Sich selbst immer treu zu bleiben und immer nach den eigenen Grundsätzen zu leben - das bedarf einer Menge Disziplin und Mut. Wobei sich die Frage stellt: WAS sind unsere wirklich eigenen inneren Grundsätze? Alles was wir sind haben wir doch irgendwann irgendwo von Anderen abgeschaut?
Ich bin, wenn ich es recht überdenke, das Ergebnis, die Summe aller Dinge die ich im Laufe meines Lebens erfahren habe.
Stellen wir uns ein neugeborenes Baby vor. Es schreit wenn ihm was weh tut, es schläft oder ist glücklich wenn es die vertraute Nähe seiner Menschen spürt, satt ist und nichts „zwickt“
So. das ist die Basis von der wir alle mal irgendwann gestartet sind.
Dann haben wir gelernt. Wir haben den Dingen Namen gegeben. Wir haben gelernt wie wir uns verhalten sollten um etwas zu erreichen. Wir haben gelernt uns durch Worte zu verständigen. Je nach unserem Umfeld haben wir also alle sehr unterschiedliche Dinge erfahren. Kinder entwickeln sich durch Rollenspiele und Nachahmung ihrer Umgebung. Was sie „weiterbringt“ wird beibehalten, was nichts bringt wird (normalerweise) nicht mehr getan. Es gibt aber auch diese Kinder, die immer und immer wieder etwas „falsch“ machen, die gerne rebellieren.
Auf unserem Weg ins Leben treffen wir auf viele Menschen. Lehrer, Freunde. All diese geben uns ein bisschen was von sich mit auf den Weg. Glücklich kann sichder schätzen, der schon früh auf Menschen trifft, die ihn seiner Natur entsprechend fördern!
WER sind WIR also? Gibt es doch eine Seele in uns, dir irgendwie eine Grundtendenz vorgibt, wie wir auf äussere Einflüsse bei unserer Entwicklung reagieren?
So oder so, aus welchen Gründen auch immer wachsen wir, lernen wir und werden zu dem was wir sind oder glauben zu sein.
Wenn man nun als erwachsener Mensch beginnt, sich mit Gedanken und Umständen zu beschäftigen, die NICHT der gesellschaftlichen Norm entsprechen, dann wird es schwierig... Entweder man zeigt dies wirklich immer öffentlich, dann muss man sich aber ohne Ende rechtfertigen und seine „neue“ Sicht der Dinge verteidigen.
Oder wir leben diese neue Seite an uns in einer Art Doppelleben aus.
Was hilft?
Wenn man wirklich so sehr leidet, könnte man durchaus versuchen dem Druck und Leistungszwang zu entfliehen. Sich einen kleinen Nebenjob suchen, in einem WG Zimmer oder einer Mini Wohnung leben und zumindest für einige Zeit auf viel unnötiges verzichten um dahinter zu kommen was man wirklich will. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber möglich wäre das auch in unserer Gesellschaft! ;-) das wäre auch eine gute Möglichkeit im Freundeskreis die Spreu vom Weizen zu trennen ;-)
Die einfachere Variante:
Sich im privaten Bereich neue Menschen und eine neue Umgebung suchen, die das was wir sind eher widerspiegeln. So können wir weiter in unsere Richtung wachsen und die Kollegin am Tisch nebenan kann uns dann egal sein.
Andererseits können wir dann aber auch die Kollegin SO sein lassen, wie sie eben ist. Mit allen ihren (aus unserer Sicht) Schwächen und Stärken einfach so akzepierten. Weil wir in unserem kleinen persönlichen Umfeld unseren eigenen Weg gehen können.
Leben und Leben Lassen. Akzeptanz anderen Einstellungen gegenüber. Mut die eigene Wahrheit zu sagen. (ich fand das klasse, wie weiter oben geschrieben jemand tatsächlich den Mut aufbringt und dem Chef ins Gesicht sagt „Ich sage nicht, dass sie nicht da sind“ Hut ab!)
Liebevoller Umgang miteinander. Aber zuletzt auch: sich abgrenzen und a little bit of „L.M.D.A.A.“ wenn andere versuchen uns zu sehr in eine Richtung zu beeinflussen in die wir nicht wollen.
Der Schluss den ich aus meinen Zeilen ziehe: Wenn wir unsere Gesellschaft wirklich verändern wollen, dann gibt es nur einen Weg: Die Art uns Weise wir WIR auf die anderen einwirken zu verändern. Wenn wir also etwas als „Gut und Richtig“ erachten, so können wir nur versuchen das anderen auf freundliche, leise, unaufdringliche Art und Weise mit auf den Weg zu geben.
Nun, ich fürchte meine Zeilen sind ein ziemliches Durcheinander. Man könnte ja mehrere Bücher zu dem Thema schreiben ;-) ich hoffe, es waren ein paar hilfreiche Denkansätze dabei?
Ich für mich werde nun den Rat von Berkersheim aufgreifen und mich mit Epikur auseinandersetzen, den kenne ich noch nicht, klingt interessant. Und davon werde ich vielleicht wieder ein wenig beeinflusst und in eine andere Richtung gelenkt werden. That's life.
Lg, Gitti