Blickwechsel - Deine Fragen an einen Schiedsrichter im Amateurfußball

Sonntags steht unser Nutzer hacklberry auf den Bezirkssportanlagen der Republik und achtet darauf, dass auch im Amateurfußball alles fair und den Regeln entsprechend abläuft. Wieso er sich vor weit über einem Jahrzehnt dazu entschlossen hat, Schiedsrichter zu werden, und was er an den Spieltagen so alles erlebt, darüber sprach er im Blickwechsel.

Was hat es damit auf sich?

Mit dem gutefrage-Blickwechsel wollen wir die Möglichkeit für Begegnungen mit interessanten Menschen schaffen. Über den direkten Austausch soll so mehr Verständnis für die Sichtweisen des Anderen erreicht werden.

Denn hinter jeder Antwort auf gutefrage steckt ein Mensch mit einer spannenden Geschichte. Diesen Menschen kannst Du beim gutefrage-Blickwechsel begegnen und dabei versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Denn genau das meint die doppelte Bedeutung des Wortes "Blickwechsel":

  1. Der Austausch von Blicken
  2. Der Wechsel der Sichtweise

Der Blickwechsel fand am Mittwoch, den 9. Juli, von 16 bis 18 Uhr statt. Unser Nutzer hacklberry beantwortete zwei Stunden lang Fragen zu seinen Erfahrungen als Schiedsrichter im Amateurfußball.

Profil von hacklberry

hacklberry stellt sich vor:

Fußball – 22 Mann rennen einem Ball hinterher, und am Ende gewinnt eine Mannschaft oder auch nicht. Eigentlich doch ganz einfach?! Nicht ganz, es gibt da auch noch einen „Spielverderber“. Den Schiedsrichter. Einer davon bin ich. Armin, Ende vierzig, wohnhaft in Berlin, Schiedsrichter seit 2006.

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich denn auf die Idee gekommen bin, Schiedsrichter zu werden? Im Jugendalter habe ich selbst Fußball gespielt, und ehrlicherweise muss man auch sagen, dass meine Fähigkeiten da doch ziemlich limitiert waren. Dem Fußball war ich auch noch danach verbunden, was ich auch bleiben wollte. Als ich dann noch auf der Suche nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung war, hat sich das alles so ergeben.

Da ich damals mit 28 Jahren doch schon ziemlich „alt“ war, um noch Karriere zu machen, war von Anfang an klar, dass ich meine ganze Schiedsrichterlaufbahn fernab der großen Stadien auf den Amateurfußballplätzen, fernab von VAR und Co., der Republik verbringen werde. Ja, es gibt Situationen, die manchmal unschön sind. Mit Kritik, wenn sie denn ordentlich vorgetragen wird, kann ich auch gut leben. Mancher schießt jedoch auch übers Ziel hinaus. Hier muss man aber ganz klar sagen: Für mich haben die positiven Momente auf dem Fußballplatz bisher klar überwogen. Ein Erlebnis mit Gewalt gegenüber dem Schiedsrichter, wie man sie immer wieder hört, hatte ich glücklicherweise noch nicht.

Sicherlich will man im Sport, wenn möglich, immer das Maximum erreichen. Aber man muss eben auch ehrlich sein, dass das auch als Spieler nur die wenigsten erreichen können. Für die Schiedsrichter gilt das mindestens genauso. Bei guten Leistungen hat man zwar auch die Möglichkeiten, in den Ligen aufzusteigen, aber das Gros der Schiedsrichter schafft das, wie auch die meisten Spieler, eben nicht und steht dann Sonntagmittag, bei Bratwurst und Biergeruch auf Dorfsportplätzen, Bezirkssportanlagen und Ähnlichem.

Eingangs habe ich vom „Spielverderber“ gesprochen. Nicht selten ist immer eine Mannschaft – meist die Verlierer – mit dem Schiedsrichter unzufrieden. Selbst kann man ja schließlich nicht schuld sein ;) Gerade in den unteren Ligen darf man aber nicht vergessen, weshalb man dort ist. Weder auf Spieler- noch auf Schiedsrichterseite. Das hat meistens schon seine Gründe. Und alle geben ihr Bestes. Und der Schiedsrichter will auch nicht der „Böse“ sein. Für mich sind die Spiele, in denen man nicht auffällt und auch danach nicht viel über seine Leistung hört, eigentlich die liebsten. Man ist Teil des Spiels. Aber am Ende ist’s immer noch das Beste, wenn die 22 Mann, die dem Ball hinterherrennen, das unter sich ausmachen.

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