Wie findet ihr diesen Kommentar aus der Zeitschrift Capital?
Seit nunmehr fast zwei Jahren erregt sich die Republik immer wieder aufs Neue über zwei Themen: Was gesteht man denen zu, die vom Kapital leben?
Und: Was gönnt man denen, die vom Staat alimentiert werden?
Die Heftigkeit dieser Diskussion hat einen wesentlichen Grund: Hartz-IV-Empfänger wie millionenschwere Privatiers, beide kassieren Geld, ohne dafür arbeiten zu müssen. Und das ist für den arbeitsamen Durchschnittsdeutschen schwer erträglich, ja es löst bei vielen Bürgern regelrecht Hassgefühle aus.
Dieses pauschale Verdammen von arbeitslosem Einkommen verstellt freilich die Sicht auf die ökonomischen Realitäten und ist ein gewaltiges Hemmnis für die Sicherung und Steigerung des Wohlstandes. Denn es verhindert zu unterscheiden, dass in einem Fall das Kapital gesellschaftspolitisch vernünftig eingesetzt wird und im anderen Falle - horribile dictu - eben nicht.
Bei Lichte besehen stellen die Hartz-IV-Empfänger die größte Gruppe der Kapitalisten in Deutschland. Das zeigt ein Blick auf eine Familie mit zwei Kindern, die von Arbeitslosengeld II lebt und damit pro Jahr durchschnittlich 21 600 Euro bezieht. Wer dieses Einkommen (vor Steuern) auf dem Finanzmarkt erzielen möchte, braucht mindestens 540 000 Euro Kapital, wenn man eine realistische Rendite von vier Prozent zugrunde legt. Derzeit gibt es etwa zwei Millionen solcher Bedarfsgemeinschaften, die hochgerechnet zusammen die unvorstellbare Summe von 1080 Milliarden Euro binden.
Gewiss, der Staat finanziert die Sozialhilfe nicht über den Kapitalmarkt, aber die immerhin rund 48 Steuermilliarden, die er den Bürgern in diesem Jahr dafür entziehen muss, verhindern, dass ein Kapitalstock in dieser Größenordnung gebildet und klug in neue Firmen und neue Arbeitsplätze investiert wird.
Die hässliche ökonomische Wahrheit ist: Jeder Hartz-IV-Empfänger konsumiert das Geld, das eigentlich für den Aufbau neuer Arbeitsplätze notwendig wäre. Wer wirkliches Wachstum und neue Jobs für Deutschland will, muss das Kapital dorthin bringen, wo es arbeitet. Nichts bremst unsere Konjunktur so sehr wie Hartz IV.
Klaus Schweinsberg, Chefredakteur
Das Ergebnis basiert auf 2 Abstimmungen
3 Antworten
Allerdings vom rein ökonomischen Ansatz aus betrachtet. Du lässt dann Menschen, die keinen Arbeitsplatz finden, der zum Leben reicht, verarmen oder verhungern und es ist gut für die Wirtschaft. Du lässt keine Flüchtlinge ins Land, die finanziell versorgt werden müssen und es ist gut für die Wirtschaft. Es gibt Länder, die das so ähnlich machen und die reicher sind als wir. Aber wir machen das nicht, weil wir ein Gewissen haben.
Widerwärtigster Sozialdarwinismus, ohne jeden Realitätsbezug. Wer so eine gequirlte Scheiße im Kopf hat und es dann noch für eine gute Idee hält, das öffentlichkeitswirksam zu publizieren, sollte sich dringend professionelle Hilfe suchen.
Nichts.
Was soll jetzt die Alternative sein? 2 Millionen Bürgergeldfamilien ab sofort auf der Straße verhungern lassen, damit Superreiche billiges Geld zum investieren aufnehmen können, um ihren Reichtum zu vergrößern?
Was er albern übersieht ist der Umstand, dass die 48 Mrd. sich ja nicht in Luft auflösen, wenn sie bei den Bedürftigen ankommen, sondern zur Hälfte bei Vermietern landen und zur anderen Hälfte in die allgemeine Konsumnachfrage einfließen und darüber auch wieder zu dem bekannten teil in Form der MwSt zurück an den Staat gehen.