Man sollte vielleicht einerseits den Gegensatz latent/ manifest, andrerseits den Akt der Manifestation beachten. Bei dem Gegensatz der beiden Adjektive wird deutlich, dass irgendwelche Intentionen im einen oder anderen Modus existieren können. Damit soll gesagt werden, dass manifeste, veröffentlichte Werte und Ziele etwas anderes sind als nur private oder latente Ziele etc. Andererseits geht es um den Akt der Manifestation, z.B. eine Demonstration, aber auch z.B. ein Plakat. In diesen Kontext gehört auch der Begriff Manifest, der "plakative" Texte mit "öffentlicher Wirkung" betrifft. Im 20. Jahrhundert gab es in der Politik, aber auch in der Kunst sehr viele Manifeste, die dann eine mehr oder minder große Wirkung entfalteten.

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Diese Frage hat besonders die Neukantianer beschäftigt, die seit ca. 1870 den Kantianismus erneuern wollten indem sie u.a. seine philosophiegeschichtliche Überlegenheit zeigten. Dazu setzten sie sich mit dem Materialismus (Lange), der Geschichte der Mathematik (Cohen), der Geschichte der Erkenntnistheorie (Cassirer), aber eben auch mit Platon (Natorp) auseinander.

Natorp glaubte, dass Kant eine Art von Idealismus vertreten habe, die den Idealismus Platons modernisiere und vollende. Der Ausdruck "Idee" bezeichne bei Platon wie bei Kant oberste Leitbegriffe unserer Vernunft und impliziere keine Annahme übernatürlicher, außersinnlicher Entitäten.

Genau in diesem Sinne waren aber Platos "Ideen" in der Geschichte der Ontologie von Aristoteles bis ins 18. Jahrhundert meist verstanden worden (vgl. den Artikel von Baltes "Idee" im RAC). Kants Kritik der reinen Vernunft mit ihrer Anbindung aller Begriffe an die Erfahrung galt deshalb auch als ein antiplatonisches, antimetaphysisches Attentat (vergleichbar der franz. Revolution), das eine riesige Diskussion um das Ende oder die Fortsetzung der Tradition auslöste, den sog. "deutschen Idealismus" (vgl. besonders Vieillard-Baron).

Welche Auffassung ist also richtig? Doch wohl eher die Auffassung der Tradition. Die Position des Neukantianismus ist selbst historisch aus dem Materialismusstreit der Mitte des 19. Jahrhunderts erwachsen, woraus sich auch seine historischen Verzeichnungen erklären. (Zum Materialismusstreit s. die Sammelbände von K. Bayertz)

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Ich zog mir einen Falken länger als ein Jahr. Da ich ihn gezähmt hatte, so wie ich ihn haben wollte, und ich ihm sein Gefieder mit Gold schön geschmückt, da hob er sich in die Höhe und flog in ein anderes Land.

Seitdem sah ich den Falken schön fliegen: Er führte an seinem Fuße seidene Riemen, und es war in seinen Federn rotgoldenes Licht. Gott sende die zusammen, Die gerne geliebt sein würden!"

Der von Kürenberg um 1160 übersetzt von Inga Schnekenburger 2003

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Die beste Antwort steht nicht in Wikipedia, sondern bei T. Irwin, Plato's moral philosophy sowie in dem kleinen Sokrates-Artikel von O. Gigon im Artemis-Lexikon der Antike (wenn man den neuen Überweg nicht berücksichtigt). Aus all diesen Werken kann man entnehmen, (1) dass Sokrates eine Wende in der griechischen Philosophie bewirkte und (2) dass via Platon (u.a.) seine Impulse bis heute weiterwirken.

Ein gutes Beispiel ist die Frage der Akrasie oder Willensschwäche: Ist es möglich, dass man etwas, was man für gut hält, nicht tut? Sokrates bezweifelte das; es wird unter der Rubrik "weakness of the will" noch heute diskutiert. Man muss sich nur einmal die strafrechtlichen Folgen ausdenken (vgl. Kraut, Socrates and the state; alle Handlungen sind vorsätzlich), um zu sehen, dass das ein ganz vitaler Punkt ist.

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Wer hat denn schon mal Philosophie studiert von all denen, die auf diese Frage geantwortet haben?

