Beschnitten: In welchen Nationen und Religionen ist es üblich?

Das Ergebnis basiert auf 34 Abstimmungen

Ja 53%
Nein 47%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja

Zur ersten Frage:

Im Judentum ist es Pflicht, alle Jungen am achten Lebenstag zu beschneiden. Im Islam ist es ein wichtiges Gebot (keine absolute Pflicht) und nicht an ein bestimmtes Alter gebunden.

Dementsprechend werden in Israel fast 98% aller Jungen beschnitten (bis auf die meisten - nicht alle - der wenigen nicht jüdischen und nicht muslimischen) sowie in allen muslimisch geprägten oder dominierten Ländern ebenfalls die absolute Mehrheit (jeweils bis zu 99%). Darüber hinaus stehen (unabhängig von primär religiösen Motiven) Südkorea und die USA an erster und zweiter Stelle, was den deutlich überwiegenden Anteil beschnittener Jungen und Männer angeht. Weiteres dazu kann man ganz einfach im Netz recherchieren, weil sich seit fast zwanzig Jahren sehr viele Pro- und Kontra-Aktivisten mit dieser Frage beschäftigen - also auch mit der Ausbreitung männlicher Beschneidung und des jeweiligen Anteils beschnittener männlicher Bevölkerung der Länder in der Welt.

Nun zur Umfrage und damit zu mir selbst:

Ich wurde als zehnjähriger christlicher Deutscher mit kleinem Teil jüdischer Vorfahren (dazu siehe unten) beschnitten (low&tight, Frenulektomie: alles glatt und faltenlos). Das ist inzwischen mehrere Jahrzehnte her.

Mit dem Zustand des Beschnittenseins bin ich überaus zufrieden und glücklich.

Ich hatte wiederkehrende, stark juckende Entzündungen an Eichel und innerer Vorhaut (Balanoposthitis) und hatte die Wahl zwischen langfristiger Salbentherapie mit „ungewissem Erfolg“ und einer Beschneidung. Da ich vom FKK auch einige wenige beschnittene Penisse Erwachsener kannte, die ich schon damals attraktiver fand als mein (in Deutschland leider Mainstream)-Zipfelmützending, willigte ich sofort und freudig in meine Beschneidung ein. Sie fiel Low&tight aus, was ich sehr gut fand und finde (zwischen Oberseite der Eichel und der Narbe sind 5 mm inneres Vorhautblatt erhalten; seitlich mehr und unten/hinten über 10 mm).

Zusätzlich gab es einen familiären Hintergrund, der für meine Eltern (und Ihre Haltung, auf die ärztliche Empfehlung zu meiner prophylaktischen Beschneidung zuzugehen) und dann auch für mich und meine sofortige und überzeugte Zustimmung bedeutend war:

Meine Oma hatte eine jüdische Mutter gehabt, die die Nazizeit in Deutschland wie durch ein Wunder mit falschen Papieren überlebt hatte. So bekam ich durch die Erzählungen meiner Oma einen ganz persönlichen „Überbau“ für mein Beschnittensein, den ich bis heute als sehr wertvoll erachte. Obwohl ich evangelischer Christ bin, bedeutet mir diese jüdische Wurzel sehr viel und ich bin froh und stolz, das Zeichen für den Bund Gottes mit Abraham unveränderlich an meinem Körper zu tragen. Obwohl es kein ritueller Akt war, sondern „nur“ ein medizinischer - den allerdings ein Chirurg ausführte, der auch als Mohel für die Jüdische Gemeinde tätig war, weshalb es bei mir ganz entsprechend der Vorschriften der Mischna durchgeführt wurde.

Physisch-körperlich und sexuell bin ich mit meinem Beschnittensein äußerst zufrieden. Und meine seither nicht wenigen Sexualpartner waren und sind es auch. Ich kann es mir nicht besser vorstellen. Es ist Teil meiner Persönlichkeit und meines Selbstverständnisses. Und damit meines individuellen Stolzes.

Das ist meine ganz persönliche Erfahrung. Die unten stehende Angabe zu „Woher ich das weiß“ (dass ich Urologe bin), wurde automatisch ausgefüllt. Sie ist für meine hier ansonsten gegebenen ärztlichen Ratschläge vorformuliert. Auf diese Frage trifft es so nicht zu; hier müsste „eigene Erfahrung“ stehen. Denn es geht nur um meine ganz individuelle Geschichte. Dass diese Erfahrung so gut ist, wirkt sich nicht etwa so aus, dass ich als Arzt Beschneidungen generell befürworten würde. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich sehe jeden einzelnen Fall hochdifferenziert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Mayahuel  14.12.2021, 06:35
Im Judentum ist es Pflicht

sehen sehr viele, aber nicht alle Juden so.

