Du kannst dich lösen. Und zwar von deinen Erwartungen und festgefahrenen Vorstellungen.
Du hast gelernt, dass Treue bedeutet, dass man monogam lebt. Kannst du dir auch vorstellen, zu der Überzeugung zu kommen, dass Treue einfach Ehrlichkeit und bedingungslose Loyalität bedeutet?
Eigentlich zählst du uns hauptsächlich auf, was für Männer deine Frau hatte. Viel interessanter wäre es, wenn du beschrieben hättest, welche Gefühle das in dir auslöst. Auch "kopflastige" Menschen haben schließlich Empfindungen... Fühlst du Eifersucht, fühlst du dich hintergangen...?
Für diese Überlegung und für den Prozess, der jetzt anfangen könnte und auch eine ganze Weile dauern dürfte, spielt es überhaupt keine Rolle, ob du auch so viele Sexualpartner ha(tte)st wie deine Freundin. Vollkommen egal!
Ich mach ein Beispiel: Du triffst Herrn X, von dem du weißt, dass deine Frau drei Jahre lang eine Affäre mit ihm hatte. Deine Frau ist bei diesem Treffen dabei. Was empfindest du? Eifersucht, Rachegelüste, Enttäuschung, Angst....? Möglicherweise denkst du, dass sie jetzt lieber mit ihm als mit dir zusammen (im Bett?) wäre. In diesem Moment ist egal, ob sie das tatsächlich denkt. Wichtig ist nur, dass du das so vermutest.
Und jetzt: Warum machst du ihr diese Unterstellung? Ihre Gefühle sind ihre Sache. Nicht deine. Es ist nicht dein Recht, darüber zu bestimmen. Was du ändern kannst, ist deine Einstellung. Herr X ist ein schöner Mann. Warum sollte sie nicht scharf auf ihn sein dürfen?
An diesem Punkt sollst du jetzt selbst weiter"spinnen". Also konkretes "Was kann Mann dagegen tun?" empfehle ich dir, selbst Engelchen und Teufelchen zu spielen. Wenn du über solche Dinge nachdenkst, dann konstruiere zwei Anwälte in deinem Kopf. Der eine vertritt die eine, der andere die andere Meinung. Ganz wichtig ist, dass immer einer "Und warum?" fragt. Noch besser wäre es, wenn du dich mit anderen austauschen könntest. Vielleicht sogar hier auf Gutefrage.net.... (Stichworte Monogamie, Treue, Polyamorie, Gesellschaft und System...)
Das ist der sicherste Weg zu einer reflektierten (neuen) Meinung.