Offensichtlich gibt es ein Klischee (Vorurteil) über Philosophie, das relativ wenig mit der Praxis zu tun hat. (So ist es allerdings bei anderen Disziplinen an der Uni auch). Antworten aufgrund eines positiven oder negativen Vorurteils sind aber wenig wert.

Ich würde empfehlen, bei einem Philosophielehrer oder jemandem nachzufragen, der wirklich Erfahrung hat.

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Die wichtigste Darstellung der nomos-physis-Antithese stammt von Fritz Heinimann. Er zeigt (im Anschluss an Gomperz u.a.), wie im antiken Griechenland nach der Entwicklung des Naturbegriffs (im 6. Jahrhundert) im 5. Jahrhundert die menschlichen Einrichtungen als "konventionell" kritisiert werden. Die Natur ist konstant, die menschlichen Dinge sind variabel; also: warum soll man nicht auch die Polis reformieren? So fragten die Sophisten.

Die Gegenbewegung der Sokratik versuchte dann feste Richtlinien für Verfassungen etc. zu gewinnen. Diese Linie radikalisierte Platon indem er die Annahme fester Begriffe zur Bedingung vernünftiger Rede überhaupt erhob.

Von da aus war es nur ein kleiner Schritt zur Frage nach der Natur der Sprache. Im Kratylos fragt Platon, ob die Wörter ihre Bedeutungen konventionell oder natürlich (d.h. aufgrund von Ähnlichkeit mit den Dingen) tragen. Wenn ein Hund z.B. in einer Sprache "Wau-Wau" hieße (oder eine Katze "Miau") läge eine "natürliche Bezeichnung", bei "Hund", "dog", "chien", "kyon", "canis" etc. läge eine konventionelle Bezeichnung vor.

Aristoteles hat beide Aspekte in seinem klassischen Modell in De Interpretatione verbunden: die Beziehung zwischen Sache und Bild im Geist des Menschen ist natürlich, die Beziehung zwischen sprachlichem Zeichen und Bedeutung (für Aristoteles = Bild im Geist des Menschen) ist konventionell.

Der nächste Schritt, der allerdings erst im 18. Jahrhundert breit diskutiert wurde, ist die Frage nach dem Ursprung der Sprache: ergibt sie sich aus der Natur des Menschen oder ist sie künstlich geschaffen? Von dieser Frage aus entwickelt sich dann die moderne Sprachwissenschaft seit dem 19. Jahrhundert.

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Als rationale Antwort böte sich an (auch wenn danach nicht gefragt ist): Logische Allsätze, ob positiv oder negativ, sind logisch gleich uninformativ. So sind z.B. als Antwort auf die Frage: Was gibt es? (Quine) die Antworten "alles, was es gibt" und "nichts, was es gibt" gleich uninformativ. Etwas formaler könnte man sagen, dass nonkontingente Aussagen logisch, aber uninformativ sind.

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Es handelt sich um 2 Antworten auf die Frage nach dem Objekt der Erkenntnis: im einen Fall erkennen wir Gegenstände, im anderen Konstruktionen der Gegenstände (Bilder). Man könnte also auch von Realismus und Idealismus (Bildtheorie) sprechen. Die Unterscheidung naiv/ kritisch kann man in beiden Fällen anbringen, je nachdem, wie gut begründet die Position ist (letztlich handelt es sich dabei meist um eine Geschmacksfrage).

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Hedonismus, Intuitionismus,Utilitarismus,gemäßigter Utilitarismus (Mischung mit Intuitionismus). So in etwa würden diese Positionen etwa von Frankena, Moore, Sidgwick etc. klassifiziert werden. Es geht um die Erkenntnis moralischer Regeln einerseits (intuitiv +/-) und um die Rolle der Folgen für die Bewertung einer Handlung andrerseits (Konsequentialismus +/-). Daraus ergibt sich dann die Einordnung der 4 Ansätze.

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Fehlerhafte Selbsteinschätzung in positiver oder negativer Richtung hat dieselbe Basis. So lautet ungefähr die profane Übersetzung dieses (viel schöneren) Sprichworts. Anders gesagt: Wer sich überschätzt, ist dumm, weil er seine Grenzen nicht erkennt. Ganz richtig und beinahe "dialektisch" (aber volkstümlich) formuliert.