They are assisted by a number of Reform, Liberal, and Reconstructionist rabbis, and have developed a welcoming ceremony that they call the Brit shalom ("Covenant [of] Peace") for such children,[148][143][145] also accepted by Humanistic Judaism.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Brit_milah#Reform_Judaism

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GiladBerlin  16.12.2021, 19:00
@Mayahuel

Du schreibst: „sehen sehr viele, aber nicht alle Juden so.“ - Das ist natürlich richtig, wenn es um die persönlich-individuelle Sicht dieser Juden geht, die weniger als 2 % der jüdischen Bevölkerung Israels ausmachen (und unter den Juden in anderen Ländern sind es noch deutlich weniger). Das ändert jedoch nichts daran, dass es in der jüdischen Religion tatsächlich PFLICHT ist. Mag man sich auch als Einzelne*r davon distanzieren: Es ist eine Berit.

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Mayahuel  14.12.2021, 06:41
Im Islam ist es ein wichtiges Gebot (keine absolute Pflicht)

Kommt drauf an, welchen Muslim man fragt.

The four schools of Islamic law have different opinions and attitudes towards circumcision:[1] some state that it's recommendable,[2] others that it's permissible but not binding,[2] while others regard it as a legal obligation.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Khitan_(circumcision)

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GiladBerlin  16.12.2021, 19:10
@Mayahuel

Weltweit scheint sich unabhängig von diesen vielfältigen Sichtweisen der verschiedenen islamischen Schulen jedoch über alle Zeit gesellschaftlich erhalten bzw. ggf. auch (wieder?) durchgesetzt zu haben, dass die überwältigende Mehrheit (ursprünglich) muslimisch religiöser oder religiös geprägter Menschen und solcher mit entsprechenden kulturellen bzw. soziokulturellen Wurzeln selbst dann die Beschneidung der Jungen (spätestens in der Pubertät) als normativ bzw. obligatorisch betrachten und praktizieren, wenn sie völlig säkular leben.

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Mayahuel  16.12.2021, 19:44
@GiladBerlin

Ich hab keine Ahnung und es gibt auch keine (guten) Daten dazu.

Aber nur Einzelfälle scheinen sie nicht zu sein:

“In Jewish communities there are more [and more men] who are deciding not to get their sons circumcised. Part of that is that more Jews are marrying outside of their faith communities and into cultures where circumcision isn’t the norm.”
For evidence, he points me to Beyond the Bris, which describes itself as a “unique forum for Jewish people who question male infant circumcision.”
The site hosts videos, personal essays and profiles of people rallying against circumcision - often in opposition to their communities, as well as their own families.

https://musliminstitute.org/freethinking/culture/first-generation-jewish-and-muslim-men-conflicted-about-having-their-sons

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Israel, Teile Afrikas und muslimische Länder, aber auch die Phillippinen haben Beschneidungsraten von über 85%.

Beschneidung ist auch in den USA üblich, allerdings werden nach derzeitigem Trend immer weniger Jungen beschnitten, etwa die Hälfte. Es ist also dort mittlerweile genauso üblich unbeschnitten zu sein.

In Südkorea ist es auch verbreitet, etwa 70% der Männer. Das Land hat also noch eine sehr große unbeschnittene Minderheit (ca. 30%), die laut Statistiken auch wächst.

Havellaender02  14.12.2021, 09:33

In den Phillippinen ist meiner Meinung nach die Rate viel höher. In Ghana ist die Rate auch sehr hoch.

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Ärzte kritisieren Gesetzeslage zur Beschneidung von Jungen

Berlin – Auch fünf Jahre nachdem der Bundestag die nicht therapeutische Vorhaut­entfernung an Jungen legalisiert hat, stößt die Entscheidung der Parlamentarier nach wie vor auf heftige Kritik bei Pädiatern, Kinderchirurgen, Psychotherapeuten und Menschenrechtlern. „Medizinisch nicht indizierte Beschneidungen verändern den Körper irreversibel und stehen bei nicht einwilligungsfähigen Jungen nicht im Einklang mit Gesundheitsschutz und Kindeswohl“, sagte Christoph Kupferschmid für die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ).

„Das Beschneidungserlaubnisgesetz lässt Jungen und die Erwachsenen, die aus ihnen werden, den Preis dafür zahlen, dass sich unsere Gesellschaft einer schwierigen Debatte entziehen will“, betonte Victor Schiering, erster Vorsitzender von „MOGiS - Eine Stimme für Betroffene“. Er monierte, Jungen seien per Gesetz ohne jeden wirksamen staatlichen Schutz gestellt. Schiering sieht die Politik aufgefordert, sich „endlich angemessen mit dieser ethisch und menschenrechtlich unerträglichen Situation auseinanderzusetzen.

Kinderärzte: Eingriff oft nicht fachgerecht

Laut dem am 12. Dezember 2012 vom Bundestag beschlossenen Gesetz sind religiöse Beschneidungen an Jungen in Deutschland zulässig. Die Abgeordneten billigten damals nach monatelanger kontroverser Debatte eine Regelung, die den Eingriff erlaubt, wenn er nach den Regeln der ärztlichen Kunst erfolgt. In den ersten sechs Lebensmonaten dürfen allerdings Säuglinge auch von religiösen Beschneidern, die keine Ärzte sind, beschnitten werden. Diese müssen aber laut dem Gesetz dafür ausgebildet sein.   

