Habt ihr teuren Wein getrunken?

Hallo

Habt ihr teuren Wein getrunken?

JA, viele...

Wenn ja, worauf muss man da achten? Habe mal einen für 80€ gekauft, war auch deutlich besser als die billigweine, seitdem trinke ich auch keine billigen mehr. Aber gibt es tricks wie man solche noch verbessert?

Grundsätzlich... der beste Wein ist jener, der einem persönlich schmeckt, egal was er gekostet hat. Auch Weine für 5-10€ können recht schmackhaft sein. Nur sollte man für solche Preise keine qualitativ hochwertigen Weine erwarten.

Eines vielleicht zwischendurch, mit einem Bezug zu einer Deiner anderen Fragen... bei diesem Thema hier verhält es sich mit den Antwortenden nicht anders als bei Trading. 😏 Jeder meint etwas zu wissen oder hat schon Mal etwas gehört und gibt es zum Besten...

Beispiel: Trinktemperatur... Rotweine werden durchaus bei Trinktemperatur getrunken, aber diese Temperatur betrifft die Zimmertemperatur aus den Zeiten, als dieses Sprichwort entstand... da lag sie etwa bei 16-18°C und Weißweine werden immer gekühlt getrunken, ebenso Champagner. Je höher die Qualität, desto weniger gekühlt dürfen sie sein. So solten Champagner beispielsweise nicht bei 6°C, sondern je nach Qualität bei 8-10, evtl. sogar bei 12°C getrunken werden.

Beispiel: Weine müssen atmen... das trifft auf manche zu, bei sehr reifen Weinen wäre es ein Todesstoß. Weine die bereits 40, 50, 60 Jahre oder älter sind und beim Öffnen der Flasche noch vorzüglich sein können, atmen noch genau einmal tief durch um sich dann zu verabschieden. Das kann man sogar im Glas beobachten, wie die Oxidation im Zeitraffer voranschreitet. So genannte Dekanter können für junge Weine genutzt werden. Sie werden dadurch etwas offener und zugänglicher, aber sie verlieren an Fruchtigkeit. Man kann einen Wein auch im Glas atmen lassen. Das bevorzuge ich. Denn so kann man den Wandel des Buketts miterleben.

Zurück zu hochpreisiegen Weinen...

In einer Preiskategorie von 10-20€ und aufwärts lassen sich deutlich hochwertigere Weine finden. ABER... Weine zu genießen möchte erst erlernt sein. WErst wenn der gaumen sich an die Besonderheiten gewöhnt hat und irgendwann auch trockene Weine einen Genuss darstellen, so fängt es an, dass man feinere Unterschiede schmeckt.

Zu einem guten Wein gehört zwingend ein entsprechendes Glas. Der vorzüglichste Wein kann kein Bukett entfalten, wenn das Glas nahezu bis zum Rand vollgekippt wurde. Ein Bukett muss sich entfalten, aber auch im Glas halten können.

Große Unterschiede in Qualität und Geschmack lassen sich beispielsweise sehr schnell und einfach bei Chianti entdecken. Ob 3-5€ oder 10-20€, dazwischen können geschmacklich Welten liegen.

ABER... ein relativ teurer Wein muss nicht automatisch ein leckerer und guter Wein sein. Ein Beispiel... Burgunder, ob Rot oder Weiß, manche der besten trockenen Weine lassen sich in der Bourgogne finden. Dort sind 50€ aber nicht viel für einen halbwegs vernünftigen Wein. Eine solche Flasche kann schnell ein brutaler Fehlkauf sein. Hier zählen 3 entscheidende Faktoren... Jahrgang, Jahrgang, Jahrgang!

Gleiches gilt bei deutschen Weinen, wenn auch oft in einem deutlich niedrigeren Preisniveau. Der deutsche Winzer möchte jedes Jahr, egal wie sich der Jahrgang entwickelt hat, seinen neuen Jahrgang herausbringen, nach Rebsorte, Weinberg, evtl. Parzelle und Jahrgang getrennt... daraus können sich wunderbare Weine ergeben, aber oft sind sie allenfalls 0/8/15, immer gerade wie es der Jahrgang ergibt und das bedeutet nunmal in Deutschland ein meistens allenfalls mittelmäßiger Jahrgang, wenn auch auf Grund klimatischer Bedingungen zunehmend öfters etwas bessere Jahrgänge. In Deutschland würde ich allenfalls nach Weißweinen schauen, aber diese können sehr hochwertig sein. Deutscher Riesling kann zu dem besten der Welt gehören... wenn der Jahrgang passt.

