Bei der Theorie der Wilson-Zyklen wird davon ausgegangen, dass die Entstehung neuer Lithosphäre (Gesteinskruste der Erde) an den Rift-Valleys (Spreadingzonen) und das Verschwinden von Lithosphäre an den Tiefseegräben (Subduktionszonen) ein in sich geschlossener sich wiederholender Kreislauf sei mit einer in ihrem Umfang und Volumen gleich bleibenden Erde. Dem stehen etwas andere Tatsachen gegenüber, die wir uns nachher noch ansehen.
Zuerst sollst Du die Theorie selbst erklären können. Das ist so wie Flash-Effekt schreibt:
Zu Beginn entsteht ein Grabenbruch, nach Wilsons Theorie durch Konvektionsströme im Erdmantel, die angeblich einen Kontinent einfach irgendwo auseinander brechen können. Dass es Grabenbrüche auf Festländern und auch im Meeresboden gibt, ist keine Frage. Dass hier Konvektionsströme nach oben dringen, ist auch sehr wahrscheinlich. Sie sind jedoch sekundär und können nicht die Entstehungsursache eines Grabenbruches sein, was aber damals von John Tuzo Wilson angenommen wurde.
Die Grabenbrüche in den Mittelozeanischen Rücken heißen Rift Valleys. Darin drängt Erdmagma nach oben, denn durch die Auseinanderbewegung der Meeresbodenplatten entstehen immer wieder neue Spalten, die von der austretenden Lava verfüllt werden, die dann zu Basalt erstarrt. So bildet sich ständig neuer Ozeanboden, manchmal schnell, manchmal langsam. Diesen Vorgang nennt man Seafloorspreading.
Wenn das anfänglich innerhalb einer sich aus irgendwelchen Gründen öffnenden Landmasse geschieht in großen Ausmaßen, kann der Graben so lang und tief werden, dass von den Küsten her Wassermassen eindringen und ein junger Ozean entstehen kann. Von der Entstehung des Atlantischen Ozeans weiß man schon lange, dass das so gewesen sein muss (siehe Paleomap SCOTESE Jurazeit und Paleomap Jura von Ron Blakey).
Da es an den Rändern des pazifischen Ozeans viele Subduktonszonen gibt, an denen der Ozeanboden mitsamt der darauf liegenden Sedimentdecke in die Tiefe geschoben wird, nahm John Tuzo Wilson an, die Fläche des Pazifischen Ozeanbodens würde dadurch kleiner werden. Das stimmt aber nicht, denn im Pazifik liegt der Ostpazifische Rücken, ein Mittelozeanischer Rücken mit der höchsten Spreadingaktivität und damit der höchsten Ausdehungsgeschwindigkeit auf der ganzen Erde. Der Pazifische Ozeanboden wird also trotzdem größer, trotz der Subduktion an seinen Rändern, die mit der Ausdehnungsgeschwindigkeit am ostpazifischen Rücken deshalb nicht Schritt halten kann, weil das Volume der Erde von innen her zunimmt und damit auch der Umfang. Davon wusste John Tuzo Wilson aber noch nichts und das ist NICHT Teil seiner Theorie. Ganz im Gegenteil, die Theorie der Wilson-Zyklen behauptet, die Erde würde ihre Größe durch das Abtauchen an den Subduktionszonen beibehalten. Sie wurde geschrieben, als man vom ostpazischen Rücken mit seiner hohen Spreadingaktivität noch nichts wusste (siehe geotektonische Karte).
Richtig an der Theorie ist trotzdem, dass es Platten gibt, die sich aufeinander zubewegen. Die Afrikanische Platte bewegt sich nach Norden gegen die Eurasische Platte und das Mittelmeer wird dadurch zusammen geschoben. Das bezeichnet man nach John Tuzo Wilson als Schrumpfungsstadium, ein Meer kann jedoch nicht schrumpfen, sondern die sich aufeinander zu bewegenden Platten lassen dem Meer immer weniger Raum.
An einer anderen Stelle muss eine kleinere Kontinentalplatte, die indische Platte, so stark gegen die Eurasische geschoben worden sein, dass es dazwischen kein Meer mehr gibt (früher war hier das Tethys-Meer) und die Landmassen sich vereinigt haben. Durch den Druck wurden die Faltengebirgsketten des Himalaya gebildet und gehoben. Wo früher einmal das Tethys-Meer war, fließt heute der Ganges im Gangestiefland. Diese Stelle
nennt man Kollisionsstadium.
Ein tatsächlich stattfindender Kreislauf lässt sich daraus aus heutiger Sicht nicht mehr ableiten, seit man weiß, dass die Pazifikflächen auch wachsen und seit die Theorie der Konvektionsströme durch Theorien von hot-spots, mantle-plumes usw. abgelöst wurden, und man erkannt hat, dass das Auseinanderdriften der Pangäa eine andere Ursachen haben muss und die Konvektionsströme allein das nicht bewirkt haben können.