Daran mangelt es laut den Kritikern des Gesetzes allerdings. „Insbesondere in den ersten sechs Monaten nach der Geburt, wenn sogar Nicht-Ärzte eine Vorhautentfernung vornehmen dürfen, werden Beschneidungen oft ohne ausreichende Betäubung und daher nicht nach den Regeln der ärztlichen Kunst vorgenommen. Die Kinder erleiden dabei unnötige Schmerzen“, kritisierte Kupferschmid von der DAKJ.

aerzteblatt.de

Es gibt aus Sicht eines gesunden kleinen Jungen keinen medizinischen und schon gar keinen ärztlich zu rechtfertigenden Grund ihm seine gesunde Vorhaut, den sensibelsten Teil seines Gliedes, abzuschneiden und dadurch seine sexuelle Selbstbestimmung und genitale Integrität ohne dokumentierte Diagnose irreversibel und schwer zu beschädigen“, sagte Matthias Franz für die Sektion Kinder- und Jugendpsychosomatik der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM).

2012 hatten Vertreter verschiedener Parteien das Gesetz begrüßt. Es sei in Deutsch­land jahrzehntelang nicht ernsthaft bezweifelt worden, „dass sich Eltern straffrei für eine medizinisch fachgerechte Beschneidung ihres Sohnes entscheiden können“, sagte die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).

Frank-Walter Steinmeier – damals SPD-Fraktionschef – hatte betont, es gehe darum, einen Ritus aufrechtzuerhalten, der für die Religionsausübung unverzichtbar sei. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast erklärte seinerzeit, die Beschneidung von Jungen im Säuglingsalter sei konstitutiv für das Judentum. Deshalb wolle sie den Eingriff nicht kriminalisieren. Sie äußerte sich zugleich kritisch zu dem Ritual. „Ich würde mir wünschen, dass sich Religion erneuert“.

Ja

Bin 16.

Die Karte zeigt das ziemlich gut:

Bild zum Beitrag

 - (Männer, Umfrage, Religion)
Ja

Das macht man nicht umbedingt wegen der Religion oder umbedingt wegen dem Land, es ist halt hygienischer.

Länder/Regionen:

Im Nahen Osten/ Türkei, Israel , Nordafrika zum Beispiel.

Religionen : im Islam und Judentum ist das üblich

Therealluck 
Fragesteller
 13.12.2021, 22:32

Russland auch oder eher nicht so?

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johnblaze762  14.12.2021, 00:25
@Aanonym3216

in Russland vor allem in Kaukasus;

Tschetschenien, Dagestan, Turkmenistan, Usbekistan usw

(muslimische Minderheit in Russland), Indien, Australien usw

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SchmerzgeplagDD  14.12.2021, 06:51
es ist halt hygienischer

Nur für Leute die zu faul sind, sich regelmäßig zu waschen.

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Aanonym3216  14.12.2021, 07:03
@SchmerzgeplagDD

davon gibt es viele und auch welche die nicht wissen was Kondome/geschlechtskrankheiten sind

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Frageritikum  14.12.2021, 07:12

Totaler Quatsch!

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Aanonym3216  14.12.2021, 07:18
@Frageritikum

Also ich bin froh drüber, und meine Eltern und ich sind nicht gläubig.
du redest hier von leiden, hab ich noch nie von jemanden gehört... klingt so als hättest du das als unbeschnittener grad erfunden weil es die muslime auch tun

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Frageritikum  14.12.2021, 07:49
@Aanonym3216

Ich habe das nicht erfunden ... das ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass Beschneidung = Genitalverstümmelung = Körperverletzung ist!
Es gibt sehr viele Männer, die ihr Leben lang unter dieser grausamen und menschenverachtenden Verstümmelung leiden!

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Aanonym3216  14.12.2021, 17:09
@Frageritikum

Das sagst du...

wäre vielleicht schön wenn ich selber die wahl gehabt hätte aber ich hätte es sowieso gemacht wenn ich die wahl hätte und als erwachsener bekomm ich mehr mit, dann würde es eine zeit wehtuhen.

ich kann mich ja nichtmal daran erinnern irgendwann als Kind schmerzen gehabt zu haben... das ist ein großer pro.

Vielleicht haben unbeschnittene ganz bisschen mehr gefühle beim sex aber das kann ich nicht wissen und ich bin zufrieden damit.

das kann aber auch ein vorteil sein weil man länger durchhält und man auch befriedigt wird wenn die frau glücklich ist.

Manche frauen finden beschnittene besser, manche unbeschnittene.

Beides hat seine vorteile und ist sicher keine „Verstümmelung“

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Frageritikum  14.12.2021, 18:26
@Aanonym3216

Doch, ist es definitiv. Du willst nur nicht wahrhaben, dass du verstümmelt und ein Opfer von Körperverletzung bist.

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