissen tun kann und gleichzeitig Menschen, die nicht (oder vielleicht besser auch nicht?) vegan leben kritisieren kann.
Naja kritisieren tun ja nicht alle Veganer und Kritik ist auch nicht so schlimm. Man kann drüber nachdenken oder es einfach ignorieren. Anstrengend sind nur jene, die einen penetrant ständig auf die eigenen "Unzulänglichkeiten" hinweisen und versuchen zu bekehren. Ich kenne genau eine solche Person. Ich glaube sie war sogar auch Raucherin. Habe den Kontakt abgebrochen. Bei so jemandem kannst du aber mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ihr logisches Denkvermögen erheblich eingeschränkt ist und du sowieso keine vernünftige Antwort auf deine Frage/Provokation ;) bekommst.
Es ist auch keine Voraussetzung, selbst alles richtig zu machen, um andere zu kritisieren. Ich esse Fleich und kritisiere den Plastikmüll im Meer, bei dem Unmengen an Meerestieren umkommen.
Einige Veganer denken auch nicht wirklich darüber nach, dass am Feld auch viele Tiere sterben bzw. ist das Thema dann damit erledigt, dass man ja essen muss und insgesamt weniger Leid entsteht, wenn man dennoch direkt die Pflanzen ist (stimmt ja auch). Dass Tabak auch von einem Feld kommt, ist in den Köpfen nicht so präsent.
Klar sehe ich die Diskrepanz beim veganen Raucher. Allerdings schätze ich sie ebenso hoch ein, wie die beim urbanen veganen Autofahrer.
Und schlussendlich findet man solche Diskrepanzen bei so ziemlich jedem anderen Menschen auch.
deine frage sollte lauten: wie rechtfertigen sie es, vor die türe zu gehen oder auch nur zu atmen?
denn um das geht es doch: veganern die lebensberechtigung abzusprechen; ihr verhalten als so irre / lebensfeindlich darzustellen, dass man sich selber nur nicht fragen muss, ob sie irgendwo, in einem kleinen punkt vielleicht doch recht haben.
um zu deiner frage zu kommen: erstmal behauptest du was, was so nicht stimmen muss. "gleichzeitig rauchen viele veganer" - woher hast du das? rauchen veganer mehr als die normalbevölkerung?
dann gehst du davon aus, dass veganer alle vegan leben, um tiere zu schützen: nein, tun nicht alle - es gibt unterschiedliche gründe für die lebensweise.
und selbst wenn es um den schutz von tieren geht: tierschützende veganer dürfen sich - genau wie alle anderen - auch noch selber dafür entscheiden, wo sie schützen wollen oder nicht.
Vor die Tür gehen und atmen ist deshalb etwas anderes, weil es notwendig ist. Rauchen dagegen ist völlig unnötig und schadet sogar erheblich.
Wie viele Veganer rauchen, ist tatsächlich unsicher; ich habe nur auf der Seite vegan4love.info/vegan-zigaretten-tabak-rauchen/ gelesen: "Rauchen – Ein Laster, welches auch viele VeganerInnen haben. ..."
Und auf der Seite vegpool.de/wissen/veganer-rauchen.html ist eine Umfrage, "Rauchen Sie?", deren Ergebnis über 50 Prozent "Ja" anzeigt.
Ja, es gibt auch Menschen, die z. B. aus Gesundheits- oder Umweltgründen vegan leben, aber meine Ausgangsfrage ist doch auch für diese beiden Gruppen relevant. Vor allem geht es mir aber um die "Tierschutz-Veganer".
Natürlich dürfen tierschützende Veganer selbst entscheiden, wo sie schützen wollen oder nicht. Ich habe mich nur gefragt, mit welchen Argumenten rauchende Veganer Ihr - mit viel Tierleid verbundenes - Rauchen vor sich selbst und anderen rechtfertigen, wenn sie selbst anderen vorwerfen, Tierleid zu fördern. Das passt doch nicht zusammen, oder findest Du das völlig unproblematisch?
wenn es dir um tierschutz-veganer geht, dann solltest du deine frage in diesem sinn formulieren.
zusätzlich kannst du dir überlegen, wieso sich vor dir überhaupt jemand rechtfertigen muss. erfahrungsgemäß ist der kreis derjenigen, vor denen sich eine person rechtzufertigen hat, recht übersichtlich.
DAS finde ich nämlich äusserst problematisch: von anderen rechtfertigung zu verlangen, wenn man gar kein recht dazu hat.
Nachdem ich folgendes informative Video einer anscheinend sehr angesehenen amerikanischen Veganerin gesehen habe, denke ich, dass Rauchen und Veganismus unvereinbar sind:
https://www.youtube.com/watch?v=himPISoQvJ0
Ein "Veganer", der raucht, ernährt sich vielleicht rein pflanzlich, aber er ist wohl kein Veganer, so scheint es mir.
Er scheint mir in der "Ethik-Hierarchie" sogar noch unter dem nicht rauchenden Fleischesser zu stehen (wenn ansonsten alles gleich ist), denn der Fleischesser befriedigt mit seinem Verhalten zumindest ein notwendiges Bedürfnis (Essen), der "vegane" Raucher nicht.
Dass "viele" Veganer rauchen stimmt möglicherweise auch nicht. Ich habe es von der Seite vegan4love.info/vegan-zigaretten-tabak-rauchen/
Aber es sind sicherlich einige.
Warum schreibst Du: "Wobei das eine auch eigentlich nichts mit dem anderen zu tun hat."? Wenn Veganer Fleischessen als "Mord" bezeichnen. Wie kann man dann gleichzeitig rauchen, was völlig unnötig ist, obwohl durch den Tabak viele Tiere sterben?