Stimulation eines Nervs löst einen Reflex zum Pinkeln aus?
Ich war unfreiwilliger Zeuge eines Gesprächs zweier älterer Herren im Wartezimmer eines Arztes. Einer klagte dem anderen sein Leid, dass er auf der Toilette eine ganze Stunde benötigt, weil er einfach nicht in der Lage wäre zu Pinkeln. Er sagte, dass es selbst dann nur schwer möglich sei, wenn seine Blase voll ist.
Darauf verriet der andere ihm einen Trick und den fand ich hochinteressant. Er sagte, dass man das Pinkeln auslösen kann, indem man einen Nerv stimuliert. Er meinte, dass dieser Nerv am unteren Ende des Rückens liegt, genau dort wo der Rücken in die Pofalte übergeht. Dort berührt er ganz vorsichtig mit der Fingerspitze nur seine Körperhaare. Diese ganz leichte Berührung seiner Haare löst den Reflex aus. Er erzählte, dass er das schon seit Jahren so macht und dass er keinerlei Probleme mit dem Pinkeln hat.
Ich habe das selbst ausprobiert, aber ich kann immer Pinkeln. Es macht bei mir also keinen Unterschied, ob ich die Nerven an dieser Stelle stimuliere oder nicht. Deshalb hätte ich gern von denen die wirklich etwas davon verstehen gewusst, ob das überhaupt möglich ist. Und wenn es jemand ausprobiert und in der Praxis erprobt hat, dann hätte ich gern gewusst, ob es funktioniert hat.
3 Antworten
Es funktioniert.
Wenn man das ein wenig übt, funtioniert das wie ein bedingter Reflex (danke Pawlow). Die Stimulation braucht also immer weniger starke Reize.
Ich kenne diese Stimulation schon sehr lange, bin aber erst durch deine Frage drauf gestoßen, dass das auch einen wissenschaftlichen Hintergrund hat.
Der Akt des Pinkelns, wenn man sich mal näher damit beschäftigt, ist ziemlich kompliziert. Da muss der Blasenschließmuskel entspannt und die Blasenwandmuskulatur vom Zustand der Erschlaffung in einen tonisierten Zustand überführt werden. Das Ganze mit Hilfe von Nervenimpulsen und so fein aufeinander abgestimmt, das "alles läuft".
Wie fein merkt man erst, wenn eben nicht mehr alles läuft.
Ich habe Gott sei Dank in dieser Hinsicht keine Probleme. Ich habe nur irgendwann, ich weiß nicht wie und warum, festgestelt, dass es mit dieser Stimulation leichter und schneller geht.
Hallo Fuchssprung,
bei der Recherche zu diesem Thema bin ich auf den folgenden Artikel, der sich auf Menschen mit einer Querschnittslähmung bezieht, gestoßen: https://www.der-querschnitt.de/archive/1438. Dort gibt es einen Kommentar der Redaktion vom 20.08.2013 auf eine Frage einer Leserin.
Der Kommentar beschreibt den Mechanismus einer möglichen Neuromodulation, wobei die*der Autor*in hier eher eine neuronale Verbindung mit einem Stimulationsgerät erwähnt.
Es ist denkbar, dass einige Menschen diesen Nervenbereich von außen mit Berührungen zu einem hinreichenden Grad und Moment stimulieren können, dass der beschriebene Mechanismus vielleicht nur leicht angesprochen wird - ein Anreiz auf die Blase entsteht, der es dann möglich macht, die Wasser bewusst fließen zu lassen.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Nach dem ich den Artikel gelesen habe, bin ich noch etwas mehr davon überzeugt, dass der alte Mann mit seinem Tipp Recht haben könnte. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der es ausprobieren kann.
Danke dir!
Vielleicht ist treffen wir eher selten Menschen an, die das auf diese Weise können - doch geht bekanntlich Probieren über Studieren.
Gehen wir aber mal davon aus, dass in dem Bereich alleine durch Bewegung in Kleidung schon sehr viel Berührung entsteht - und doch nicht der Eindruck erwächst, dass die Wasser plötzlich fließen müssten, wenn man sie etwas länger hatte halten müssen.
Es wird umso mehr beobachtet, dass bestimmte Geräusche oder auch körpereigene Erschütterungen (Husten, heftiges Lachen) schon den Wasserfall ausgelöst hatten oder zumindest herbeirufen konnten.
Es gibt noch ganz andere Stimulationspunkte in dieser Gegend ;-) Kleiner Scherz,aber durchaus ernst gemeint ;-)
Danke dir!
Kanntest du das schon vorher oder bist du durch meine Frage darauf gestoßen? Ich meine jetzt nicht die Stimulation an sich, sondern speziell diese Stimulation.