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Eine dumme Frage: Ist Aramäisch nicht die Reichssprache des Perserreiches? Dann wäre doch das Wort "Gott" in dieser Sprache natürlich geprägt von der herrschenden Religion des Achaimenidenreiches, das seit dem 6. Jahrhundert den Alten Orient dominierte (Kyros befreite 535 die Juden aus Babylon). Diese Religion ist aber der Zoroastrismus, in dem die Wörter für "Gott" vielleicht "Ahuramazda", "Ahriman", "Daevas", "Amesha Spentas" o.ä. lauten würden.

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es kommt auf die Definition des Utilitarismus an. Wenn die Frage ist: Was macht eine Handlung gut/ schlecht? Die Absichten, der Akt selbst oder die Folgen? Dann votiert der Utilitarismus für die Folgen. Nun sind die Folgen der Abtreibung für den Foetus zweifellos schlecht, für die Mutter eventuell gut. Der Nutzenkalkül sollte also bei der Formel (Nutzen x Wahrscheinlichkeit=Präferenz) aus Sicht des Foetus klarerweise gegen die Abtreibung, aus Sicht der Mutter nur unsicher für die Abtreibung sprechen.

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Was bedeutet eigentlich "Bewußtsein"? Davon hängt doch wohl die Beantwortung dieser Frage ab. Wir sollte eine Liste der Bedeutungen von "Bewußtsein" aufstellen und dann die entsprechenden Antworten überprüfen.So z.B. "Wachen", "Merken", "Aufmerksamkeit", "Intentionalität", "Empfinden", "Reflexion", "Wissen, dass man weiß" etc. Also, was meint man eigentlich? Dass es keineswegs müßig ist, solche Unterscheidungen zu machen entnimmt man z.B. aus Pongratz, Problemgeschichte der Psychologie, wo die begrifflichen Schwierigkeiten der Psychologie in historischer Perspektivedeutlich werden.

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*gegenüber allen Antwortversuchen möchte ich nur formal bemerken, dass hier die Sinnfrage selbst in Frage gestellt wird. (Was ist der Grund, warum Leute nach dem Sinn fragen?) Dazu die Rückfrage: Ist es nicht toll, dass wir so etwas überhaupt fragen können? Und wo hört die Infragestellung auf? (Warum fragt jemand, warum Leute nach dem Sinn fagen etc.?) Ich will hier nur auf die Logik verweisen, die hinter diesem Vorgang steht. Es ist die Iteration des Zweifels. Darüber sollte man eigentlich nachdenken. *

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Eine sehr gute Frage, wenn man sie historisch angeht. Die griechische Literatur in ihren Phasen Epos, Lyrik, Drama, Prosa einschließlich der Philosophie ist nur aus der Auseinandersetzung mit Homer und d.h. mit dem Mythos zu verstehen. Da die europäische Literatur und Kultur über Rom und das Christentum davon abhängig ist, gilt für sie dasselbe. Man braucht nur an die Allegorese des Mythos in ihren vielen Varianten seit der Antike zu denken, um zu sehen, dass die ganze europäische Tradition einschließlich der Traditionskritik aus dieser Filiation erwachsen. Ein Blick in die eben erschienene Neuausgabe der Schriften von A. Warburg, des Begründers des kulturgeschichtlichen Programms der Erforschung des Nachlebens der Antike bringt sehr viele Analysen zu sehr vielen Einzelbeispielen dieses kulturellen Zusammenhangs.

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Der Ausdruck "Humor" ist aus der Medizin in die Rhetorik und dann Ästhetik gerutscht und zwar im Zuge der Musealisierung der antiken Humoralpathologie, die die "humores" (Körpersäfte) für alle Krankheiten verantwortlich machte. Nach der Entdeckung des Blutkreislaufs durch Harvey wurde der Term "Humor" hauptsächlich ästhetisch verwendet, z.B. in der Komödie "Every man in his humour" von W. Congreve. Angesichts dieser Begriffsgeschichte wundert es nicht, dass eine genaue Bestimmung des Begriffs Humor schwierig ist.

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