Ich bevorzuge oft Champagner. So man möchte lassen sich Champagner auch exzellent zum Essen genießen. Muss man nicht, man kann aber... Champagner hat den großen Vorteil (speziell im Sommer), dass sie diesen gewissen Touch an Frische mitbringen, den kein Wein, auch kein Weißwein, bieten kann.

UND... Champagner muss nicht teuer sein. Man muss sich nur von großen und bekannten Namen verabschieden und auf Winzerchampagner setzen. Winzerchampagner sind qualitativ nicht nur die bessere Wahl, auch das Preisleistungsverhältnis ist entscheidend besser. Beispiel: Wofür man bei Moet & Co 40-60€ und mehr zahlt, bekommt man in bereits deutlich besserer Qualität ab ca. 25€ bei Winzerchampagner. Einziges Manko, bis auf Champagnerliebhaber kennt in Detschland niemand diese Namen. Für Preise wie 40-60€ bekommst Du unter Winzerchampagner die besten und feinsten Champagner, egal ob Premier Cru, Grand Cru, Jahrgangschampagner, alles was das Liebhaberherz begehrt. Mittlerweile existieren deutsche Importeure die sich auf Winzerchampagner konzentrieren, so dass man im Netz eine große Auswahl finden kann. Mein bevorzugter Importeur ist ChampagnerWorld. Champagner wie von Moet, Pommery oder Veuve Clicquot wirst Du dort jedoch nicht finden. Das ist völlig überteuerte Massenware. Bei reinen Importeuren standen die Flaschen dann auch nicht Wochen oder gar Monate in Verkaufsregalen, Licht und Wärme ausgesetzt...

Aber gibt es tricks wie man solche noch verbessert?

Das Zauberwort bei Wein heißt Jahrgang!

...und bei Champagner sind es die Winzerchampagner!

Die Welt der Weine und Schaumweine ist schier endlos. Am Ende musst Du Deinen Weg finden, was Dir bevorzugt schmeckt und welche Prioritäten Du setzt.

Ja, ein paar Euro mehr können bereits große Unterschiede ausmachen. Das ist aber nicht zwingend so...

Alles Gute Dir... und bleib gesund.

Gruß, RayAnderson  😏

PS.: Noch einen Satz zum Abschluss. Die Geschmacksrichtungen von Wein und Schaumwein sind in der EU genormt, aber sie sind nicht identisch gelistet und grundsätzlich existieren 2 Listen, eine für Wein und eine für Schaumwein. Die Kategorien stellen keine realen Geschmacksrichtungen dar, sondern bilden lediglich stets eine Kategorie eines Restzuckergehaltes ab. Ein Wein in der Kategorie Halbtrocken schmeckt real immer irgendwie trocken. Ein Champagner "Halbtrocken" (Demi Sec) schmeckt bereits süßlich.

Wichtig ist, dass genügend Luft an den Wein kommt. Dazu gibt es z.B. extra flache Karaffen.

Meine Weine kosten zwischen 7 und 90 Euro. Wobei die teuren eine echte Ausnahme sind.

Wir kennen viele Weingüter mit Spitzenweinen und kaufen vor Ort.

Dazu haben wir jährlich eine Weinprobe mit unserem Verkäufer, der weitere Weingüter für uns entdeckt und uns die Weine präsentiert. Er kennt unseren Geschmack.

Ich entdecke auch gerne selbst mit Weinpaketen. Darüber habe ich so manches Schätzchen entdeckt und nachgekauft.

Aktuell dürften noch gut über 100 Flaschen im Keller liegen.

Da ich Jäger und Sammler gleichzeitig bin, wird es auch nie deutlich weniger.

Den teuersten Wein haben wir im Restaurant getrunken und der hat mich erschlagen. Ich habe den nicht ausgesucht, es war die völlig falsche Wahl nach dem vorherigen Wein. Teuer ist nicht zwingend gut, lecker und passend.

Wichtig ist, dass der Wein einem persönlich schmeckt. Das können teure Weine sein, aber auch günstige.

Tests (selber schon gemacht) haben ergeben, dass einem die teuren nicht besser schmecken. Oft ist der günstige Wein leckerer.